Spezialchemikalien und Kautschuk: Lanxess investiert in Brasilien
11.10.2011 -
Lanxess verstärkt mit drei Investitionen von insgesamt rund 30 Mio. € sein Engagement in Brasilien. Dabei werden mehr als 100 neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Spezialchemie-Konzern setzt damit auf den zunehmenden Trend zur nachhaltigen Mobilität in dem lateinamerikanischen Land. Die Projekte dienen dazu, die lokale Automobilindustrie mit innovativen Produkten zu versorgen.
„Mit unseren Investitionen stellen wir sicher, dass wir am Wirtschaftswachstum des brasilianischen Marktes heute und in der Zukunft teilnehmen werden", sagte Lanxess-Vorstandsvorsitzender Dr. Axel C. Heitmann im Vorfeld des ersten „Automotive Day" von Lanxess in Sao Paulo. „Brasilien kommt eine Schlüsselrolle in unserer BRIC-Strategie zu. Unser Geschäft vor Ort wird maßgeblich zu unserem Ziel beitragen, im Jahr 2015 ein EBITDA vor Sondereinflüssen von 1,4 Mrd. € zu erzielen."
Boomende Autoindustrie
Die drei Wachstumsprojekte umfassen unter anderem den Bau von zwei neuen Werken am Lanxess-Standort Porto Feliz (Bundesstaat Sao Paulo). Eines der neuen Werke wird die Hightech-Kunststoffe Durethan und Pocan produzieren, die vornehmlich in der Autoindustrie zum Einsatz kommen. Diese Hightech-Produkte verringern das Gewicht der Fahrzeuge und tragen so zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch bei. Das neue Werk des Geschäftsbereichs Semi-Crystalline Products wird Mitte 2013 mit einer Kapazität von 20.000 t/a an den Start gehen.
Das zweite neue Werk in Porto Feliz wird Rhenoshape-Heizbälge (Bladder) und Kautschukadditive der Marke Rhenogran herstellen. Heizbälge werden von der Reifenindustrie genutzt, um Reifen ihre endgültige Form und Eigenschaften zu geben. Rhenogran ist eine Produktlinie vordispergierter Kautschukadditive, die die Qualität und Lebensdauer eines Kautschukprodukts deutlich verbessern können. Das Werk wird zur Mannheimer Lanxess-Tochter Rhein Chemie gehören. Bei den Heizbälgen wird die Kapazität 170.000 Stück pro Jahr betragen, bei den Kautschukadditiven 2.000 t/a.
„Wir werden Porto Feliz zu einem Zentrum mit den neuesten Technologien für unsere Kunden in Brasilien und Lateinamerika entwickeln", sagte Heitmann. Bislang betreibt Lanxess ein hochmodernes Werk für inorganische Pigmente in Porto Feliz.
Erster EPDM-Kautschuk auf biologischer Basis
Mit der Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Produktion synthetischen Kautschuks stellt das dritte Investitionsprojekt einen Meilenstein in Sachen Nachhaltigkeit dar. Lanxess baut deshalb Teile des Werks in Triunfo (Bundesstaat Rio Grande do Sul) um, so dass dort EPDM-Kautschuk aus bio-basiertem Ethylen hergestellt werden kann. Das unweit gelegene brasilianische Unternehmen Braskem S.A. wird das aus Zuckerrohr gewonnene Ethylen ab November 2011 über eine Pipeline zur Anlage liefern. Damit wird zum weltweit ersten Mal bio-basierter EPDM-Kautschuk produziert, den Lanxess unter dem Namen Keltan Eco vermarkten wird. Ein Viertel der 40.000 t Jahreskapazität des Werks Triunfo soll auf Keltan Eco entfallen.
„Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen zur Produktion von Synthese-Kautschuk in unserem Werk in Triunfo reflektiert unser Bekenntnis zu nachhaltiger Produktion und unser Engagement für die ‚Grüne Chemie'", sagte Heitmann weiter.
Kapazitätserweiterung bei Kautschuken für „Grüne Reifen"
Lanxess ist Weltmarktführer für synthetische Hochleistungs-Kautschuke, die für die Produktion von „Grünen Reifen" benötigt werden. Mit einem Wachstum von jährlich rund zehn Prozent ist dieses der am schnellsten wachsende Bereich der globalen Reifenindustrie.
Die steigende Nachfrage nach „Grünen Reifen" wird dabei sowohl vom Megatrend Mobilität als auch vom Bedürfnis der Autofahrer nach höheren Umwelt- und Sicherheitsstandards getrieben. Ein weiterer Grund für den zunehmenden Bedarf ist die im kommenden Jahr in Kraft tretende gesetzliche Kennzeichnungspflicht für Reifen in der Europäischen Union. Diese fördert den Einsatz von „Grünen Reifen", mit denen CO2- und Lärm-Emissionen reduziert werden können - ohne dabei Abstriche bei der Sicherheit zu machen. Eine vergleichbare Regelung wurde auch in Süd-Korea verabschiedet.
Um die wachsende Nachfrage zu bedienen, baut Lanxess seine Kapazitäten für Hochleistungs-Kautschuke weltweit aus, die zur Herstellung von „Grünen Reifen" benötigt werden. So werden derzeit die Kapazitäten zur Produktion von Neodymium-Polybutadiene-Kautschuk (Nd-PBR) am Standort Cabo de Santo Agostinho (Bundesstaat Pernambuco) erweitert. Der Ausbau wird zum Jahresende abgeschlossen sein und die Jahreskapazität auf 40.000 t verdoppeln. Darüber hinaus hat Lanxess die vor Ort eingesetzte Technologie an die seiner Nd-PBR-Anlagen in Deutschland und den USA angepasst.
Nd-PBR wird vor allem im Profil und in den Seitenwänden von „Grünen Reifen" eingesetzt. Diese Kautschuksorte reduziert den Energieverbrauch effizienter als viele andere Reifenkautschuke. Sie verringert zudem den Reifenabrieb und trägt so in hohem Maße dazu bei, dass Autos sicherer, wirtschaftlicher und umweltverträglicher werden.
Aufrüstung der Kautschuk-Technologie in Triunfo
In einer Machbarkeitsstudie an seinem brasilianischen Standort Triunfo hat Lanxess zudem bereits die Einführung einer neuen Technologie untersucht. Mit dieser lässt sich die Produktion von Emulsionsstyrol-Butadien-Kautschuk (ESBR), der in herkömmlichen Reifen verwendet wird, auf die Produktion des in „Grünen Reifen" eingesetzten Lösungs-Styrol-Butadien-Kautschuks (SSBR) umstellen. Die Kapazität für ESBR in Triunfo liegt derzeit bei 110.000 t/a. Für eine Umstellung auf SSBR wäre voraussichtlich eine Investition im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich erforderlich. Die endgültige Entscheidung darüber wird Mitte 2012 getroffen.
SSBR wird vor allem im Profil von „Grünen Reifen" eingesetzt. Diese Kautschuksorte reduziert den Rollwiderstand des Reifens und verbessert gleichzeitig seine Haftung auf nassen Straßen. „Grüne Reifen" zeigen ihre besten Fahreigenschaften, wenn sie sowohl SSBR als auch Nd-PBR enthalten.
Erfolgreiches Wachstum in Brasilien
Die jüngsten Investitionen sind Teil der zunehmenden Präsenz von Lanxess in Brasilien. Der deutsche Konzern, der 2008 das brasilianische Unternehmen Petroflex kaufte, startete hier vor sieben Jahren mit mehr als 400 Mitarbeitern. Inzwischen ist Lanxess mit rund 1.000 Mitarbeitern eines der größten Chemieunternehmen im Land.
Für Lanxess-Produkte ist Brasilien einer der wichtigsten und am schnellsten wachsenden Märkte. Noch im Jahr 2005 steuerte das Land weniger als ein Prozent zum globalen Umsatz bei, während es heute bereits rund zehn Prozent zum Konzernumsatz von Lanxess beiträgt. 2010 verzeichnete das Unternehmen in Brasilien mit 701 Mio. € einen Rekordumsatz. Heitmann: „Auch für 2011 sind wir auf einen guten Weg, ein Rekordjahr zu erzielen."