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Lufthansa-Chef hat bei Roche nichts zu sanieren

16.09.2013 -

Für Christoph Franz ist es eine Rückkehr in die Schweiz. Der Roche-Konzern hat in dem Lufthansa-Chef nach monatelanger Suche seinen neuen Präsidenten gefunden. Franz soll bei der Generalversammlung des Basler Pharmariesen im kommenden März zum Nachfolger des langjährigen Verwaltungsratspräsidenten Franz Humer gekürt werden. Der krisenerprobte Franz, der die Kranich-Airline mit einem milliardenschweres Sparprogramm fit für den harten Wettbewerb in der Luftfahrt machen wollte, übernimmt am Rheinknie ein gut bestelltes Haus - hinterlässt aber eine Lufthansa, die mitten in einer Rosskur steckt.

Seit der gebürtige Frankfurter Franz 2004 die Führung der angeschlagenen heimischen Fluglinie Swiss übernommen und die Nachfolgegesellschaft der pleitegegangenen Swissair überraschend schnell stabilisiert hat, ist er den Eidgenossen ein Begriff. Mit dem Gesellenstück empfahl er sich für die Lufthansa-Führung. Der 53-jährige Deutsche sitzt bereits seit 2011 im Roche-Verwaltungsrat und seine Familie lebt in der Schweiz.

Anders als der Aufsichtsrat einer deutschen Aktiengesellschaft ist der Verwaltungsrat in der Schweiz mehr als ein Aufsichtsorgan - für Franz wird die neue Aufgabe ein Vollzeit-Job. Der Verwaltungsrat trägt die Geschäftsverantwortung und hat das letzte Wort bei strategischen Zielen. Der Präsident ist "primus inter pares", und seine Befugnisse entsprechen denjenigen der anderen Mitglieder - mit der wichtigen Ausnahme: Gibt es bei einer Abstimmung Stimmengleichstand, entscheidet sein Votum.

Muttersprache Deutsch
Mit der Muttersprache Deutsch erfüllt Franz eine wesentliche Anforderung der Erben der Roche-Gründerfamilie Hoffmann-Oeri, die den Konzern mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,01% der Stimmrechte kontrollieren. Humer wird ebenso wie seinem Vorgänger Fritz Gerber ein sehr enges Verhältnis zur Familie nachgesagt.

"Mit Christoph Franz wird eine überzeugende Persönlichkeit mit einem beeindruckenden Leistungsausweis als CEO einer großen, weltweit tätigen Firma das Präsidium von Roche übernehmen", erklärte Humer, der im Frühjahr in Pension gehen will. "Ich bin davon überzeugt, dass Christoph Franz dabei seine langjährige, vielfältige Erfahrung und seine eindrückliche globale Vernetzung ebenso zugutekommen werden wie seine starke Verankerung in der Schweiz."

Als Wermutstropfen machten Analysten die geringe Branchenpraxis des neuen Roche-Präsidenten aus. "Die fehlende Pharma-Erfahrung ist wohl sein einziger Schwachpunkt, aber im Großen und Ganzen scheint er eine vernünftige Wahl", erklärte Analyst David Kägi von der Bank J. Safra Sarasin.

Unter dem gebürtigen Österreicher Humer ist Roche zum größten Hersteller von Krebsmedikamenten aufgestiegen. Mit der Übernahme von Genentech gelang dem 67-Jährigen ein Coup: Aus der Forschung des US-Biotech-Unternehmens stammen so wichtige Medikamente wie MabThera, Herceptin und Avastin, die dem Konzern heute Milliardenumsätze bringen. Außerdem kann Roche dank des eigenen Diagnostik-Geschäfts im Gegensatz zu vielen anderen Pharmakonzernen Gentests selbst entwickeln und anbieten - ein Vorteil, wenn es um exakt auf Patienten zugeschnittene Arzneimittel geht. Dieses neue Feld der personalisierten Medizin gilt besonders für die Krebsmedizin als vielversprechend. Aber auch Virus- und Autoimmunerkrankungen gelten als Kandidaten für maßgeschneiderte Präparate.

Und während große Branchenvertreter wie etwa Stadtrivale Novartis wegen Patentabläufen mit steigender Konkurrenz durch günstigere Nachahmer-Medikamente kämpfen, sprudeln bei Roche die Verkaufserlöse. Mit einem Gewinnsprung von 40% auf 6,05 Mrd. CHF (4,9 Mrd. €) im ersten Halbjahr unterstrich der Konzern seine starke Verfassung. Der Umsatz stieg unter Ausschluss von Währungseinflüssen um 5% auf 23,3 Mrd. CHF. Im ganzen Jahr will Roche die Verkaufserlöse ebenso stark steigern wie 2012, als das Wachstum 4% betrug. Der Kerngewinn je Genussschein und Aktie, der Sonderposten ausklammert, soll stärker als der Umsatz zulegen. Im ersten Halbjahr wuchs er um 12% auf 7,58 CHF.