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Neuansiedlung im Chemiepark Knapsack: Palurec eröffnet Recyclinganlage

Anlage zur Verwertung der Kunststoff-Aluminium-Anteile von Getränkekartons geht in Betrieb

08.06.2021 - Mit der Eröffnung der Recyclinganlage der Palurec ist den Herstellern von Getränkekartons ein entscheidender Schritt bei der Rückgewinnung der Kunststoff- und Aluminiumanteile ihrer Verpackungen gelungen.

Der Getränkekarton erreiche dadurch eine hochgradige Recyclingfähigkeit von deutlich über 90 %, erklärte Geschäftsführer Andreas Henn im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung vor rund 300 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Es sei die erste Anlage ihrer Art in Deutschland, die mit einem mechanisch-physikalischen Verfahren marktfähige Rezyklate aus diesem Materialgemisch herstelle. Trennmedium sei ausschließlich Wasser, Lösemittel würden nicht eingesetzt. 8 Mio. EUR haben die drei Hersteller Tetra Pak, SIG Combibloc und Elopak in die 18.000 t-Anlage in der Nähe von Köln investiert.

Standortbetreiber Yncoris freut sich über die Neuansiedlung im Chemiepark Knapsack. Geschäftsleiter Clemens Mittelviefhaus erklärt dazu auf Nachfrage von CHEManager: „Mit palurec kommt ein Partner aus einer neuen Branche. Mit seiner neuen Technologie in der Kreislaufwirtschaft erweitert er das Portfolio am Standort. Das zeigt, dass das Konzept des Chemieparks auch weit über die Chemie hinaus attraktiv und zukunftsorientiert ist.“

Die neue Firma passe prima in die Chemieparkstrategie: „Die Verbindung Lebensmittelindustrie/Kreislaufwirtschaft und Chemie ist ein Baustein, den wir bereits mit der Ansiedlung von Hanke Aromastoff gestartet haben. Zukunftsfähige Themen wie Wasserstoff – Wasserstofftankstelle 2008, Ersatzbrennstoffkraftwerk zur Energieversorgung 2009 – zeichnen den Standort aus. In diesem speziellen Fall ist das Thema Umweltschutz durch das neue Verfahren und die Wiederverwertung mit Hilfe von chemischen Verfahren ein echtes Zukunftsmodell. Generell unterstützen wir Partner bei der Ideen- und Konzeptentwicklung sowie Genehmigung und Bau aus einer Hand.“ Das sei die Stärke des Industriedienstleisters mit seinen rund 1.300 Mitarbeitern an mittlerweile 6 Standorten, betont Mittelviefhaus.

Die Bauzeit der neuen Anlage betrug ca. 15 Monate, was für ein Scaleup Projekt normal sei. „Wir haben den Investor in unserer Rolle als Standortbetreiber von der Genehmigung bis zur technischen Anbindung vielfältig unterstützt,“ ergänzt der Geschäftsleiter. Die Investitionsentscheidung des Kartonherstellers sei massgeblich davon abhängig gewesen einen Standort zu finden, an dem alle notwendigen Dienstleistungen rund um die Anlage – Logistik, Technik, Versorgung etc. – aus einer Hand kommen.

Neuartiges Anlagenkonzept

Die Palurec bekommt ihren Rohstoff von Papierfabriken, die den Faser­anteil des Getränkekartons insbesondere zur Herstellung hochwertiger Wellpappen-Rohpapiere nutzen. Dabei fällt als Produktionsrest ein Mix aus verschiedenen Kunststoffen und Aluminium an. Dazu kommen Fremdstoffe, die bei der automatischen Sortierung der gelben Säcke und Tonnen nicht vollständig abgetrennt werden konnten. Ziel sei daher gewesen, mit effizienten und bewährten Technologien zu arbeiten und bewusst auf hoch anspruchsvolle Prozesse zu verzichten, so Henn: „In unserem Anlagenkonzept können wir auf erfolgreich in der Praxis erprobte Aggregate aus der Kunststoffaufbereitung zurückgreifen.“

Recycling nicht ausschließlich anderen überlassen

Auf die Frage, was Tetra Pak, SIG Combibloc und Elopak veranlasst hat, mit einer eigenen Anlage ins Recycling einzusteigen, antwortete der Vorsitzende des Branchenverbandes FKN, Robert Kummer: „In den letzten 25 Jahren hat es mehrere Unternehmen aus der Recyclingbranche gegeben, die sich daran versucht haben. Nach einiger Zeit sind sie allerdings wieder ausgestiegen. Technische, aber vor allem wirtschaftliche Gründe spielten dabei eine Rolle“.

Auch derzeit könne man beo­bachten, dass zwar viele Unternehmen beim Kunststoffrecycling bereits einen Gang eingelegt hätten, aufgrund der unsicheren Marktlage aber noch auf der Kupplung stünden: „Der europäische Green Deal und das Verpackungsgesetz zeigen aber bereits Wirkung. Die Nachfrage nach Rezyklaten wächst. Insofern sind wir überzeugt davon, dass die Entscheidung, die wir vor drei Jahren getroffen haben, richtig war, das Recycling unserer Verpackungen nicht ausschließlich anderen zu überlassen, sondern selbst Verantwortung zu übernehmen“, so Kummer.

In einer Video-Botschaft begrüßte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser das Engagement der Hersteller: „Es ist beeindruckend und verdient meinen großen Respekt.“ Der Präsident des Naturschutzbund Deutschland (NABU) Jörg-Andreas Krüger sagte: „Zum Erhalt der Biodiversität und zum Schutz unseres Klimas ist die Kreislaufwirtschaft ein zentraler Hebel. Wenn in Zukunft auch Kunststoff und Aluminium aus dem Getränkekarton in neuen Produkten verarbeitet werden können, ist das ein wichtiger Schritt in Richtung Umweltschutz“.

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