Nachwuchsförderung: Sepawa setzt neue Denkansätze
05.06.2011 -
Nachwuchsförderung: Sepawa setzt neue DenkansätzeIn diesem Jahr präsentiert die Sepawa zwei Neuheiten: Eine Weiterbildungsakademie und Förderpreise für Nachwuchswissenschaftler. Damit ergänzt sie ihre bestehende- Fachgruppenarbeit. Motor dieser Entwicklung ist Prof. Dr. Ulrich Buller, 2. Vorsitzender der Sepawa und Vorstandsmitglied der Fraunhofer Gesellschaft in München. Bei der Sepawa fungiert er u. a. als Bindeglied zur Gesellschaft deutscher Chemiker, bei der er früher im Vorstand war, und steuert die Weiterbildung und die Nachwuchsförderung bei der Sepawa. CHEManager befragte Prof. Buller zu den Ursachen und Zielsetzungen für diese Neuerungen.
CHEManager: Herr Professor Buller, haben die Sepawa-Mitglieder Nachwuchssorgen?
Prof. Dr. Ulrich Buller: Noch nicht. Deshalb versuchen wir gegenzusteuern. Tatsache ist: Wir sind in ganz Europa die Nation mit der niedrigsten Zahl an naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Studenten. Das ist eigentlich ein Drama. Wir müssen also aufpassen, dass uns der hochqualifizierte Nachwuchs im naturwissenschaftlichen-technischen Bereich nicht ausbleibt und als Folge die Produktionskapazitäten zurückgehen. Wir brauchen den Nachwuchs dringend, weil wir nur mit frischen Denkansätzen die Innovationen erreichen können, die zu neuen Produkten in den Märkten führen.
CHEManager: Was tun Sie für mehr Nachwuchs?
Prof. Dr. Ulrich Buller: In der Sepawa wollen wir so früh wie möglich den potentiellen Nachwuchs erreichen – und zwar über die Universitäten und Fachhochschulen. Dazu haben wir die Sepawa-Förderpreise eingeführt. Sie sind ein Weg, Firmen und Hochschulen enger in Kontakt zu bringen. Erstens sollen die Professoren, die Doktorarbeiten ausgeben, die Strukturen und Themen der Sepawa kennen lernen. Zweitens möchte ich die jungen Leute auf die Sepawa-Mitgliedsfirmen aufmerksam machen, damit sie diese bei Ihren Bewerbungsmaßnahmen berücksichtigen. Drittens ist es mir ein Anliegen, dass die aktuellen Themen der Sepawa mehr Aufmerksamkeit in der Fachszene erhalten. Die Universitäten und Fachhochschulen sind dabei die Multiplikatoren. Die Sepawa verstärkt mit der Gründung einer Akademie die Weiterbildung auf ihren Fachgebieten.
CHEManager: Welche Überlegungen führten zu diesem Schritt?
Prof. Dr. Ulrich Buller: Als Berufsverband hat sich die Sepawa die Aufgabe gestellt, ihre Mitglieder auf alle Themen hinzuweisen, die zum Wandel in unserer Branche beitragen. Aktuelle fachliche Beispiele sind die Chemikaliengesetzgebung Reach oder die Auswirkungen der Globalisierung auf unsere Märkte. Unsere Mitglieder sind Brancheninsider. Sie wollen immer auf dem aktuellsten Wissens- und Qualifizierungsstand sein.
CHEManager: Welchen Beitrag will die neu gegründete Sepawa-Akademie leisten?
Prof. Dr. Ulrich Buller: Sie ergänzt die Fachgruppenarbeit. Wir sehen uns heute einer alternden Gesellschaft gegenüber. Das bekommen auch die Firmen zu spüren. Wir müssen also Anreize für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen, damit sie lebenslang lernen wollen. Die Akademie ist ein Anreiz. Sie ist eine Plattform für unsere Mitglieder, sich einerseits weiterzubilden und andererseits ihre Erfahrungen übergreifend auszutauschen. Qualifikation und Austausch – das macht die Akademie attraktiv. Neben den Sepawa-Förderpreisen gibt es auf dem Kongress in Würzburg auch eine Jobbörse. Warum? Prof. Dr. U. Buller: Wir wollen den Nachwuchs nicht erst in der letzten Phase des Studiums erreichen, sondern bereits früher. Mit der Jobbörse verfolgen wir das Ziel, Praktikanten und Diplomanden an die mittelständischen Unternehmen heranzuführen. Damit bieten wir beiden Seiten die Chance, Erfahrungen zu sammeln – den Sepawa-Mitgliedsfirmen und dem potentiellen Nachwuchs. Nachwuchs gewinnen ist das eine, Spitzenkräfte halten das andere.
CHEManager:Was können die Unternehmen dafür tun?
Prof. Dr. Ulrich Buller: Beständig ist nur der Wandel. Das muss jedem Unternehmen klar sein. Grundsätzlich können wir die Leistungsbereitschaft unserer Fachkräfte in der Gesellschaft nur erhalten und ausbauen, wenn sie sich entfalten können. Sie suchen die Chance auf eigene Entwicklung, Spaß an der Arbeit und natürlich leistungsbezogene Bezahlung. Dafür müssen die Unternehmen die Rahmenbedingungen schaffen. Sie haben am Anfang die Globalisierung der Märkte angesprochen.
CHEManager:Wie reagiert die Sepawa darauf?
Prof. Dr. Ulrich Buller: Wir müssen schauen, welche Entwicklungen es in Deutschland gibt, in Europa und im fernen Ausland. Ich glaube, da sind die Entscheidungsträger in den Unternehmen oft nicht schnell genug. Für den Mittelstand ist es aber wichtig, zu entdecken, wie er diesen Regionen aktiv werden kann. Gleichzeitig muss er auch beobachten, was im administrativen und legislativen Umfeld passiert – ich erinnere an Reach. Die Sepawa greift diese Themen auf – in Fachvorträgen während des Kongresses oder bei Veranstaltungen der Fachund Landesgruppen oder der ausländischen Sektionen oder in Seminaren der Sepawa-Akademie.
CHEManager: Aus Ihrer Sicht als Vorstandsmitglied der Fraunhofer-Gesellschaft: Was empfehlen Sie Verbänden?
Prof. Dr. Ulrich Buller: Reagieren Sie schneller auf Entwicklungen! Verbandsarbeit hat die Aufgabe, in die Landschaft hineinzuhören und wahrzunehmen, was passiert. Nach innen und außen müssen wir klarmachen, was passiert zum Beispiel in Südostasien. Da entstehen Märkte. Darauf muss man reagieren. Daraus können interessante Geschäfte entstehen.