Ressourcen im Wandel
Sepawa 2011: Waschmittel- und Kosmetikbranche nimmt Herausforderungen des Rohstoffwandels an
Zum zweiten Mal, vom 12.bis 14. Oktober, wird Fulda Gastgeber des Sepawa-Kongresses sein. Ebenfalls wieder mit dabei sind die European Detergents Conference, die Deutsche Gesellschaft für Wissenschaftliche Kosmetik und die Deutsche Gesellschaft der Parfümeure. Ein zentrales Thema wird die geänderte Ressourcenlage sein. Der Vorsitzende der Sepawa und Leiter der Forschung und Entwicklung von Beiersdorf, Prof. Klaus-Peter Wittern, zeigt verschiedene Wege auf, wie sich die Branche darauf einstellt. Das Interview führte die Fachjournalistin Barbara Buller für CHEManager.
CHEManager: Herr Prof. Wittern, die Attribute „Bio" und „naturbasiert" erscheinen im diesjährigen Programm des Sepawa-Kongresses auffallend häufig; findet in der Branche eine Neuorientierung statt?
Klaus-Peter Wittern: Diese Schwerpunkte sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Branche schrittweise mit dem Thema „Nachhaltigkeit" auseinandergesetzt hat. In der ersten Umweltdiskussion zu den Tensiden ging es zunächst rein um die Bioabbaubarkeit, die späteren Ökobilanzen ergaben dann eine Gleichrangigkeit von petro- und oleochemischen Ausgangsprodukten. In der heutigen Diskussion haben wir eine weitere, noch umfassendere Stufe erreicht.
Die globale Ressourcenknappheit betrifft auch sehr stark unsere Branche. Wir verbrauchen Wasser, Energie und Rohstoffe, d.h. auch wir sollten uns um unseren Beitrag zum sog. „ökologischen Fußabdruck" Gedanken machen. Ein wichtiger Weg ist die Steigerung der Ressourcenproduktivität - wie man aus einer Einheit Ressource mehr Wohlstand gewinnt. Wir sind gespannt, welche Antworten der Festredner des Kongresses, Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker dazu aus globaler Sicht gibt. Einige fachspezifische Ansätze zum verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen wurden bereits auf den letzten Workshops unserer Fach- und Landesgruppen und den ausländischen Sektionen präsentiert. Dazu gehören die Effizienzsteigerung, z.B. durch intelligente Kombination vorhandener Produkte, sog. „smart combinations", die Entwicklung neuer hochleistungsfähiger Tenside und der Einsatz biologisch abbaubarer Polymere. All dies ermöglicht Produkte mit geringeren Aktivsubstanzgehalten und besserem ökotoxikologischen Profil.
Die Kultivierung und Nutzung verschiedenster Ölpflanzen für Wasch- und Reinigungsmittel und kosmetische Grundstoffe ist etabliert, was treibt die Suche nach neuen Rohstoffquellen an?
Klaus-Peter Wittern: Die Lage auf dem Markt der nachwachsenden Rohstoffe verändert sich derzeit rapide; stetig steigende Rohölpreise und zunehmend auch die naturbasierte Kraftstoff- und Energiegewinnung haben die Konkurrenz um diese Ressourcen verschärft, so dass es dringend geboten ist, die Rohstoffbasis zu erweitern. Zu dieser Problematik wird Klaus H. Nottinger von Oleoconsult in seinem Beitrag sicherlich detailliert die Hintergründe aufdecken.
Abgesehen von den in größeren Mengen produzierten Rohstoffen für Tenside in Wasch- und Reinigungsmitteln finden naturbasierte Rohstoffe wie z.B. Öle mit besonderen Eigenschaften und Duftnoten in kosmetischen Produkten ihre Anwendung.
Welche Rolle spielt dabei die „Grüne Chemie"?
Klaus-Peter Wittern: Nehmen wir zunächst das Beispiel der Biotenside. Sie werden auf biotechnologischem Wege über Mikroorganismen erhalten, also bei moderaten Temperaturen, so dass der Energieaufwand für die Produktion erheblich niedriger ist. Einige dieser Verbindungen mit teilweise hervorragenden Eigenschaften sind bereits im Handel. Auch Produkte wie verschiedene Zuckertenside, die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen und biokatalytisch veredelt werden, fallen ebenso unter das Stichwort „grüne Chemie" wie der Ersatz von Ethylenoxid. Verstärkt finden sich auch Polymere auf Basis von Stärke oder verschiedenen pflanzlichen Rohstoffen im Markt. Zu all diesen Entwicklungen werden beim Sepawa-Kongress aktuelle Vorträge gehalten.
Mit 58 beginnen viele Menschen sich innerlich auf den Ruhestand vorzubereiten; die „58" im Titel des Sepawa-Kongresses bedeutet aber offenbar nicht, dass nun manches ruhiger wird.
Klaus-Peter Wittern: Nein, wenn Sie nur einmal die Entwicklung der letzten zehn Jahre verfolgen, so finden Sie eine quicklebendige, innovationsfreudige Sepawa. Immerhin ist sie in dieser Zeit zweimal umgezogen und hat sich dabei von Jahr zu Jahr vergrößert. Sie hat neue Fachverbände wie die Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche und angewandte Kosmetik, DGK, zur Mitwirkung gewinnen können und ist eine der renommiertesten Fachveranstaltungen, die brandaktuellen Entwicklungen ein Forum bietet. Schon von den Inhalten her kann es gar keinen Stillstand geben, da sich alle Vortragsblöcke des Sepawa-Kongresses an den Fortschritten in Forschung und Entwicklung orientieren, bei vielen kosmetischen Produkten und im Parfümsektor auch an den neuesten Modetrends. Natürlich ist Erfahrung eine verlässliche Stütze bei Veranstaltungen dieser Größenordnung - so werden für Oktober mehr als 1.600 Besucher erwartet. Die Messestände sind seit Anfang 2011 belegt mit einer neuen Rekordzahl an Ausstellern.
Obwohl in diesem Jahr bereits eine große, thematisch sehr verwandte Fachveranstaltung stattgefunden hat, der Welt-Tensid-Kongress CESIO in Wien, kann die Sepawa steigende Anmeldungen verzeichnen. Gibt es ein Erfolgsrezept?
Klaus-Peter Wittern: Wie immer tragen verschiedene Faktoren zum Erfolg bei: Zum einen geht der Sepawa-Kongress mit seinem engen wirtschaftlichen Bezug seit jeher auf die Bedürfnisse der Aussteller, auch der Klein- und Mittelständischen Unternehmen, ein. Unser praxisbezogenes, aktuelles Angebot, das „Forum für Neues", in dem in sehr kurzen, prägnanten Präsentationen die neuesten Innovationen präsentiert werden, war gleich im ersten Jahr ein solcher Erfolg, dass es noch während der Veranstaltung in größere Räume verlegt werden musste. Das „Forum für Neues" wird daher in diesem Jahr erheblich erweitert. In der Ausstellung können Kontakte leicht geknüpft und gepflegt werden.
Zum anderen bieten die wissenschaftlichen Vortragsprogramme der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaftliche und Angewandte Kosmetik, der Deutschen Gesellschaft der Parfümeure und der EDC-Conference von der GDCh-Fachgruppe „Chemie des Waschens" einen guten Überblick über die internationalen wissenschaftlichen Aktivitäten in den verschiedenen Disziplinen auf hohem Niveau.
Die Veranstaltung gewinnt zunehmend internationales Profil. In welche Richtung wird die Entwicklung gehen?
Klaus-Peter Wittern: Angegliederte Sektionen der Sepawa finden Sie vor allem in den europäischen Nachbarländern - Skandinavien, Benelux, Österreich, Schweiz und seit kurzem auch Polen. In den letzten Jahren konnten wir zunehmend Besucher aus Indien und dem Nahen Osten begrüßen. Darüber hinaus wird das Wachstum des Welttensidmarktes für die nächsten Jahre mit 2,5 bis 3% per anno erwartet, die BRIC-Länder, also Brasilien, Russland, Indien und China, werden voraussichtlich überproportional daran teilhaben. Hier zeichnet sich eine zukünftige Herausforderung ab, die die Sepawa mit Elan annehmen wird.
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