Chemieverbände Hessen: Umsätze leicht gestiegen
Für offene Märkte und mutige Innovationspolitik
Die Umsätze in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen sind im Jahr 2017 um 1% gestiegen. Über die aktuellen Branchenzahlen hat Helmut Prestel, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Hessen im Verband der Chemischen Industrie (VCI Hessen), bei der Frühjahrspressekonferenz der hessischen Chemieverbände berichtet. Laut aktueller Branchenumfrage werden die konjunkturellen Aussichten für das laufende Jahr mit „gut“ bis „zufriedenstellend“ bewertet.
Die Umsätze in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen entwickelten sich mit einem Plus von 1,0% im Vergleich zum Vorjahr positiv und stiegen auf 25,8 Mrd. EUR. Faktisch unverändert blieben die Umsätze im Ausland mit rund 17,7 Mrd. EUR. Das Inlandsgeschäft brachte einen Zuwachs von 3,0% auf knapp 8,2 Mrd. EUR.
Die klassische Chemie in Hessen legte in 2017 um 2,2% auf 14,2 Mrd. EUR zu. „Dieser Zuwachs in der Chemie wurde ausschließlich vom Auslandsumsatz getragen“, merkte Prestel an. Die pharmazeutische Industrie hingegen stagnierte bei einem Umsatz von 11,6 Mrd. EUR, wobei der Inlandsumsatz um 6,3% auf 4,1 Mrd. EUR anstieg, der Auslandsumsatz jedoch ein Minus von 3,9% auf 7,5 Mrd. EUR zu verzeichnen hatte. Hauptgrund hierfür war die starke Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar.
Trotz der schwierigen Umstände − wie steigende Energie- und Rohstoffkosten oder Unsicherheiten durch potenzielle Handelskonflikte und Brexit-Folgen − blickt die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen grundsätzlich positiv auf das laufende Geschäftsjahr. 43% der befragten Unternehmen planen mit einer Steigerung ihrer Produktion. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (54%) rechnet mit einem Umsatzzuwachs, aber nur 24% erwarten eine bessere Ertragssituation. Als Grund hierfür werden nachteilige Währungseffekte im Auslandsgeschäft sowie die volatile Rohstoffpreisentwicklung genannt. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage des Arbeitgeberverbands Hessenchemie hervor.
Insgesamt rechnet die Branche in Hessen mit einem Umsatzwachstum von 3,0% in 2018.
Risiken und mögliche Belastungen
Prestel benannte einen florierenden Welthandel und offene Märkte als zentrale Faktoren für einen globalen Aufschwung. Protektionistische Tendenzen bereiteten der Pharma- und Chemiebranche Sorgen. „Ein Ende potenzieller Handelskonflikte ist derzeit nicht in Sicht“, führte Prestel aus. Neben diesem Aspekt sorge sich die Branche auch um den Brexit. Zunehmende Regulierung und Bürokratisierung seien für die Wachstumsperspektiven Europas abträglich. Ein weiterer Sorgenfaktor sei die stark ausgabenorientierte Haushaltspolitik der neuen Bundesregierung, die auf eine immerwährende positive konjunkturelle Lage spekuliert.
Forderungen an die hessische Politik
Die chemisch-pharmazeutische Industrie sehe die Landesregierung in der Pflicht, sich für eine mutige Innovationspolitik einzusetzen. Dazu gehöre insbesondere eine zukunftsorientierte und nachhaltige Bildungspolitik, die auch die Berufsschule stärkt, eine steuerliche Forschungsförderung für alle Unternehmen sowie der Schutz des geistigen Eigentums. Ferner bedürfe es endlich einer klug umgesetzten Energiewende, die die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im globalen Kontext im Blick halte. „Für die im internationalen Wettbewerb stehende Industrie ist diese Mehrbelastung kritisch“, führte Prestel aus. Weiter forderte er eine Klärung, wie die deutlich steigenden Kosten des verstärkten Ausbaus der Erneuerbaren Energien getragen würden. Hierzu gäbe es bisher keine Hinweise seitens der Politik.
Zu vielfältigen Themen im Bereich der Gesundheit setze sich die Landesregierung gemeinsam mit den hessischen Pharma- und Medizinprodukte-Unternehmen, der IG BCE Hessen-Thüringen und den hessischen Hochschulen in der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen seit 2013 ein. Antriebsfeder sei ein hohes Versorgungsniveau sowie eine leistungsfähige Gesundheitsindustrie in Hessen.