Markus Wolfgang Guenther: IT ist der Schlüssel
23.10.2011 -
Markus Wolfgang Guenther: IT ist der Schlüssel
Markus Wolfgang Guenther (44) leitet seit Anfang Juni den Geschäftsbereich Chemical & Pharmaceutical Industries bei Siemens IT Solutions and Services. Der studierte Verfahrensingenieur blickt u.a. auf Karriereschritte bei der BASF, bei Boston Consulting und Lesswire zurück. CHEManager sprach mit Guenther über die Ambitionen von Siemens IT Solutions and Services. Das Gespräch führte Dr.Michael Klinge.
CHEManager: Herr Guenther, was reizt Sie an Ihrem neuen Job?
Markus Wolfgang Guenther: Schon seit dem Studium der Verfahrenstechnik reizt mich die Verbindung von Wirtschaft und Technik. Die technische Seite konnte ich durch meine Zeit bei der BASF kennen lernen, danach habe ich ein MBA-Studium absolviert, um auch die wirtschaftliche Seite noch besser zu verstehen. Bei Siemens schließlich kann ich beide Welten – sowohl die technische als auch die wirtschaftliche – gewinnbringend einsetzen.
Siemens selbst hat eine lange, lange Tradition in der Zusammenarbeit mit der Chemie- und Pharmaindustrie, insbesondere in Deutschland, das ja nach wie vor zu den führenden Chemienationen der Welt zählt. Wir beliefern die Industrie neben vielen anderen Investitionsgütern mit Energiekomponenten, Telekommunikationseinrichtungen, einer breiten Palette in der Automatisierungs- und Antriebstechnik, mit vielerlei Dienstleistungen und Ingenieursdienstleistungen und schließlich mit IT-Lösungen. Ein solch breites Spektrum kann keiner unserer Wettbewerber in die Waagschale werfen.
CHEManager: Welche Themen sind für Chemie und Pharma im IT-Bereich gerade besonders interessant?
Markus Wolfgang Guenther: Weltweit steigen die Anforderungen an die IT. Das hat verschiedene Gründe. Beispielhaft ist hier die immer stärker voranschreitende Globalisierung zu nennen, mit der die Anzahl der zu vernetzenden Standorte stetig anwächst. Aufgrund der meist nicht koordiniert gewachsenen IT-Infrastruktur und –Systeme stehen die Unternehmen vor der Aufgabe die IT-Kosten durch Einführung globaler Standards (Templates) zu reduzieren.
Diese Herausforderung stellt sich insbesondere auch dann, wenn durch Käufe und Verkäufe Einheiten integriert bzw. abgespalten werden müssen. Mit der Internationalisierung steigen gleichzeitig die Anforderungen an die Industrie, die vielfältigsten Regularien zu erfüllen. Die populärsten Beispiele dafür sind in Europa sicherlich das Thema Reach, in der Pharmaindustrie etwa die Anforderungen der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA.
Die Pharmaindustrie verzeichnet längere Innovationszyklen und längere Zeiten für die endgültige Zulassung eines neuen Medikamentes. Hierdurch wird die nutzbare Patentschutzzeit reduziert. Weiterhin entstehen der Pharmaindustrie mittlerweile Schäden durch gefälschte Präparate von > 50 Mrd US-$. Hier kann nur die Umsetzung der FDA Empfehlungen zum Thema ePedigree weiterhelfen. Kurzum: die Geschäfte in der Chemie- und Pharmaindustrie werden immer komplexer und IT ist letztlich der Schlüssel dazu, um sie erfolgreich zu gestalten.
CHEManager: Und welche Antworten hat Siemens darauf?
Markus Wolfgang Guenther: Hier hilft uns natürlich unser Know-how, welches wir über die Jahre in der Branche angesammelt haben als auch die Erfahrungen, die wir als IT Provider für die Siemens AG als einer der größten und international weit verzweigtesten Konzerne der Welt gewonnen haben.
Fangen wir in der Prozessberatung an: Hier beraten wir unsere Kunden, wie sie ihre Prozesse so optimieren können, damit sie den Anforderungen von morgen genügen und wie IT sie dabei untersützen kann. Doch wir gehen noch weiter: Wir bleiben nicht nur bei der Beratung, sondern wir setzen die Beratungskonzepte auch in Lösungen um: Wir bauen für unsere Kunden die benötigte IT-Infrastruktur, implementieren diese und können sie auch betreiben und optimieren. Das ist der eine Punkt: Analyse, Entwurf und Implementierung.
Fast noch wichtiger ist aber, dass wir nicht bei den klassischen Business-IT-Themen stehen bleiben, sondern auch in der Produktionswelt extrem stark vertreten sind. Dort ist Siemens mit seiner weltweit führenden Automatisierungstechnik ein ganz starker Partner für die Chemie- und Pharmaindustrie. Diese beiden Welten, also Business-IT und Produktions-IT wachsen zunehmend zusammen.
Diese Schnittstelle zwischen den beiden Bereichen wird in der Chemie- und Pharmaindustrie immer bedeutender. Siemens ist hier optimal aufgestellt und kann seine Kunden mit einem umfassenden Portfolio global bedienen.
CHEManager: Also profitieren Sie sehr stark von Ihren Kollegen in anderen Bereichen der Siemens AG?
Markus Wolfgang Guenther: Ja, wobei ich sagen möchte, dass wir wechselseitig voneinander profitieren. So arbeiten wir z.B. stark im Bereich der Schnittstelle zwischen der ERP- und der MES-Ebene zusammen, um hier optimierte Lösungen anzubieten. Generell koordinieren wir unsere Lösungsentwicklung mit den anderen Bereichen, die in der Chemie- und Pharmabranche aktiv sind, und ergänzen uns im Portfolio und im Vertrieb. Gemeinsam positionieren wir uns als Komplettanbieter.