Top 100 Arbeitgeber für Naturwissenschaftler
Bayer, MPG und BASF sind die beliebtesten Arbeitgeber für Studierende der Naturwissenschaften
Welche Arbeitgeber und Branchen sind bei Studierenden der Naturwissenschaften, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, besonders beliebt? Nach welchen Kriterien wählen Absolventen ihren Arbeitsplatz aus? Mit diesen Fragen befasst sich das Trendence Absolventenbarometer 2018. Für die Studie wurden 55.000 Studierende an 196 Hochschulen in Deutschland zu ihren Wunscharbeitgebern und Karriereplänen befragt, darunter 3.600 Naturwissenschaftler. CHEManager stellt die Ergebnisse des ersten Absolventenbarometers für Naturwissenschaftler vor.
Bayer ist der Wunscharbeitgeber Nummer eins der Naturwissenschaftler. Jeder fünfte Absolvent der Naturwissenschaften (19,9 %) möchte bei dem Chemiekonzern mit Sitz in Leverkusen arbeiten. Auf den weiteren Top 5 Positionen des Rankings befinden sich die Max-Planck-Gesellschaft mit 15,6 % der Nennungen, dicht gefolgt von BASF (14,3 %) und der Fraunhofer-Gesellschaft (13,1 %) und mit etwas Abstand die Helmholtz-Gemeinschaft (8,0 %) auf Rang 5 (vgl. Tabelle).
Zum Vergleich: Auch bei den Absolventenbarometern 2018 für Ingenieurwissenschaftler und für Informatiker sind Bayer und BASF die beliebtesten Chemiearbeitgeber, allerdings würden nur etwa 3,5 % der Ingenieure und 1,6 % der Informatiker sich bei den Chemiekonzernen bewerben.
Forschungsinstitute beliebter bei weiblichen Absolventen
Während Bayer als Top-Arbeitgeber bei Männern und Frauen gleichermaßen beliebt ist, zeigen sich bei den weiteren Positionen im Unternehmensranking Unterschiede in Abhängigkeit vom Geschlecht. So rangiert z.B. BASF unter Männern mit 16,5 % (+4,6 Prozentpunkte imVergleich zu Frauen) auf Rang 2 der Liste der Top-Arbeitgeber, während Frauen häufiger die Max-Planck-Gesellschaft (17,4 %, +3,2 Prozentpunkte) und die Fraunhofer-Gesellschaft (16,2 %, +5,6 Prozentpunkte) als attraktiven Arbeitgeber nennen.
Dieser Trend spiegelt sich auch in der Branchenanalyse des Absolventenbarometers wider. Auch hier liegt der Anteil der Frauen, die im Forschungssektor arbeiten wollen, um 2,3 Prozentpunkte höher. Besonders deutliche Unterschiede in Abhängigkeit vom Geschlecht zeigen sich im öffentlichen Sektor: Hier wollen nur 20 % der Männer, aber 29 % der Frauen, die Naturwissenschaften studieren, künftig arbeiten.
Ein Großteil wählt Arbeitgeber unabhängig von der Branche
Das Absolventenbarometer analysiert neben der Attraktivität einzelner Arbeitgeber auch die Branchenpräferenz der Umfrageteilnehmer. Dabei gilt eine Branche dann als attraktiv für einen Studierenden, wenn mindestens zwei der drei gewählten Top-Arbeitgeber des Befragten dieser Branche angehören (vgl. Grafik 1). Insgesamt sind die beliebtesten Branchen für Studierende der Naturwissenschaften – wenig überraschend – die Chemie- und Pharmaindustrie (42,7 %), gefolgt vom öffentlichen Sektor (24,2 %) und den Forschungsinstitutionen (17,2 %). Danach folgen mit einigem Abstand Automobilhersteller (4,9 %) und Consultingunternehmen (4,9 %).
42 % der befragten Studierenden unter den Naturwissenschaftlern haben gar keine Präferenz für eine bestimmte Branche und wählen ihre künftigen Arbeitgeber aus unterschiedlichen Bereichen. Das ist ein gutes Zeichen für all diejenigen Arbeitgeber, die nicht zu den Top-Branchen gehören. Auf der anderen Seite können Arbeitgeber, die zu den beliebtesten Branchen für Naturwissenschaftler zählen, sich nicht allein auf dem guten Abschneiden ihrer Branche ausruhen.
Gender Gap bei Gehaltserwartungen
Nach der aktuellen Umfrage von Trendence sind Absolventen der Naturwissenschaften im Schnitt bereit, 42,6 Stunden pro Woche zu arbeiten. Dafür erwarten sie ein Jahresgehalt von 46.600 EUR. Ihre Gehaltsforderungen liegen damit unter denen der Ingenieure (49.200 EUR) und Informatiker (47.700 EUR), aber noch knapp über denen der Wirtschaftswissenschaftler. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Männern und Frauen. Naturwissenschaftlerinnen wollen 2,9 Stunden weniger pro Woche arbeiten als Männer. Gleichzeitig verlangen sie 7.700 EUR weniger Gehalt pro Jahr als ihre männlichen Kollegen. In Prozent: Sie arbeiten 6,6 % weniger und erwarten 15,4 % weniger Gehalt.
Höhere Anforderungen an ihren künftigen Arbeitgeber stellen Naturwissenschaftlerinnen dagegen in Bezug auf flexible Arbeitszeiten, die Unterstützung bei Familien- und Karriereplanung und einen Überstundenausgleich (vgl. Grafik 2). Diese Kriterien werden von deutlich mehr Frauen (+7,7 bis 12,3 Prozentpunkte) als Männern als Kriterium für eine attraktive Arbeitsumgebung genannt. Wesentlich geringer dagegen der Anteil (-11,6 Prozentpunkte) an Frauen, denen leistungsbezogene Boni wichtig sind.
Attraktive Aufgabe wichtiger als hohes Gehalt
Ein hohes Einstiegsgehalt ist jedoch nur für gut zwei Drittel der Naturwissenschaftler entscheidend bei der Arbeitgeberwahl. Befragt nach welchen Kriterien sie ihre Arbeitgeber auswählen, antworteten 95,9 % der Absolventen attraktive Arbeitsaufgaben (95,9 %), gefolgt von Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung (94,2 %) und Wertschätzung der Mitarbeiter (93,9 %). Aber auch Weiterbildungsmöglichkeiten, ein guter Führungsstil, Kollegialität und gute Karriereperspektiven sind für mehr als 9 von 10 Absolventen wichtige Entscheidungskriterien bei der Arbeitgeberwahl. Arbeitgeber, die Studierende von einem Berufseinstieg in ihrem Unternehmen überzeugen wollen, müssen möglichst viele der Erwartungen bedienen und gut kommunizieren.
Digitale Talente bevorzugen andere Branchen
Im Zuge der Digitalisierung suchen Unternehmen insbesondere nach Nachwuchstalenten mit besonders ausgeprägten digitalen Kompetenzen und einem digitalen Mindset – in der Hoffnung, dass die sog. „Digitals“ durch ihr operatives und strategisches Denken und Handeln die Digitalisierung im Unternehmen vorantreiben und die Kompetenzen von klassischen Informatikern in einem Unternehmen ergänzen.
Um zu ermitteln, welche Studierende zu den digitalen Talenten zählen, erstellte Trendence für das Absolventenbarometer ein Kriterienkatalog mit 18 digitalen Kompetenzen. Darüber hinaus wurde die Einstellung gegenüber der Digitalisierung unter den Teilnehmern abgefragt. Nur wer davon überzeugt ist, dass die Digitalisierung mehr Chancen als Risiken birgt, zählt zu den Digitals. Diese sind in der Regel leistungsbereiter, belastbarer, flexibler und zuverlässiger als Non-Digitals. Nicht nur ihre digitalen Kompetenzen, sondern auch diese Eigenschaften machen sie für Arbeitgeber interessant.
Doch der Anteil der Digitals unter den Naturwissenschaftlern ist gering: Beim Absolventenbarometer 2018 erfüllten nur 15,1 % der befragten Naturwissenschaftler die Kriterien eines digitalen Talents, während bei Ingenieuren und Wirtschaftswissenschaftlern rund ein Viertel der Befragten zu dieser Gruppe zählen.
Zudem sind die klassischen Arbeitgeber der Naturwissenschaftler nicht gut für die Digitalisierung gerüstet: Die Chemie- und Pharmabranche schneidet bei Digitals vergleichsweise schlecht ab. Zwar ist sie auch bei ihnen die Wunschbranche Nummer eins, aber während unter allen Naturwissenschaftlern (inkl. Digitals) 42,7 % in der Chemie- und Pharmabranche arbeiten wollen, sind es unter den Digitals nur 33,9 % (vgl. Grafik 1).
Beliebte Arbeitgeber unter den Digitals der Naturwissenschaften sind dagegen Consultingunternehmen (11,9 %, +7 Prozentpunkte) und Unternehmen der Elektrotechnik (8,1 %, +3,8 Prozentpunkte). Insgesamt wählen digitale Talente unter den Naturwissenschaftlern deutlich häufiger Arbeitgeber, die nicht in den klassischen Bereich für Naturwissenschaftler fallen. Damit gehen sie der Chemie- und Pharmabranche als wertvolle Arbeitskräfte verloren.
Das vollständige Ranking der Top-100-Arbeitgeber des Trendence Absolventenbarometers 2018 für Naturwissenschaftler finden Sie hier exklusiv zum Download.