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Lanxess: Geschäftsbereich High Performance Materials wird rechtlich eigenständig

11.11.2021 - Lanxess überführt seinen Geschäftsbereich High Performance Materials (HPM) in eine eigenständige rechtliche Gesellschaftsstruktur und reiht sich in die wachsende Liste europäischer und US-amerikanischer Chemiekonzerne ein, die ihre Aktivitäten im Bereich der technischen Kunststoffe veräußern wollen - auf die eine oder andere Weise.

HPM ist einer der führenden Anbieter für Hochleistungskunststoffe, die vor allem in der Automobil- sowie der Elektro- und Elektronikindustrie zum Einsatz kommen. Speziell die Elektromobilität ist ein zukunftsträchtiges Anwendungsfeld für die Kunststoffe, die dort vor allem für Karosserien, Batteriegehäuse und die Ladeinfrastruktur verwendet werden.

Für den Geschäftsbereich sind weltweit rund 1.900 Mitarbeitende an 14 Standorten tätig. Der Umsatz liegt im niedrigen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich. Zum Portfolio von HPM gehören die technischen Kunststoffe Polyamid und Polybutylenterephthalat sowie thermoplastische Faserverbundwerkstoffe. Ein besonderes Merkmal des Geschäftsbereichs ist die hohe Rückwärtsintegration seiner Produktionsprozesse.

„Der weltweite Markt für neue Mobilitätsformen entwickelt sich sehr dynamisch und sortiert sich strategisch neu. Dabei entstehen auch viele innovative Konstellationen und Partnerschaften. Um die Wachstumschancen in diesem Markt bestmöglich nutzen und flexibel agieren zu können, geben wir dem Geschäftsbereich nun eine eigene rechtliche Struktur“, sagte Hubert Fink, Vorstandsmitglied von Lanxess. Mit der Umsetzung beginnt Lanxess im ersten Halbjahr 2022.

Die Lanxess-Pläne, die zu den Veräußerungsplänen anderer Akteure hinzukommen, lassen viele neugierig werden, wie Finks "innovative Konstellationen und Partnerschaften" aussehen könnten. Einige der Wege zu Fusionen und Übernahmen könnten durch kartellrechtliche Beschränkungen, insbesondere in Europa, vereitelt werden.

In den letzten Jahren war der Modus Operandi für Unternehmen, die sich von Vermögenswerten trennen wollten, häufig die Ausgliederung in ein Minderheits-Joint-Venture, wobei der neue Mehrheitspartner das Unternehmen schließlich übernahm. Diesen Weg hat der deutsche Konzern mit seinem Geschäft mit synthetischem Kautschuk eingeschlagen, indem er zunächst ein 50:50-JV mit Saudi Aramco gründete, das später Arlanxeo genannt wurde. Der saudische Konzern übernahm Ende 2018 den Anteil von Lanxess.

Wer könnte oder würde die Vermögenswerte von Lanxess erwerben? Insbesondere Allianzen im PA-Sektor könnten sich als besonders schwierig erweisen. Abgesehen von den Synergieeffekten könnte es bei der zunehmenden Konsolidierung des Marktes nicht darauf ankommen, welchen Anteil an welchen Sorten die Kartellbehörden welchem Unternehmen zugestehen. Die 2017 angekündigten Pläne von Solvay, sein globales PA-Portfolio an BASF zu verkaufen, beschäftigten den Markt bis Ende 2019, als BASF schließlich die Übertragung seines europäischen PA-Geschäfts an die in Ostdeutschland ansässige Domo Chemicals abschloss.

Domo wurde als potenzieller Käufer für die Lanxess-Sparte genannt, die zumindest eines von mehreren Polyamid-Geschäften ist, die bald zur Disposition stehen werden. Wer sich für PA interessiert, hat die Qual der Wahl. Das Portfolio des Kölner Unternehmens wird ab Januar unabhängig sein, und auch die hochspezialisierten Aktivitäten von DSM werden ein neues Zuhause suchen. Im zweiten Quartal will DuPont, der Erfinder des von ihm als Nylon bezeichneten Materials, aus diesem Geschäft aussteigen, ebenso wie aus dem Markt für andere technische Polymere wie PBT und POM.

Wer könnte noch einsteigen? Wahrscheinlich kein industrieller Käufer in Europa. Als Hersteller der hochwertigen Spezialitäten PA 11 und PA 12 wären das französische Unternehmen Arkema sowie Ascend in den USA wahrscheinlich nicht interessiert. Covestro, wie Lanxess einst Teil des Geschäftsbereichs Technische Kunststoffe von Bayer, hätte keine kartellrechtlichen Probleme, würde aber sicherlich nicht den Kauf der dem anderen Spin-off zugewiesenen, weniger hochwertigen Vermögenswerte in Erwägung ziehen.

Aramco, das sein Interesse an der Weiterentwicklung des Portfolios seines nationalen Nachbarn SABIC bekundet hat, an dem es jetzt einen Anteil von 70 % hält, könnte ein Auge darauf werfen, sagen einige Insider. Auch koreanische Unternehmen könnten interessiert sein, und wenn sich kein weiterer strategischer Käufer findet, könnte Private Equity auf den Plan treten.

Eine andere Frage ist, was Lanxess mit dem Erlös machen wird, wenn es verkauft? Der von CEO Matthias Zachert eingeschlagene Kurs geht eindeutig weg von den chemischen Grundstoffen, die Bayer dem Unternehmen aufgebürdet hat, und hin zu Produkten mit höherer Wertschöpfung. Die meisten von Lanxess getätigten Akquisitionen in den letzten Jahren waren Ergänzungen, aber in diesem Jahr wurden mit den Übernahmen von Emerald Kalama und dem früheren, inzwischen bei IFF angesiedelten DuPont-Biozidgeschäft größere Schritte unternommen, um das Portfolio zu wertschöpfungsstärkeren Aktivitäten hin zu entwickeln.
 

 

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