Inertisierung mit Stickstoff für Nord-Stream-Pipeline
Erdgasprojekt stellt hohe Anforderungen an Technik und Logistik
Die Nord-Stream-Pipeline, die Erdgas von Russland nach Deutschland transportiert, ist ein Energieinfrastrukturprojekt mit enormen Ausmaßen. Ende 2012 ist das Projekt abgeschlossen worden: Insgesamt 200.000 Rohre wurden auf einer Länge von 1.224 km in 200 m Tiefe verlegt. Die erste Pipeline ging bereits im November 2011 erfolgreich in Betrieb, die zweite folgte Ende 2012.
Im April 2010 starteten die Bauarbeiten zur Nord-Stream-Pipeline, die die großen Erdgasreserven Russlands mit den Energiemärkten in der Europäischen Union auf kürzestem Weg verbindet. Im russischen Wyborg nahe St. Petersburg verschwinden die Rohre der Pipeline in der Ostsee. Nach 1.224 km erreicht die Pipeline dann nahe des Seebads Lubmin bei Greifswald das deutsche Festland. Die erste der beiden Röhren wurde im April 2011 fertig verlegt und wurde am 8. November desselben Jahres in Betrieb genommen. Nach Abschluss aller Arbeiten Ende 2012 können durch die beiden Leitungsstränge jährlich bis zu 55 MRd. m3 Gas nach Europa transportiert werden. Sie liefern ausreichend Energie, um 26 Mio. Haushalte zu versorgen. Und das für mindestens 50 Jahre.
Technik und Logistik in Perfektion
Die Verlegung der Nord Stream wurde mit der Fertigstellung des zweiten Leistungsstands im April 2012 abgeschlossen. Ein Bau, der höchste Ansprüche an Technik und Logistik stellte: Für jeden der beiden Pipelinestränge wurden 100.000 Rohre verlegt. Mit 12 m Länge und 12 t sind sie echte Schwergewichte. Eine Ummantelung aus Beton verdoppelt ihr Gewicht noch einmal und hält sie sicher auf dem Grund der Ostsee. Spezielle Verlegeschiffe brachten die Rohre an die vorgesehene Position. An Bord wurden sie abgeschrägt, verschweißt, überprüft und dann auf den Meeresgrund abgesenkt. Tauchroboter führten vor und nach der Verlegung Kontrollen durch, um die höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Alle Schritte von der Herstellung der Rohre über die Anlieferung an den strategisch ausgewählten Häfen bis zur endgültigen Verlegung waren wie in einer perfekten Choreographie aufeinander abgestimmt. Weit über die Grenzen Russlands und Deutschlands hinaus waren zahlreiche Zulieferer in das riesige Infrastrukturprojekt eingebunden, die alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein mussten.
Doch bevor das russische Erdgas durch die erste Röhre sicher fließen konnte, musste die Rohrleitung zunächst mit Stickstoff durchgespült werden. Das Gas für diese Inertisierung lieferte Linde mit einem ausgeklügelten Konzept und perfektem Timing.
Inertisierung mit Stickstoff
Natürlich war perfektes Timing bei der Belieferung der Pipeline mit Stickstoff gefragt. Für die Inertisierung der neu verlegten Rohre wurde der Leitungsstrang vor der Inbetriebnahme mit Wasser gereinigt, druckgeprüft, entwässert und getrocknet. Dann erfolgte die Befüllung mit Stickstoff. Mit seiner Hilfe wurden alle anderen Gase aus der Pipeline herausgespült, die mit dem Erdgas reagieren könnten - insbesondere Sauerstoff. Während der Inertisierung, für die beim ersten Leitungsstrang eine Woche angesetzt war, durfte die Versorgung mit Stickstoff nicht abbrechen. Aufgrund eines detailliert ausgearbeiteten Logistik-Konzepts erhielt Linde den Zuschlag für diese Aufgabe.
Insgesamt 14.000 m3 gasförmiger Stickstoff wurden stündlich für die Inertisierung benötigt. Um die Versorgungssicherheit für diese Mengen zuverlässig zu gewährleisten, setzte Linde auf zwei verschiedene Quellen: Neben der Luftzerlegungsanlage in Hamburg wurde auch die Anlage Spreetal bei Cottbus genutzt. Insgesamt fuhren die Linde Tanklastwagen innerhalb von nur einer Woche im August 2011 hundert Mal am Kai vor. Dabei hatten die Spezialisten von Linde für alle Eventualitäten vorgesorgt. Wäre ein Laster beispielsweise wegen eines Staus nicht rechtzeitig vor Ort gewesen, hätte das Sicherheitskonzept gegriffen. Sechs Kesselwagen und ein gefüllter Trailer standen während der gesamten Zeit am Kai bereit, um für Ersatz zu sorgen. Um Verzögerungen zu verhindern, war das Projekt bis ins Letzte durchgeplant. Denn der Teufel steckt bekanntlich im Detail. So wurden für die dänischen Tanklastzüge, deren Fahrer die deutschen Kollegen unterstützen, die passenden Anschlussadapter organisiert. Zum Konzept für eine hundertprozentige Versorgungssicherheit gehörte auch die Bereitstellung von Linde-Anlagentechnik. Sie wäre eingesprungen, hätte es Probleme mit dem Wärmetauscher, dem sogenannten Vaporizer gegeben. Der von Linde gelieferte tiefkalte Stickstoff wurde im Vaporizer auf 40 °C erwärmt. So stand der Stickstoff, wie benötigt, als Gas zur Verfügung. Auch hier lief alles ohne Ausfälle. Das Konzept bestand den Praxistest mit Bravour: Alle einhundert Mal wurde pünktlich geliefert.
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