Logistik & Supply Chain

Schaffung völliger Transparenz der Lieferkette

Verwirklichung einer digitalen Lieferkette gelingt durch Einbindung aller Akteure

12.10.2021 - Um Wertschöpfungsketten zuverlässiger, aber auch effizienter zu gestalten, müssen Prozesse möglichst nahtlos vom Lieferanten bis zum Endkunden, also über alle Beschaffungs- und Absatzstufen hinweg, umgesetzt werden.

Eine digitale Datenauswertung in Echtzeit schafft die nötige, höhere Transparenz der Lieferkette. Die Kunst hierbei besteht in der Integration und Synchronisierung der Aktivitäten aller Akteure in der Wertschöpfungskette. Dies ist im Projekt „Supply Chain Customer Collaboration“ von BASF, Hesse Lignal, GOcon und Packwise besonders gut gelungen.

Technische Hürden aber auch Datenschutzbestimmungen haben bislang viele Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung der Lieferkette noch zögern lassen. Entlang der Lieferketten waren bzw. sind viele Beteiligte noch nicht bereit, die geforderten digitalen Daten zu liefern. Allerdings hatten laut einer Price Waterhouse Coopers (PWC)-Umfrage schon 2019 von 200 teilnehmenden Unternehmen bereits 60 % mit der Digitalisierung strategischer Beschaffungsprozesse begonnen.

Die Vorteile einer digitalisierten Supply Chain sind vielfältig. Durch Digitalisierung lässt sich die Prozess­effizienz der gesamten Lieferkette steigern und damit Transaktionskosten senken. Die Integration der Lieferanten und Kunden in den Digitalisierungsprozess führt ebenfalls zu einer Erhöhung der Effizienz. Um hierbei interne sowie externe Daten einzubinden, eigenen sich digitale Plattformen, z.B. Cloud-Plattformen als zentrale Kontroll- und Monitoring-Instanzen. Generell steigt die Transparenz in der gesamten Lieferkette, was sich positiv auf die Nachhaltigkeit auswirkt. Eine Optimierung der Routenwahl dank digitaler Unterstützung verringert neben den direkten Kosten bspw. auch den CO2-Ausstoß.

Der Branchenverband Bitkom gemeinsam mit dem Logistiknetzwerk Holm, Frankfurt sieht die Vorteile der digitalen Lieferkette vor allem in der Beschleunigung des Produktions- und Logistikprozesses, der Verkürzung der Durchlaufzeiten, der Reduzierung des Erfassungsaufwandes sowie der Verbesserung der Datensicherheit und Datenkonsistenz.

 

„Die Umsetzung digitaler Lieferketten wird weiterhin an Bedeutung gewinnen.“

Gesche Weger, Packwise

 

Digital End-to-End gedacht

Ein perfektes Beispiel für die Umsetzung einer digitalen Lieferkette in die Praxis stellt das Projekt „Supply Chain Customer Collaboration“ dar, für das die Unternehmen BASF, Hesse Lignal, GOcon und Packwise den Deutschen Innovationspreis 2021 in der Kategorie „Excellence in Business to Business – Chemical Industry“ erhalten haben. Die Kon­stellation dieser digitalen Lieferkette ist schon deshalb bemerkenswert, weil sie einen DAX-Konzern, ein mittelständisches Unternehmen, ein Beratungsunternehmen, das sich auf End-to-End Supply-Chain-Optimierung spezialisiert hat, und ein Start-up verbindet. Das Pilotprojekt konzentrierte sich auf den Versand von Joncryl-Produkten von BASF Nederland in Heerenveen zu Hesse Lignal in Hamm, Deutschland. Vom Versand der Materialien bis zur Abholung der leeren IBC-Behälter zur Wiederaufbereitung waren die Warenbewegungen vollständig transparent.

Eine Optimierung über Unternehmensgrenzen hinweg ist normalerweise kompliziert, doch in diesem Projekt haben alle Beteiligten, die gleiche Sicht auf die Dinge, d.h. es herrscht hohe Transparenz. Für Hesse Lignal war es wichtig, in der Digitalisierung den Anschluss nicht zu verpassen, was geschehen kann, wenn der richtige Zeitpunkt für Umrüstung, Systemanpassung und Erneuerung versäumt wird. Gemeinsam mit BASF und GOcon wurden Schnitt- und Schwachstellen ermittelt. Eine Betrachtung der Lieferkette End-to-End gelang schließlich mit dem IBC-Smart-Cap von Packwise.

 

„Transparenz dient dazu, eine durchgängige Lieferkette zu garantieren.“

Markus Hofmann, BASF

 

Hinter diesem Smart-Cap, einem digitalen Zwilling, steckt ein Zugang zu einem Portal, das allen Beteiligten zeigt, wo und in welchem Zustand sich ein IBC gerade befindet. Es gibt Auskunft über z.B. Füllstand oder Temperatur und ob generell Handlungsbedarf besteht.

Hierzu erklärt Markus Hofmann, Senior Team Lead, Supply Chain and Logistics Excellence von BASF Dispersions & Resins: „Das Wichtigste an der Sache ist die Transparenz, denn wir reduzieren hier enorm die Troubleshooting-Prozesse: Wo ist meine Ware? Muss ich schon nachbestellen? Ist das Produkt bereits abgelaufen? Dank Geofencing haben wir Kenntnis über den Aufenthalt jedes einzelnen IBC.“ Bei BASF sieht man damit schon rechtzeitig, was Hesse Lignal benötigt, und kann sogar proaktiv nachfragen. Markus Hofmann weiter: „Alles läuft unter dem Aspekt Transparenz und dient dazu, einen flüssigen Produktionsablauf zu gewährleisten und eine durchgängige Lieferkette zu garantieren.“
Die entscheidenden Qualitätsparameter werden permanent überwacht und alle beteiligten Partner werden bei kritischen Veränderungen rechtzeitig und automatisiert informiert. Aus Sicht von Stefan Papenberg, interimistisch verantwortlich für die Materialwirtschaft bei Hesse Lignal und CEO bei GOcon bietet die digitale Lieferkette viele Vorteile: „Mit der Smart Cap und der digitalen Lieferkette sind wir in der Lage, auf alle Themen einzuzahlen, die heute auf der Agenda zukunftsorientierter Unternehmen stehen, wie Digitalisierung, Big Data, Nachhaltigkeit, Risikomanagement, Kundenzentrierung sowie Kostenreduzierung.“

Bei diesem Projekt standen von Beginn an strategische Themen im Mittelpunkt und operatives, standardisiertes Tagesgeschäft wird nun schneller und automatisierter abgewickelt. Stefan Papenberg zieht ein Fazit des Projekts: „Wir wollen durch eine enge Kooperation mit unseren Partnern, Lieferanten und Kunden, und die dadurch geschaffenen Prozess- und Produktinnovationen Wettbewerbsvorteile schaffen. Und genau das haben wir mit der End-to-End-Denkweise durch das Smart-Cap-Projekt erreicht.“

 

„Mit der End-to-End-Denkweise durch das Smart Cap Projekt schaffen wir Wettbewerbsvorteile.“

Stefan Papenberg, Hesse Lignal und GOcon

 

Und Gesche Weger, Geschäftsführerin bei Packwise sagt abschließend: „Die Umsetzung digitaler Lieferketten wird weiterhin an Bedeutung gewinnen, um im globalen Wettbewerb bei sich weiter verschärfenden Rahmenbedingungen nicht abgehängt zu werden und auf Basis von Echtzeit-Daten faktenbasierte Entscheidungen treffen zu können.“

Autorin: Sonja Andres, CHEManager

Funktionsweise der digitalen Lieferkette von BASF, Hesse Lignal und Packwise

Die digitale Lieferkette beginnt mit der Erstellung sogenannter digitaler Zwillinge der Packwise Flow Cloud Plattform. Sobald die IBCs bei BASF in Heerenveen (NL) nach Abfüllung bereitstehen, werden die Container im Plug&Play-Verfahren durch den Logistikdienstleister einzeln mit Packwise Smart Caps ausgestattet. Anschließend erfolgt die „Verheiratung“ (Matching) der entsprechenden Smart Caps mit dem bestückten Con­tainer anhand einer mobilen Applikation.

Ab diesem Moment werden alle Prozessschritte digital/online bereitgestellt. Der Versand der Ware, inkl. Überwachung der Qualitätsparameter (Temperatur, Bewegung, Schock) sowie das Tracking des Versandes von Heerenveen nach Hamm (DE) wird online abgebildet. Vorabbenachrichtigungen kündigen die Ankunft der Ware in Hamm an. Am Hesse Lignal Standort in Hamm wird die Ware automatisch den jeweiligen produktspezifischen Gruppen zugeordnet und bietet somit eine stets aktuelle Bestandsübersicht nach Produkt und Standort. Im Anschluss werden die Warenbewegungen auf den Geländen von Hesse Lignal überwacht (Lager, Außenlager, Produktion etc.) und der Verbrauch der Ware kontrolliert.

Beim Unterschreiten definierter Bestände pro Material/Produktgruppe erfolgen automatische Benachrichtigungen zur Nachbestellung der Ware von Hesse an BASF. Dies lässt den oben beschriebenen Prozess erneut starten. Die entleerten Container werden auf dem Gelände von Hesse Lignal gelagert. Beim Erreichen einer Mindestanzahl leerer Container meldet Packwise Flow dem Dienstleister/Rekonditionierer automatisch die zur Abholung bereitstehenden Container. Nach erfolgter Abholung der IBC (inkl. Smart Cap) werden die IBC gereinigt/rekonditioniert und die Smart Caps durch einfaches Klicken aus der Bodenplatte entfernt. Im Anschluss werden die Smart Caps BASF in Heerenveen für den nächsten Versand wieder zur Verfügung gestellt.

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