Stada setzt auf Biotech-Nachahmermittel
13.10.2014 -
Stada macht Dampf beim Ausbau seines Geschäfts mit Nachahmern von Biotech-Arzneien. Wie Konzernchef Hartmut Retzlaff sagte, hat sich Stada jetzt Vertriebsrechte an einem Nachahmermittel für das Eli-Lilly-Biotech-Präparat Forteo gegen Knochenschwund gesichert. "Das ist abgesehen von EPO das dritte Lizenzprodukt, das wir jetzt unter Vertrag haben." Stada arbeitet bei dem Präparat mit dem Wirkstoffnamen Teriparatid mit der Firma Richter-Helm zusammen, einem Joint Venture des ungarischen Pharmakonzerns Gedeon Richter und des Hamburger Familienunternehmens Helm. "Wir gehen hier von der Markteinführung 2019 aus."
Retzlaff, der Stada seit 21 Jahren leitet, will sich noch andere Nachahmer von biotechnologisch hergestellten Arzneien ins Haus holen. "Wir befinden uns zur Zeit noch in Verhandlungen über eine weitere Einlizenzierung", sagte der Manager. Namen nannte er nicht. Nur so viel: "Damit können wir möglicherweise schon 2017 in den Markt gehen."
Stada verfolgt im Geschäft mit solchen Generika anders als Branchengrößen wie Teva oder die Novartis-Tochter Sandoz seit 2011 einen Weg über Kooperationen und Vertriebslizenzen. Nachdem Stada zuvor bei der Eigenentwicklung eines Biotech-Nachahmers für das Mittel EPO gegen Blutarmut mit hohen Kosten zu kämpfen hatte, wollte der Konzern dies bei weiteren derartigen Arzneien vermeiden. Die Entwicklung übernehmen für Stada nun die jeweiligen Partner. Ein normales Generikum älterer Präparate koste in der Entwicklung zwei bis drei Millionen Euro. Bei Biotech-Nachahmern - in der Fachwelt "Biosimilars" genannt - sei dies hingegen ein Vielfaches, rechnete Retzlaff vor. "Bei anspruchsvollen Biopharmazeutika liegt man leicht bei 120, 130 Mio. bis 150 Mio. EUR Entwicklungskosten und einem längerem Entwicklungszeitraum, der bis zu acht Jahren geht."
Biotecharzneien, die zumeist aus Großmolekülen wie Proteinen bestehen, stellen derzeit sechs der zehn weltweit stärksten Kassenschlager in der Medizin. Dazu zählt auch das mit etwa 12 Mrd. USD Jahreserlösen weltweite umsatzstärkste Präparat Humira gegen Arthritis des US-Konzern AbbVie. Viele dieser Medikamente verlieren aber in diesen Jahren den Patentschutz - darunter Krebsmittel wie etwa Rituxan oder Herceptin von Roche. Der Markt für entsprechende Biotech-Generika steckt zwar noch in den Kinderschuhen, da bislang nur wenige solcher Präparate zugelassen sind. Experten zufolge sind aber weltweit inzwischen mehrere hundert solcher Generika in der Entwicklung. Den Herstellern winken höhere Gewinnmargen als bei klassischen Medikamenten-Kopien. Viele Unternehmen wollen daher am erwarteten Aufschwung in diesem Pharmageschäft teilhaben.
"Das Marktpotenzial, das bis 2020 frei wird, liegt bei circa 48 Mrd. EUR weltweit, die Hälfte etwa in Europa", schätzt Retzlaff. Allein in Deutschland würden bis 2018 Biotech-Präparate mit einem Umsatz von 2,5 bis 3 Mrd. EUR aus dem Patent laufen. "2015 ist es bereits so weit, dass die normalen Generika gemessen am Marktvolumen von den Biosimilars überholt werden", schätzt der Stada-Chef. Der Markt für solche Mittel werde sich vor 2017/18 aber nicht entscheidend bewegen. Vorher werde es keinen Boom geben, so der Manager.
Retzlaff erwartet allerdings, dass auch bei Biotech-Nachahmern mit einem deutlichen Preisverfall im Vergleich zum Originalpräparat zu rechnen ist. "Spätestens im Jahr drei sind sie bei 50 %", so Retzlaff. "Auch diese Produkte werden am Ende Generika sein mit vielleicht ein paar Euro mehr Marge. Aber es werden am Ende Generika sein." Trotz eines prognostizierten scharfen Wettbewerbs gilt für den Manager, dass auch Stada Biotech-Nachahmer im Angebot haben müsse. "Im Stada-Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten der Zukunft müssen die Biosimilars ein Drittel des Umsatzes ausmachen." Retzlaff ist sich sicher: Hat Stada nach 2020 diese Produkte nicht zur Verfügung, werde das Unternehmen nicht wettbewerbsfähig sein.