Überstunden in Deutschland
Arbeitszeitmonitor 2016: Zahl der Überstunden sinkt um 14%
Überstunden gehören in Deutschland zum Berufsalltag, doch sie werden weniger. Laut dem Arbeitszeitmonitor 2016 sind sie um 14% zurückgegangen. Demnach arbeiteten Beschäftigte im Jahr 2015 im Durchschnitt 3,73 h länger in der Woche – 2016 sind es nur noch 3,21 h.
Immer weniger Berufstätige sind von längeren Arbeitszeiten betroffen: Während im Vorjahr 63% der Arbeitnehmer Überstunden leisteten, sank deren Zahl in diesem Jahr auf 61%. Für den Arbeitszeitmonitor der Vergütungsanalysten Compensation Partner wurden im Zeitraum der vergangenen zwölf Monate 256.347 Datensätze ausgewertet. Ermittelt wurden die Arbeitszeiten, der Überstundenausgleich und Urlaubstage von Arbeitnehmern in Deutschland.
Laut Studie haben 77% aller untersuchten Arbeitsverhältnisse eine Wochenstundenbasis von 36 bis 40 h. Hiervon arbeitet knapp die Hälfte länger als vertraglich vereinbart. Während 39% keine Überstunden machen, bleiben rund 41% bis zu 5 h länger bei der Arbeit. Für 14% sind 5-10 h die Regel.
Unternehmensberater arbeiten am längsten
Auch der Blick auf die Branchen zeigt einen Rückgang bei Überstunden. Unternehmensberater arbeiten mit durchschnittlich 5,5 Überstunden am längsten. Im Vergleich: 2015 waren es noch 6 h. Auf dem zweiten Platz folgen Angestellte im Bereich der Konsum- und Gebrauchsgüter mit 4,9 h (2015: 5,2 h) und Beschäftigte in der Kosmetikbranche mit 4,4 h (2015: 5,2 h).
Innerhalb der 10 Branchen mit den höchsten Überstundenzahlen werden die Überstunden mehrheitlich nicht ausgeglichen. So können z.B. in Unternehmensberatungen lediglich ein Drittel (34,5%) der Mitarbeiter ihre Überstunden ausgleichen.
Ältere Mitarbeiter leisten mehr Überstunden
Die durchschnittliche Überstundenanzahl steigt mit zunehmendem Alter und stabilisiert sich ab dem 40. Lebensjahr: Während unter 20-Jährige im Schnitt bis zu 2 h pro Woche länger arbeiten, kommen 40- bis 49-Jährige auf rund 3,7 Überstunden (2015: 4,2 h) pro Woche. „Ältere Beschäftigte arbeiten länger, da sie höhere und verantwortungsvollere Positionen bekleiden. Dabei können die Arbeitszeiten stark ansteigen“, erklärt Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner.
Frauen leisten weniger Überstunden als Männer. In der Gruppe mit bis zu 5 zusätzlichen Stunden in der Woche kommen Frauen auf 39%, Männer auf 61%. Beschäftigte mit 26 bis 30 Überstunden pro Woche sind dagegen zu 80% männlich.
Über die Hälfte der Arbeitnehmer bis 39 Jahre haben mehrheitlich die Möglichkeit, Überstunden auszugleichen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Überstundenausgleich leicht gestiegen. „Der Trend geht in Richtung weniger Überstunden. Einige Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitern mittlerweile völlige Zeitkontrolle. Es zählen Produktivität, Ergebnisse, aber eben auch das Wohlbefinden für Beschäftigte und das wird sich in den kommenden Jahren immer stärker herauskristallisieren“, so Böger abschließend.
Je höher das Gehalt, desto mehr Überstunden
Die Studienergebnisse zeigen eine Korrelation zwischen der Höhe des Gehalts und der Anzahl der Überstunden: Je höher das Gehalt, desto mehr Überstunden werden geleistet. In der Gehaltsklasse 71.000-80.000 EUR lassen sich überdurchschnittlich (Durchschnitt: 5,3h) viele Überstunden verzeichnen. In der höchsten Gehaltsklasse (ab 120.000 EUR) werden pro Woche sogar durchschnittlich mehr als 9 h zusätzlich gearbeitet, d.h. ein voller Arbeitstag, ausgehend von einer 40 h Woche.