Chemie & Life Sciences

Levaco Chemicals: Wachstum mit Verantwortung

Nach erfolgreicher Startphase will Leverkusener Chemikalienanbieter mit modernen Ansätzen expandieren

15.09.2021 - Levaco Chemicals produziert im Chempark Leverkusen Spezialitäten wie Dispergier- und Netzmittel, Emulgatoren und Entschäumer für verschiedenste Industriezweige, von der Agrochemie über die Faser- und Farben- und Lackherstellung bis zur Papierindustrie.

Zudem ist die Lohnfertigung von Spezialchemikalien ein Teil des Geschäfts. Ehemals Teil des Bayer-Konzerns wurde Levaco nach mehreren Jahren in den Strukturen von Lanxess und Tanatex im Jahr 2014 eigenständig und gehört heute zur Diersch & Schröder Unternehmensgruppe. Birgit Megges befragte Marius Mühlenberg, CEO der Levaco Chemicals Group, zur strategischen Entwicklung des Unternehmens.

CHEManager: Herr Mühlenberg, Levaco ist seit 2014 eigenständig. Wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt und wie ist das Geschäft heute aufgebaut?

Marius Mühlenberg: Der Hintergrund der Levaco ist der eines Inhouse-Spezialitäten-Produzenten innerhalb des Bayer-Konzerns. Das heißt, dass die chemische Bandbreite bereits aus der Historie heraus sehr vielseitig ist, die Kundenstruktur jedoch bis zur Herauslösung aus der Konzernstruktur sehr einseitig war. Dementsprechend hieß die Devise nach 2014, dass für diese große Bandbreite an Produkten geeignete Märkte im Vertrieb erschlossen werden mussten. Dies wurde dann zunächst in den Märkten Agrochemie, Coatings, Fasern und im Contract Manufacturing umgesetzt. Insbesondere in der Alkoxylierung haben wir zudem viele F&E-Projekte gemeinsam mit und für unsere Kunden erfolgreich umgesetzt, so dass wir weit über den Tellerrand hinausschauen und unser chemisches Spektrum und das dazugehörige Know-how stets erweitern konnten. Seit 2019, durch den Zukauf der Defotec Process Chemicals, haben wir dazu noch die Endkundenmärkte Nahrungsmittel- und Papierproduktion erschlossen sowie den Markt der Additive für die Kabelindustrie. Durch unser Vertriebs- und Lager-Outlet in Hongkong, die Levaco Far East, haben wir seit 2018 zudem die Möglichkeit, auch in der strategisch wichtigen Fernost-Region inklusive China unsere Kunden intensiv zu betreuen.

Sie führen die Geschäfte der Levaco Chemicals Group seit Mai 2021. Wie sieht Ihr strategischer Ansatz aus und welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

M. Mühlenberg: Der große Schritt in Richtung Risikodiversifikation durch den Aufbau eines heterogenen Kundenportfolios ist erfolgreich absolviert und die Auslastung unserer Produktion ist auf einem guten Niveau. Der nächste, bereits eingeläutete Schritt ist der intensive Fokus auf chemische Spezialitäten und solche Produkte, die erklärungsbedürftig sind. Durch diesen Schritt können wir die positiven Eigenschaften eines mittelständischen Unternehmens wie Flexibilität, spezifisches Know-how und kurze Kommunikationswege bestmöglich am Markt herausarbeiten und für uns nutzen.

Ich persönlich habe mir das Ziel gesetzt, ein Unternehmensumfeld zu fördern, wo wir unser breites Fachwissen und die große Erfahrung unserer Mitarbeiter mit modernen Ansätzen zum Beispiel hinsichtlich der Implementierung von nachhaltigen Produkten und der Industrie 4.0 kombinieren können, da hier aus meiner Sicht innerhalb der Branche noch eine Menge Luft nach oben ist. Dies möchten wir natürlich in der Konsequenz in messbare Ergebnisse für uns übersetzen.

In welchen Ihrer Zielmärkte sehen Sie die größten Wachstumschancen?

M. Mühlenberg: Die Agrochemiebranche ist für uns ein äußerst interessantes Feld und unsere Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass die Bemühungen hier auch Früchte tragen. Gerade hinsichtlich der oben beschriebenen Strategie der produktseitigen Spezialisierung erarbeiten wir hier vielversprechende Projekte. Und ein Schluss liegt nahe: Die Menschheit wächst in einem nie dagewesenen Tempo, das heißt im Umkehrschluss, dass die Effizienz pro Quadratmeter Anbaufläche deutlich zunehmen muss, um auch so viele Menschen wie möglich mit ausreichend Nahrungsmitteln versorgen zu können. Hier kommen unsere Produkte als effizienzsteigernde Komponenten in den Formulierungen unserer Kunden zum Einsatz.Auch unser Produktportfolio für den Lebensmittelbereich wie zum Beispiel die Fermentations-, Zucker- und Stärkeindustrie sowie in den Bereichen Faser-, Coating- und Papierindustrie wächst stetig, und auch hier erwarten wir jeweils ein Wachstum in 2021/2022.

Im Jahr 2018 wurde Levaco Far East gegründet, um den asiatischen Raum besser bedienen zu können. Gibt es Überlegungen, weitere Büros in anderen Regionen zu eröffnen oder zukünftig sogar auch außerhalb Deutschlands zu produzieren?

M. Mühlenberg: Ganz klar: Ja! Auch für Regionen wie Südamerika, Indien oder auch die USA gibt es solche Überlegungen. Die einen sind ein bisschen konkreter und eher kurz- bis mittelfristig zu realisieren, die anderen eher langfristig gesehen. Unsere Kunden verlangen Lieferantennähe und auch wir stellen uns natürlich die Frage, wie nachhaltig das „Um-die-Welt-Jetten“ auf Dauer ist. Um wachsen zu können, benötigen wir eigene Lager- und Produktionsmöglichkeiten und gegebenenfalls auch eine Legal Entity vor Ort. Wir müssen jedoch auch sehen, dass der administrative Aufwand bei jedem einzelnen Projekt in ein Kosten-Nutzen-Verhältnis gesetzt werden muss, da solche Schritte für uns noch nicht zum Daily Business gehören.

Sie ergänzen Ihr Produktportfolio mit dem Angebot der Lohnfertigung von Spezialchemikalien. Aus welchen Sparten kommen Ihre Kunden, die diese in Anspruch nehmen? Wie fügt sich dieses Teilgeschäft in das Gesamtkonzept von Levaco ein?

M. Mühlenberg: Da sich das Toll- und das Contract-Manufacturing grundsätzlich von unserem B2B- und Endkundengeschäft unterscheiden, haben wir hierfür eine eigene Business Unit gegründet. Hier geht es um äußerst sensible Kundenbeziehungen und wir legen hier viel Wert auf Diskretion und enge Partnerschaften. Aus diesem Grund möchte ich hier nicht zu viel verraten. Die Branchen sind jedoch äußerst vielfältig. Unsere Partner suchen aber zu 90 % Synthesekompetenzen im Bereich Ethoxylierung und Propoxylierung und genau hier haben wir unsere Kernkompetenzen im F&E- und Produktionsbereich. Als Beispiel kann ich hier unser EO-PO-Labor nennen, das unter Großproduktionsbedingungen Syntheseansätze von 1 bis 5 kg produzieren kann. Die Flexibilität in einem gemeinsamen Entwicklungsprojekt mit unseren Kunden ist somit äußerst hoch.

Seit 2019 hält Levaco 74,9 % der Anteile an Defotec, einem Anbieter von Entschäumern für verschiedene Anwendungen. Konnten Sie bereits von der Zusammenarbeit profitieren?

M. Mühlenberg: Die Beteiligung an der Defotec hat uns den Zugang zu Endkundenmärkten eröffnet, wo wir auf der einen Seite wussten, dass unsere Chemie gewinnbringend zum Einsatz kommen kann, wo jedoch auf der anderen Seite die eigenständige Erschließung äußerst zeitintensiv hätte werden können. Die Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmensgruppe läuft sehr gut und der Mehrwert war bereits nach kurzer Zeit ersichtlich.

Sind weitere Zukäufe denkbar?

M. Mühlenberg: Grundsätzlich wollen wir unsere Wachstumsziele aus eigener Kraft erreichen. Wir werden jedoch auch in Zukunft die Augen und Ohren offenhalten, um neben dem organischen Wachstum auch passende Unternehmen in unsere Unternehmensgruppe aufzunehmen.

Die Covid-19-Pandemie ist an keinem Unternehmen spurlos vorübergegangen. In welchen Geschäftsbereichen spüren Sie die größten Auswirkungen? Waren Änderungen erforderlich, die Sie vielleicht sogar langfristig implementieren werden?

M. Mühlenberg: Auch wir sind selbstverständlich von Corona tangiert, gewisse Projekte wurden kundenseitig on hold gesetzt. Wir haben uns jedoch insgesamt flexibel auf die Situation einstellen können, so dass wir zum Beispiel kein Personal abbauen mussten. Auch das ist ein Vorteil von mittelständischen Strukturen. Trotzdem haben wir uns Anfang des Jahres einmal „geschüttelt“ und alle gemeinsam, von der Geschäftsführung bis zum Lageristen, den Fokus auf die Zukunft gelegt und dies ganz explizit intern und extern kommuniziert.
Corona heißt für uns, dass es ein neues „Normal“ gibt, und damit müssen wir zurechtkommen und darin Chancen erkennen, wie zum Beispiel die Intensivierung unserer Kundenbeziehungen oder aber die schnellere Umsetzung von Investitionsprojekten zur Steigerung des Outputs am Produktionsstandort Leverkusen.

In Europa steht Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda. Welche Ziele haben Sie sich diesbezüglich für Levaco gesetzt?

M. Mühlenberg: Nicht zuletzt durch das tragische Ereignis in unserer Nachbarschaft im Chempark Leverkusen Ende Juli sowie die zurecht geführte Klimadebatte werden die Anforderungen an eine nachhaltige Chemiebranche in Zukunft sicherlich noch höher. Und dies ist auch – zum Wohle unseres Planeten – absolut notwendig. Sicherlich muss auch hier mit einem gesunden Augenmaß gemessen werden. Ich vertraue jedoch auf die vorhandenen politischen Strukturen in unserem Land und in der EU.

 

„Die Anforderungen an eine nachhaltige Chemiebranche
werden in Zukunft sicherlich noch höher.“

 


Auch wir sehen also dringenden Handlungsbedarf, deuten dies aber nicht als Risiko für uns, sondern erkennen hier wiederum eine Chance, zeitnah innovative Ansätze zu untersuchen, wo wir, gemeinsam mit unseren Kunden einen Beitrag leisten können. Bereits aktuell ist unser Green Chemicals Project, wo wir interdisziplinär unsere Produkte auf den Prüfstand hinsichtlich der Substitutionsfähigkeit beispielsweise mit Komponenten auf nativer Basis stellen. Ein Ergebnis dessen sind zum Beispiel unsere biozertifizierten Entschäumer oder aber eine funktionierende Alternative für Formaldehyd auf nativer Basis, die für die Bioproduktion von Lebensmitteln zugelassen ist.

 

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ZUR PERSON
Marius J.L. Mühlenberg studierte BWL an der Universität Passau und der California State University in San Diego, USA, und absolvierte 2016 seinen Masterabschluss an der TU München (Management in Kombination mit Chemie). Nach Tätigkeiten bei Clariant und Defotec Process Chemicals ist der Rheinländer aus Krefeld seit Mai 2021 CEO der Levaco Chemicals Group, zu der neben Levaco Chemicals die Defotec Entschäumer Vertriebsgesellschaft und die Levaco Far East (Hongkong) gehören.

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