An Lagerautomatisierung führt kein Weg vorbei
Zweistelliges Wachstum bis 2028 erwartet
Nach Jahrzehnten permanenten Wachstums sehen sich die Unternehmen seit etwa zwei Jahren mit Fachkräftemangel, Lieferketten-Engpässen und geopolitischen Verwerfungen konfrontiert. Hinzu kommen Inflation und gestiegene Zinsen, was zu einem erhöhten Kostendruck führt. Damit hat sich das Wettbewerbsumfeld in den letzten Jahren sehr stark verändert. Die Unternehmen der Industriegüterbranche müssen diese Herausforderungen aktiv annehmen, auch im Bereich der Lagerhaltung.
Während der Covid-19-Pandemie hatten die „Stay-at-Home“-Richtlinien einen nachhaltigen Effekt auf die B2C-Kanäle: Online-Einkäufe erlebten einen enormen Boom, was zu einem Anstieg der Nachfrage von E-Commerce-Lager- und Distributionsdienstleistungen führte, die bis heute anhält. Es wird erwartet, dass der globale Markt für Lagerautomatisierung in den nächsten fünf Jahren weiterhin zweistellig mit ca. 13% pro Jahr wachsen wird und eine Reihe von Möglichkeiten für Investitionen und Wertschöpfung bietet. Sie reichen von intelligenten Handling-Robotern und End-of-arm-Werkzeugen für geringere Traglasten über fahrerlose Transportfahrzeuge bis hin zu autonomen mobilen Robotern.
Eine Analyse von L.E.K. Consulting in Zusammenarbeit mit Harris Williams belegt, dass aktuell immer noch etwa 80% der globalen Lagerhäuser über keinerlei Automatisierung verfügen. Bis 2030 planen jedoch 85% der Unternehmen weltweit, Roboter- und Automatisierungstechniken in ihren Lagern einzuführen. Auch wenn diese Entwicklung einen Abbau von Stellen vermuten lässt, wird die Ausweitung der globalen Lagerflächen und die Zunahme von Fulfillment-Zentren bis 2025 einen 50%igen Anstieg des Personalbedarfs erfordern, was schon alleine für sich genommen eine Herausforderung darstellt.
Effizienzsteigerungen und Differenzierung als Schlüssel für Wachstum in unsicheren Zeiten
Themen wie Digitalisierung und Kundenzentrierung haben in jüngster Zeit bereits für umfassende Veränderungen gesorgt, waren jedoch von vornherein auf Wachstum konzentriert. Um Wachstum auch in der jetzigen wirtschaftlichen Situation zu erreichen, sind Effizienzsteigerungen und stärkere Differenzierung notwendig.
Hinzu kommt die Forderung von Kunden und Investoren nach mehr Nachhaltigkeit, was häufig eher als Bürde statt als Chance auf Weiterentwicklung und die eben angesprochene Differenzierung wahrgenommen wird. Für Unternehmen ist es heute jedoch eminent wichtig, diesem Trend zu folgen und das Thema Nachhaltigkeit als Option zu begreifen, sich vom Wettbewerb abzugrenzen und parallel die Digitalisierung und Automatisierung voranzutreiben.
Alle Bereiche erfordern Bereitschaft für Veränderung und Investitionen in den Unternehmen und manchmal auch Einbußen beim kurzfristigen Erfolg, um mittel- und langfristig zu wachsen und erfolgreich zu sein. Angesichts der geopolitischen Verwerfungen, die uns weiter begleiten, werden die folgenden Jahre eine Zeit, in der insbesondere die Unternehmen weiter relevant und erfolgreich bleiben, die sich diesen Themen und Herausforderungen aktiv stellen.
Autor:
Sebastian Olbert, Partner bei der Strategieberatung L.E.K. Consulting und Experte für den Bereich Industrie