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Pharmaverband fordert wirtschaftspolitische Impulse

Deutsche Pharmaindustrie setzt Normalisierung nach Pandemie-Boom fort, Produktion steigt verhalten

19.10.2023 - Die Pharmaproduktion in Deutschland bewegt sich auf dem im Frühjahr erwarteten Niveau und dürfte im Jahresdurchschnitt 2023 um 1,4% sinken. Für das kommende Jahr prognostiziert der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) ein Plus von 2%.

Die Produktion in der Pharmaindustrie bewegt sich – wenn auch unter starken Schwankungen im Monatsverlauf – auf dem im Frühjahr erwarteten Niveau. Gleichzeitig wurde die Produktion für das vergangene Jahr nach unten revidiert, die Fallhöhe ist also geringer. Vor allem deshalb sinkt die Produktion im Jahresdurchschnitt 2023 mit – 1,4% etwas weniger als bislang erwartet (Frühjahrsprognose: – 1,7%). Für das kommende Jahr prognostizieren wir unverändert ein Plus bei der Produktion von 2%.

Dabei verharrten die Inlandsumsätze in etwa auf dem Vorkrisenniveau, auf das sie Ende vergangenen Jahres zurückgefallen waren. Zuvor hatten sie gut anderthalb Jahre lang – angeschoben durch die Impfstoffproduktion – um mehr als ein Viertel darüber gelegen. Im Vorjahresvergleich bewegen sie sich damit nun um gut 20% niedriger. Bei verhaltenen Zuwächsen pendeln sie sich im kommenden Jahr rund 2,5 % über dem Niveau dieses Jahres ein.

Diese Normalisierung hatte sich zunächst auch für die Auslandsumsätze abgezeichnet, die Anfang des Jahres auf den Vorkrisentrend zu sinken begannen. Seit April sind sie aber wieder in die Höhe geschnellt und haben erst im August geringfügig nachgegeben. Aktuell spielen Ausfuhren von Impfstoff noch eine wichtige Rolle. Ohne eine Impfwelle in den kommenden Monaten dürften sie sich im Folgenden aber analog zu den Inlandsumsätzen normalisieren – und damit wieder auf den Aufwärtstrend von vor der Pandemie einschwenken. Dieses Jahr übersteigen sie das ohnehin hohe Vorjahresniveau um 7%; entsprechend fallen sie im kommenden Jahr leicht, um 1%.

Weil die Auslandsumsätze zwischenzeitlich einen neuen Schub bekommen haben, entwickeln sich die Umsätze insgesamt mit einem Rückgang um (real) 2,9% besser als bislang erwartet und verbleiben im Jahr 2024 auf dem erreichten Niveau. Bei weiterhin sehr moderaten Preissteigerungen von rund 3% in diesem und 1% im kommenden Jahr belaufen sich die nominalen Umsätze der pharmazeutischen Industrie nach 58,8 Mrd. EUR im Jahr 2022 auf 59,0 Mrd. EUR in diesem Jahr und auf 59,8 Mrd. EUR im kommenden Jahr.

Die Investitionen dürften im vergangenen Jahr deutlich, um knapp 6% eingebrochen sein. Die starken Preissteigerungen bei Vorleistungen haben die Pharmaindustrie empfindlich getroffen: Viele Vorprodukte hatten sich stark verteuert, ohne dass die Unternehmen die gestiegenen Kosten – anders als dies in den übrigen Branchen der Fall war – weiter- reichen konnten. Allein das hatte die Finanzierungsspielräume eingeengt. Erschwerend kommen seit dem Jahreswechsel die Einschnitte aus dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz hinzu. Dies verschlechtert aber nicht nur die finanziellen Spielräume für dringend erforderliche Investitionen, sondern vor allem die entscheidenden Rahmenbedingungen. In der Folge erodiert die Qualität des Sach- und Forschungskapitals: Trotz verhaltener Anstiege bei den Investitionen um 1 bzw. 3% in diesem bzw. im kommenden Jahr bleiben die Aufwendungen für neue Ausrüstungen sowie für Forschung & Entwicklung weit hinter dem in den Vorjahren erreichten Niveau zurück – und das, obwohl Produktion und Beschäftigung seit geraumer Zeit merklich zulegen.

Zeit für wirtschaftspolitische Impulse

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist unter dem Strich nicht gut. Weder die konjunkturellen Aussichten noch die mittelfristigen Perspektiven für die wirtschaftliche Entwicklung geben Anlass zu Optimismus. Allerdings können richtige wirtschaftspolitische Entscheidungen dieses Bild schnell ändern. Vor allem die Gestaltung des vor uns liegenden Strukturwandels eröffnet die Chance, die innovativen Hightech-Bereiche am Standort auszubauen und damit Verluste an anderer Stelle zu kompensieren.

Hierzu bedarf es allerdings konsequenter Schritte, die Investitionen in Hightechproduktionsanlagen und die Entwicklung von Hightechprodukten attraktiv machen. Beschleunigt werden kann dies, wenn die Skalierung neuer industrieller Wertschöpfungsnetzwerke aktiv unterstützt wird – durch den Abbau von Bürokratie, den Zugang zu Daten und digitalen Dienstleistungen aber auch die finanzielle Unterstützung von Investitionsvorhaben oder der dafür notwendigen öffentlichen Infrastruktur.

Das Wachstumschancengesetz knüpft hier bereits an den richtigen Stellen an. Dieses ist angesichts seines vergleichsweise geringen Umfangs nur ein erster Schritt. Für die pharmazeutische Industrie gilt dar- über hinaus, dass innovative Therapien auch in die Anwendung in Deutschland kommen müssen, damit diese hier entwickelt und ihre Produktion aufgebaut wird. Werden hier und für andere innovative Bereiche der Industrie die Rahmenbedingungen verbessert, dann hellen sich auch die Wachstumsperspektiven für den Standort auf.

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