Lage der Logistik bedingt durch die Corona-Krise
Einschätzungen der Logistikweisen zur Situation in der Logistik in Deutschland 2020
Grundsätzlich hat sich die Lage gegenüber April 2020 leicht verbessert. Das Tal scheint für den Großteil der Marktteilnehmer und Segmente in der Logistik durchschritten zu sein. Trotzdem leiden einige Bereiche unter der Krise, wie insbesondere die Automobilbranche, deren Situation sich trotz der Lockerungen noch nicht gebessert hat. Die Chemieindustrie scheint im Gegensatz dazu noch nicht so stark betroffen zu sein. So war die Kapazitätsauslastung in April 2020 noch über dem Niveau des Tiefpunkts in 2009. Demgegenüber stand der Automobilbau bereits in etwa 1/3 unter diesem Vergleichswert.
Dies verdeutlicht auch die Spreizung bei den Rückmeldungen zur Situation und der Prognose.
Insbesondere die Logistikdienstleistungsunternehmen haben Herausforderungen beim Management von Kapazitäten aufgrund der fehlenden Forecasts seitens der Industrie und des Handels, die die weitere Entwicklung selbst schwer einschätzen können. Auch wenn die Coronakrise die Chemieindustrie bisher weniger stark getroffen hat, bleiben die Unternehmen auch in dieser Branche hinsichtlich konkreter Prognosen für das laufende Jahr vorsichtig.
Durch Konjunktureinbruch und langsamere Erholung droht entsprechend ein Preiskampf. Die zu überbrückende Zeitspanne wird für viele Unternehmen zu lang. Damit steigt die Gefahr zahlreicher Insolvenzen insbesondere bei kleinen, mittleren und mittelständischen Logistikunternehmen. Auch wenn es vor dem Hintergrund der aktuellen Situation kein einfaches Unterfangen ist, müssen Unternehmen in der Logistik insgesamt kreativer werden. Dies beinhaltet, kurzfristig nach Lösungen zu suchen, aber ebenso mittel- und langfristig Innovationen voranzutreiben, anpassungsfähiger zu werden und sich gegebenenfalls neu aufzustellen. Dies unterstützt, dass die aktuell wahrgenommene Relevanz der Logistik für die Wirtschaft nachhaltig im Bewusstsein bleibt.
Positiv, verhaltene Perspektive
Entsprechend blickt der Expertenkreis in Summe zwar positiv in die Zukunft, jedoch auch verhalten im Hinblick auf die weitere Entwicklung. Eine schnelle Erholung und ein steiler Anstieg werden nicht erwartet. Diese qualitative Einschätzung wird von den Experten aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung wie auch aus Wissenschaft, Technologie, Beratung und anderen Bereichen des Wirtschaftsbereichs Logistik gleichermaßen geteilt.
Daraus ergibt sich ein Bild der aktuellen Situation und der weiteren Entwicklung, die in eine notwendige Korrektur mündet:
- 2020: bis zu -6 % real gegenüber 2019
- 2021: ca. +3 % real gegenüber 2020
Diese Entwicklung geht nicht spurlos an der Logistikbeschäftigung vorbei. Insbesondere in den beiden operativen Bereichen „Transport“ und „Lager“ wird in 2020 ein Abbau in Höhe von 3 % erwartet.
Weniger stark, dennoch merklich wird mit einer Stellenkürzung im oberen und mittleren Management gerechnet. Ein Hoffnungsschimmer ist die Einschätzung zur Entwicklung der Beschäftigung in den Bereichen Digitalisierung und Innovationen. Der Expertenkreis geht davon aus, dass dort die Zahl stabil bleibt. Dies ist wichtig, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben.
Der Wandel in der Unternehmenskultur in Richtung Digitalisierung findet bereits jetzt statt. Die aktuelle Krise hat den Druck auf die Unternehmen erhöht, Innovationen und Digitalisierung voranzutreiben. Der Wirtschaftsbereich Logistik muss insgesamt innovativer und digitaler werden. Aufgrund der fehlenden Investitionsbudgets bedeutet es jedoch für nicht wenige Unternehmen eine Herausforderung, dieser Entwicklung zu folgen. Die aktuelle Situation kann jedoch auch bewirken, dass die Skepsis hinsichtlich digitaler Werkzeuge in der Breite der Unternehmenslandschaft abnimmt.
Expertenkreis Logistikweise
Seit 2014 tauscht sich der Expertenkreis der Logistikweisen zweimal jährlich über die aktuelle Lage des Wirtschaftsbereichs Logistik in Deutschland aus und entwickelt eine Prognose über die Entwicklung. Der jährlich verfasste Bericht wird dem Schirmherrn Herrn Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und Digitale Infrastruktur Steffen Bilger, MdB, in Berlin überreicht. Der Kreis setzt sich aus aktuell 32 renommierten Expertinnen und Experten aus Praxis und Wissenschaft zusammen.
Ergebnisberichte und die Zusammenstellung des Expertenkreises unter: www.logistikweisen.de.
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