US-Chemieindustrie erwartet moderates Wachstum für 2014
15.04.2014 -
Die US-Wirtschaft hat sich im Jahr 2013 beschleunigt erholt. Dabei war das zweite Halbjahr 2013 eine der wachstumsstärksten Phasen dieses Aufschwungs. Das Bruttoinlandsprodukt der USA stieg im Gesamtjahr um 1,9 % (Grafik 1). Die Industrieproduktion legte um 2,2 % zu. Die Automobilproduktion stieg sogar um 7,2 %. Die Bauindustrie knüpfte an die positive Entwicklung der vorhergehenden Jahre an. Dies wirkte sich positiv auch auf das Chemiegeschäft aus. Die Nachfrage nach Chemikalien stieg deutlich. Obwohl die Pharmaproduktion erneut rückläufig war, erzielte die Branche ein Produktionswachstum von 1,1 %. Die Chemieproduktion allein stieg sogar um 3,0 % und ist damit auf gutem Weg an das Vorkrisenniveau anzuknüpfen. Für das laufende Jahr sind die Perspektiven gut. Die Erholung der US-Wirtschaft wird sich in den kommenden Monaten beschleunigen. Hiervon wird auch das Chemiegeschäft profitieren.
Produktion wächst moderat
Die Weltwirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 hat tiefe Spuren in der US-Chemie hinterlassen. Im ersten Quartal 2009 lag die Chemieproduktion fast 16 % unter dem Niveau des Vorjahres. Im Jahresverlauf 2009 setzte eine rasche Erholung ein, die sich allerdings bereits 2010 nicht weiter fortsetzte. Die Dynamik im Chemiegeschäft blieb bis Ende 2013 gering (Grafik 2). Im Zuge der Krise ging der Absatz in wichtigen Kundenbranchen, z.B. im Automobilbau, stark zurück. Entsprechend gering war die inländische Nachfrage nach Chemieprodukten. Der vergleichsweise „starke" Dollar erschwerte die Ausfuhren.
Dies allein erklärt aber nicht die Entwicklung, da die Industrieproduktion seit Mitte 2009 kontinuierlich ansteigt. Auch verbessern die niedrigen Energie- und Rohstoffpreise die Wettbewerbssituation der Branche. Insbesondere Strom und Gas sind auf Grund der Förderung von Schiefergas sehr günstig. Ein Blick auf die Chemiesparten erklärt die niedrige Dynamik der Gesamtbranche. Viele Sparten zeigten im Jahr 2013 ein deutliches Wachstum (Tab.: 1). Die Hersteller von Konsumchemikalien konnten die Produktion um 5,8 % ausdehnen. Bei den industrienahen Fein- und Spezialchemikalien war die Dynamik ähnlich hoch (5,6 %). Die Grundstoffindustrie wuchs deutlich verhaltener. Während die Polymerproduktion im Jahresverlauf zulegte (1,9 %), mussten die Hersteller von Anorganika nach kräftigen Zuwächsen im Jahr 2012 Rückschläge verbuchen (-3,9 %). Schwach entwickelte sich erneut das Pharmageschäft. Nach Rückgängen im Jahr 2012 lief es auch im vergangenen Jahr nicht rund. Die Produktion amerikanischer Pharmaprodukte sank um 2,7 %, dabei flachte sich der Abwärtstrend allerdings ab.
Insgesamt war der Start in das laufende Jahr verhalten. Die US-Chemieproduktion konnte zwar einen Zuwachs von rd. 0,5 % gegenüber dem Vorjahr verbuchen, im Vergleich zum vierten Quartal 2013 stieg die Produktion jedoch nicht.
Preisanstieg flachte ab
Im Jahr 2013 erreichten die Chemikalienpreise im US-Chemiegeschäft ein neues Rekordniveau (Grafik 3). Seite Mitte 2009 stiegen die Preise - mit kleineren Unterbrechungen - nahezu kontinuierlich an. Nach der Krise stiegen sowohl die Nachfrage nach Chemieprodukten als auch die Preise für Öl- und Gas. Mitte 2013 stoppte der Aufwärtstrend und die Preise gingen in der zweiten Jahreshälfte sogar zurück. Dennoch kosteten im Gesamtjahr chemische Erzeugnisse rd. 1,4 % mehr als ein Jahr zuvor. Zuletzt gelang es den Unternehmen aber auf Grund der verbesserten Auftragslage wieder leichte Preiserhöhungen durchzusetzen.
Stagnierende Umsätze, mehr Jobs
Nach der Krise erholten sich die Umsätze der US-amerikanischen Chemieproduzenten rasch. Seit Anfang 2011 befanden sich die Umsätze allerdings im Sinkflug (Grafik 4). Mitte 2012 stabilisierte sich die Situation und die Umsätze konnten wieder leicht zulegen. Dennoch lagen sie im Jahr 2012 noch 1,4 % unter denen des Vorjahrs. Im Jahr 2013 war die Dynamik gering, so dass der Gesamtumsatz der Branche stagnierte (-0,1 %). Im Kerngeschäft mussten die Unternehmen sogar ein Minus von 0,4 % verkraften. Hier machte sich das rückläufige Geschäft mit den Anorganika bemerkbar. Das Pharmageschäft konnte hingegen ein Umsatzplus von 0,8 % verzeichnen.
Die Erholung der US-Chemie zeigte sich auch in den Belegschaftszahlen. Im Gesamtjahr 2013 stieg die Zahl der Beschäftigten um 1,2 %. Anfang 2014 setzte sich der Aufwärtstrend fort. Derzeit beschäftigt die Branche rd. 796.000 Mitarbeiter. Das sind - trotz der Zuwächse im vergangenen Jahr - immer noch knapp 50.000 Mitarbeiter weniger als vor Beginn der Weltwirtschaftskrise im August 2008.
Ausblick: Moderater Aufwärtstrend im Chemiegeschäft
Die US-Wirtschaft ist gut ins Jahr 2014 gestartet. Die negativen Effekte der Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen werden in den kommenden Monaten weiter nachlassen. Eine verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt wird den Konsum beleben. Zusätzliche Wachstumsimpulse kommen aus der immer noch expansiven Geldpolitik. Die Erholung der US-Wirtschaft wird sich im laufenden Jahr beschleunigt fortsetzen.
Für das Chemiegeschäft sind die Aussichten daher gut. Günstige Energie- und Rohstoffpreise auf Grund umfangreicher Schiefergasförderung verbessern die Wettbewerbsfähigkeit der Branche - nicht nur im Exportgeschäft. Die US-Industrie ist auf Wachstumskurs. Die für das Chemiegeschäft wichtige Bauindustrie wird im laufenden Jahr weiter wachsen. Die Nachfrage nach Chemikalien wird daher ausgedehnt. In der Folge wird sich der moderate Aufwärtstrend in der Chemieproduktion fortsetzen. Für das Gesamtjahr 2014 erwartet der Verband der Chemischen Industrie daher ein Produktionsplus von rd. 2,0 %.
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