Anlagenbau & Prozesstechnik

Messwert + Mehrwert

Partnerschaftlich zusammenarbeiten in der digitalen Welt

03.07.2018 -

Die Digitalisierung und das IIoT verändern Wertschöpfungsketten und die gesamte Arbeitswelt tiefgreifend. Mit mehr Transparenz ist es möglich, Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern. Dabei spielt die Automatisierungstechnik von der Sensorik bis zur Datenintegration eine zentrale Rolle. Matthias Altendorf, CEO der Endress+Hauser Gruppe, beantwortete CHEManager Redakteur Volker Oestreich im Kurzinterview drei Fragen zum Thema.

CHEManager: Was sagt Ihr Slogan „Messwert + Mehrwert“ im Zeichen von Big Data und IIoT aus?

M. Altendorf: Unsere Kunden gewinnen mit unserer Unterstützung wertvolle Informationen aus ihren Prozessen. Mit unseren digitalen Dienstleistungen möchten wir dieses Ziel auf eine neue Stufe heben. Unsere intelligenten Messgeräte erfassen schon lange neben dem eigentlichen Messwert noch viele andere Parameter aus dem Prozess und über den Sensor. Dank Big Data und IIoT ist es möglich geworden, diese Daten unabhängig von der Steuerung der Anlage auszulesen und mit Hilfe intelligenter Algorithmen zu nützlichem Wissen weiterzuverarbeiten: Kommt es in den Rohren meiner Anlage zur Ansatzbildung oder Korrosion – und wie kündigt sich das an? Kann ich den nächsten Batch noch produzieren, ehe ich meinen pH-Sensor neu kalibrieren muss? Welche kritischen Messstellen in meiner Anlage erreichen demnächst das Ende ihrer Lebenszeit und wie kann ich sie ersetzen? Mit Apps, die auf Fragen wie diese eine verlässliche Antwort geben, möchten wir unseren Kunden helfen, das Potenzial der Industrie 4.0 zu heben, auch auf bestehenden Anlagen.

Wo bleibt da noch die Bedeutung des eigentlichen Messwerts, was ist die Perspektive?

M. Altendorf: Der eigentliche Messwert wird für die Steuerung und Regelung des verfahrenstechnischen Prozesses gebraucht, und das wird auch in der Zukunft so sein. Aber Messwerte und Sensoren sind auch der Ausgangspunkt der Industrie 4.0. Neben den klassischen physikalischen Parametern verlangen unsere Kunden immer stärker nach qualitätsrelevanten Analysen und Messungen im Prozess. Dem entsprechen wir, indem wir unsere Prozessanalyse weiter ausbauen, Parameter wie Dichte oder Konzentration in unser Portfolio aufnehmen und Verfahren aus dem Labor in den Prozess holen. Künftig werden die Ansprüche an die Sensorik noch wesentlich vielfältiger werden. Wo heute noch viele Mitarbeiter in der chemischen Industrie sind, wird durch den demografischen Wandel in Zukunft weniger Menschen zur Verfügung stehen. Deshalb brauchen wir noch viel mehr Sensoren, die die menschlichen Sinne im Feld ersetzen. Wir haben aus diesem Grund begonnen, an der Universität Freiburg das Sensor Automation Lab aufzubauen. Ein Team von Wissenschaftlern, Forschern und Entwicklern soll dort für uns an innovativen Sensortechnologien arbeiten. Parallel dazu wächst aber auch der Bedarf an Dienstleistungen, gerade in den regulierten Industrien. Hier stellen wir unseren Kunden Expertise und Manpower zur Verfügung, etwa für die Kalibrierung ihrer Messgeräte, so dass sie sich ganz aufs Kerngeschäft konzentrieren können. Unsere Partnerschaft mit Roche am Standort Kaiseraugst ist dafür ein gutes Beispiel.

Wie sieht so eine Partnerschaft konkret aus, wie wird sie gelebt?

M. Altendorf: Roche ist einer unserer strategischen Kunden aus den Life Sciences. Wir sind ein enger Partner im Bereich der Instrumentierung, erbringen an etlichen Standorten auch Dienstleistungen und tauschen uns auf allen Ebenen regelmäßig und gut aus – angefangen bei den Fachleuten an den einzelnen Standorten bis hinauf zum CEO. Solche Partnerschaften sind wichtig für unsere Kunden und uns. Denn in der vertrauensvollen, langfristig angelegten Zusammenarbeit entstehen Innovationen und damit Mehrwert für unsere Kunden. Je enger wir zusammenarbeiten, desto besser lernen wir die Bedürfnisse unserer Kunden kennen und desto mehr Verbesserungspotenziale können wir nutzen. Herr Schwan, der CEO von Roche, hat es mir gegenüber einmal so formuliert: „Gemeinsam kann man mehr Wert generieren – das ist das Schöne an einer Partnerschaft.“

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