Spezialprodukte aus dem Burgenland
Die Oqema-Gruppe ist mit der österreichischen CB Chemie auf gemeinsamem Wachstumspfad
Die Oqema-Gruppe hat Anfang 2021 einen Mehrheitsanteil an der CB Chemie übernommen. Die österreichische Firma mit Sitz im Burgenland südlich von Wien wurde 2016 mit dem Fokus auf Anwendungen in den Bereichen Bau sowie Farben und Lacke gegründet, während die Tochtergesellschaft CB Nutrition auf natürliche Inhaltsstoffe für die Lebensmittelindustrie spezialisiert ist. Diese Produktpalette ergänzt das Angebot der Oqema-Gruppe im Bereich Food und Life Sciences insbesondere in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Christian Braunshier, geschäftsführender Gesellschafter und Gründer der CB Chemie, erläutert die bisherige Entwicklung des Unternehmens, den Hintergrund der Partnerschaft mit dem deutschen Chemiedistributor Oqema und ihre gemeinsamen Ziele.
CHEManager: Herr Braunshier, seit gut einem Jahr ist die CB Chemie Teil der Oqema-Gruppe. Warum haben Sie sich für diese strategische Partnerschaft entschieden?
Christian Braunshier: Es war die Kombination aus einem jungen, dynamischen Team der CB Chemie mit der 100-jährigen Erfahrung, dem Know-how und dem internationalen Netzwerk der Oqema-Gruppe, die zu dieser Partnerschaft beigetragen hat. Zudem war das bestehende Produktportfolio der beiden Unternehmen ausschlaggebend. Außerdem passte es von Anfang an auch zwischenmenschlich.
Ihr Unternehmen ist fünf Jahre jung. Was war Ihre Motivation, ein Unternehmen zu gründen, und welche Rolle spielt Ihr Hintergrund?
C. Braunshier: Unternehmerisches Denken ist mir schon immer gelegen beziehungsweise in mir verankert, da auch mein Vater Unternehmer war. Ich habe viele Berufsjahre in einem Großkonzern verbracht. Im Zuge einer Umstrukturierung wurde Firmenpolitik immer wichtiger, und daher gab es kaum Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Außerdem war der Wunsch da, etwas Eigenes zu schaffen und aufzubauen. Und diesen Wunsch habe ich mir mit der Gründung der CB Chemie erfüllt. Nun liegt es an uns, mit der Oqema-Gruppe eine gemeinsame Erfolgsgeschichte zu schreiben.
Die CB Chemie wurde als Start-up gegründet, welche Herausforderung mussten Sie meistern?
C. Braunshier: Zu Beginn ging es natürlich darum, eine gewisse Position in der Branche zu erreichen. Kunden und Lieferanten mussten überzeugt werden, mit uns zu arbeiten. Auch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, die den gemeinsamen Weg langfristig gehen wollen, war uns sehr wichtig. Hier sind wir nun gut aufgestellt. Eine große Herausforderung in den ersten Jahren war die notwendige Liquidität, um ein rasches und nachhaltiges Wachstum ermöglichen zu können.
Warum haben Sie sich für das Burgenland als Heimatort der CB Chemie entschieden?
C. Braunshier: Das Burgenland ist nicht nur meine Heimat, sondern der Standort liegt auch strategisch optimal an der Autobahn mit kurzen Wegen zu vielen unserer österreichischen Kunden, einer schnellen Anbindung zum Flughafen Wien und geografischer Nähe zu unseren Auslandstöchtern in Ungarn und Tschechien. Wir können hier für die regionalen Kunden Warenverfügbarkeit sicherstellen und Produktqualität vor Ort prüfen sowie Produkttests im eigenen Labor durchführen. Mit dem bevorstehenden Umzug nach Siegendorf ist die weitere Expansion nach Osteuropa logistisch noch etwas besser umsetzbar.
„Mit dem bevorstehenden Umzug nach Siegendorf ist die weitere Expansion
nach Osteuropa logistisch noch etwas besser umsetzbar.“
Sie waren in den letzten Monaten mit dem Bau des erwähnten neuen Standorts beschäftigt, um Ihren Unternehmenssitz von Baumgarten in die Nachbargemeinde Siegendorf zu verlegen. Was sind die Besonderheiten?
C. Braunshier: Mit dem Bau des neuen Betriebsstandorts in Siegendorf sollen vor allem unsere Kunden profitieren: Rasche Verfügbarkeiten von wichtigen Rohstoffen für deren Produktion und erweiterte Möglichkeiten der Qualitätskontrolle bringen uns unserem Ziel, zur ersten Anlaufstelle für Spezialitäten in Österreich und darüber hinaus zu werden, einen Schritt näher. Wir wollen einerseits genügend Lagerfläche, um flexible Anlieferungen bei unseren Kunden zu gewährleisten, andererseits soll das Lager temperaturgesteuert sein, um auch sensible Produkte lagern zu können. Ein integriertes Labor und eine automatisierte Silierstation zum Umfüllen aus Big Bags beziehungsweise Säcken in Silo-Lkw runden den Standort ab. Außerdem sind ausreichend Flächen vorhanden, um einen weiteren Standortausbau in Zukunft realisieren zu können.
Auch wurden Nachhaltigkeitsaspekte in den Standort integriert. Wir setzen bewusst auf eine Fotovoltaikanlage für die Eigenversorgung und können an Tagen mit starker Sonnenstrahlung auch in das öffentliche Netz einspeisen. Ebenfalls geplant sind E-Ladesäulen, denn in Zukunft soll der Pkw-Fuhrpark auf E-Autos umgestellt werden.
Ihr Unternehmen besteht aus den Legal Entities CB Chemie, CB Nutrition und Tegaferm. Warum haben Sie genau diese drei Standbeine aufgebaut?
C. Braunshier: Die CB Chemie ist spezialisiert auf die Bau- sowie Farben- und Lackindustrie, diese ist konjunkturell immer wieder Bedarfsschwankungen ausgesetzt. Im Gegensatz dazu sind die beiden Unternehmen CB Nutrition und Tegaferm hauptsächlich Partner der Lebensmittelindustrie, welche eine bessere Planungssicherheit geben.
In Krisenzeiten wie diesen ist Flexibilität für Unternehmen essenziell. Der Einstieg in den Handel mit medizinischer Diagnostik und die Produktion von Desinfektionsmitteln bildeten einen zusätzlichen Wachstumshebel für uns, und wir können damit ein weiteres attraktives Geschäftsfeld mit unserem Portfolio abdecken.
Wie unterscheiden sich der Service und die Leistungen der CB Chemie von anderen Anbietern am Markt?
C. Braunshier: Wir sind nicht der klassische Full-Line-Distributor, sondern fokussieren uns auf Spezialprodukte wie Verdicker, Bindemittel, Pigmente, funktionale Additive und Silane oder Spezialphosphate von namhaften Herstellern sowie die eben erwähnten Medizinprodukte und Desinfektionsmittel.
Dadurch kennen wir die Bedürfnisse unserer Kunden sehr genau und können qualifiziert und professionell auf viele Anforderungen reagieren. Zusätzlich bieten wir die Möglichkeit von Forschungskooperationen mit unserem universitären Partner der Technischen Universität Wien und der IMC Fachschule Krems an und sind daher gerade für kleine und mittlere Unternehmen ein interessanter Partner.
Sie haben es trotz herausfordernder Zeiten und Störungen in der Lieferkette geschafft, Kunden pünktlich zu beliefern, und konnten sogar neue Kunden gewinnen. Was waren die Erfolgsfaktoren hierfür?
C. Braunshier: Zuallererst benötigt man ein motiviertes, engagiertes und professionelles Team. Auch der permanente Austausch mit der gesamten Lieferkette ist entscheidend, um dabei mögliche Probleme, aber auch Chancen zu antizipieren. Damit können potenzielle Kundenprobleme gelöst werden, bevor sie überhaupt entstehen.
Was ist Ihre Vision für die Zukunft als Teil der Oqema-Gruppe?
C. Braunshier: Wir wollen den eingeschlagenen Wachstumspfad fortsetzen und gemeinsam mit der Oqema-Gruppe unsere erfolgreiche Entwicklung in Österreich und auch in anderen Ländern weiterführen. Als Teil von Oqema wollen wir zukünftig bei Spezialitäten und Additiven Marktführer in Österreich werden. Unser Wunsch wäre es, die erste Anlaufstelle für Kunden zu werden, wenn es um neue Projekte geht.
Sie sprachen von Expansion in benachbarte Länder. Wie schätzen Sie die Nachfrageentwicklung Ihrer Abnehmerbranchen speziell im Dreiländereck Österreich/Tschechien/Ungarn und im weiteren Umkreis ein?
C. Braunshier: Sämtliche wirtschaftliche Prognosen, vor allem die Bauchemie betreffend, gehen von einer positiven Entwicklung aufgrund weiter steigender Bautätigkeit aus. Ich sehe das ähnlich. Zusätzlich zu der privaten Nachfrage trägt der staatliche Anreiz durch diverse Investitionsförderungen einen wesentlichen Anteil dazu bei. Auch unser zweites Standbein, die Lebensmittelindustrie, sehe ich sehr positiv in der Entwicklung. Hier spielt sicher der große Anteil an Innovation und Neuentwicklungen eine Rolle.
Zur Person:
Christian Braunshier ist geschäftsführender Gesellschafter der im August 2016 von ihm gegründeten CB Chemie. Braunshier studierte Technische Chemie an der Technischen Universität Wien, an der er auch promovierte, und Wirtschaftsberatung an der FH Wiener Neustadt. Daraufhin brachte ihn seine Berufslaufbahn zu Brenntag, wo er neun Jahre lang u. a. als Business Unit Manager arbeitete. Zusätzlich unterrichtet er Polymerchemie an der FH Krems und Vertriebsmanagement an der FH Wiener Neustadt.