Standorte & Services

Im Industriepark Höchst sind Innovation und Nachhaltigkeit wichtige Themen

Aktuell werden zahlreiche Projekte realisiert, die der Infrastruktur, der Versorgungssicherheit und der Nachhaltigkeit dienen

23.03.2022 - Derzeit investiert die Betreibergesellschaft rund 300 Mio. EUR in die Nutzenergieerzeugung und verwirklicht in diesem Zusammenhang auch den Kohleausstieg im IP Höchst.

Als Standortbetreibergesellschaft unterstützt Infraserv Höchst Unternehmen bei Genehmigungsverfahren – ein wertvoller Service für die Kunden. „Wir realisieren aktuell im Industriepark zahlreiche Projekte, die der Weiterentwicklung der In­frastruktur am Standort, der Versorgungssicherheit und der Nachhaltigkeit dienen,“ sagt der Vorsitzender der Geschäftsführung, Jürgen Vormann. Derzeit investiert die Betreibergesellschaft rund 300 Mio. EUR in die Nutzenergieerzeugung und realisiert in diesem Zusammenhang auch den Kohleausstieg im IP Höchst.

Ein weiteres Großprojekt ist der Bau des neuen, hochmodernen Gefahrstofflagers, das bis Ende des Jahres in Betrieb genommen wird. „Die leistungsfähige Infrastruktur ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für den Industriepark Höchst“, weiß Infraserv-Geschäftsführer Joachim Kreysing. „Doch auch das Serviceangebot, die Möglichkeiten der Vernetzung mit anderen Unternehmen und die Innovationsfähigkeit tragen ganz wesentlich zur Attraktivität des Standorts bei.“

Mehr als 90 Unternehmen sind auf dem Industrieareal im Westen von Frankfurt ansässig, darunter neben großen und bekannten Chemie- und Pharmakonzernen auch viele kleine Firmen und Start-ups. Sie bringen neue Impulse für die Entwicklung des Standortes, gerade im Bereich der Zukunftstechnologien und der Nachhaltigkeit. „Der Industriepark bietet optimale Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung sowie den Betrieb von Pilotanlagen bis zur Großproduktion,“ sagt Kreysing. „Start-ups können hier innovative Projekte realisieren und weiterentwickeln.“

Tradition und Innovation: Neuansiedlungen im Industriepark

So wird die Liste der Standortgesellschaften zunehmend länger und vielfältiger. Neu im Industriepark Höchst sind der traditionsreiche Dichtungs-, Packungs- und Kompensatorenspezialist Klinger Kempchen, aber auch das junge Unternehmen Arcus Greencycling, das innovative Technologien zum Recycling von Kunststoffabfällen entwickelt und derzeit im Industriepark Höchst eine Anlage errichtet. AMG Lithium (R&D Lithiumbatterien) und Dew­point Therapeutics sowie Odyssey Therapeutics, die beide mit innovativen Methoden neue Medikamente gegen schwere Erkrankungen wie Krebs entwickeln, sind weitere „Neuzugänge“ am Standort. Zudem hat Vulcan Energy eine rund 10 ha große Fläche reserviert. Das Unternehmen will Lithium aus geothermischen Quellen gewinnen und so aufbereiten, dass es für die Produktion von Lithium-Batterien in Elek­troautos genutzt werden kann.

Weltweit größte Anlagen für synthetische Kraftstoffe

Auch das Karlsruher Start-up Inera­tec ist hier aktiv: Noch in diesem Jahr soll der Bau einer industriellen Pionieranlage für CO2-neutrale, alternative Kraftstoffe starten. Es handelt sich dabei um die weltweit größte „Power-to-Liquid“-Anlage, in der ab dem Jahr 2023 bis zu 4,6 Mio. l des umweltfreundlichen Kraftstoffes hergestellt werden können. Das Verfahren eignet sich auch für die Produktion von synthetischem Kerosin – ein vielversprechender Ansatz, um nach und nach den Luftverkehr von herkömmlichem Kerosin aus fossilen Rohstoffen auf einen umweltverträglicheren Treibstoff umzustellen. Der Standort in Höchst ist dafür auch durch seine Nähe zum Frankfurter Flughafen ideal geeignet.

Die „Power-to-Liquid“-Pionier­anlage arbeitet mithilfe der Fischer-­Tropsch-Synthese und setzt Kohlendioxid mit Wasserstoff zu Kohlenwasserstoffen um. Die neue Anlage soll die Produktion der synthetischen Kraftstoffe in einem größeren Maßstab ermöglichen. „Für eine erfolgreiche Dekarbonisierung sind Technologien wie Power-to-Gas und Power-to-Liquid von großer Bedeutung,“ betont Kreysing. „Noch ist die produzierte Menge im Vergleich zum gesamten Kraftstoffbedarf, beispielsweise des Flugverkehrs, relativ niedrig, aber wir machen heute die ersten Schritte in die Zukunft.“ Der Vorteil der Pionieranlage bestehe darin, dass der Output mit steigenden Abnahmemengen von synthetischen Kraftstoffen durch Parallelisierung mehrerer Anlageneinheiten hochskaliert werden könne. Bei der Anlage der Firma Ineratec, die aus dem Karlsruher Institut für Technologie gegründet wurde, geht es um Investitionen von bis zu 30 Mio. EUR.

 

„Es ist schade, dass Projekte an zeitaufwendigen Genehmigungen scheitern, gerade wenn es um umweltfreundliche Zukunftstechnologien geht.“

Harald Noichl, Leiter Genehmigungsmanagment, Infraserv Höchst

Infraserv ebnet Weg für Forschungsprojekt

Der Standortbetreiber und die ebenfalls zur Infraserv-Gruppe gehörende Provadis Hochschule hatten den Weg für die Pionieranlage vorab bereitet: Zusammen mit Partnern aus Finnland, Italien und Deutschland hatten sie sich dem von der Europäischen Union geförderten Projekt ICO2CHEM beteiligt, um die Frage zu beantworten: Kann in einem industriellen Umfeld CO2, das aus einer Biogasaufbereitungsanlage kommt und andernfalls in die Atmosphäre entlassen würde, mit Wasserstoff zu Kohlenwasserstoffen umgewandelt werden?

Beide Ausgangsstoffe, die im Industriepark in ausreichender Menge vorhanden sind, wurden in die Pilotanlage eingespeist. Aus der Fischer-Tropsch-Synthese resultieren dann nicht erdölbasierte, emissionsfreie Weißöle und Wachse. Sie dienen als Ausgangsstoffe für die chemische Produktion von z.B. Farben, Lacken und Lösungsmitteln. Im Rahmen des Versuchsprojekts konnten erste kleine Mengen dieser festen Kohlenwasserstoffe gewonnen und so die Grundlage für die heutige Arbeit gelegt werden. „Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie im Sinne der Kreislaufwirtschaft Nebenprodukte und Ressourcen geschont werden können,“ erklärt Kreysing.

„Die zahlreichen Neuansiedlungen zeigen, dass der Industriepark Höchst die richtige Infrastruktur für wichtige Innovationen in der Chemie- und Pharmaindustrie bereithält,“ sagt Jürgen Vormann. Dabei gehe es nicht nur um Projekte, die sich schnell zur Marktreife bringen und in kommerziellen Erfolg umsetzen lassen, sondern auch um Anwendungsforschung, die der Indus­trie in den kommenden Jahren neue und wichtige Impulse versprechen.

Langwierige Genehmigungsverfahren als Problem für Start-ups

Der Dienstleister für Chemie und Pharma bietet neben geeigneten Flächen und vielen Services auch Unterstützung bei Genehmigungsverfahren. Als Leiter des Genehmigungsmanagements hilft Harald Noichl bei Versuchsanlagen und Start-ups. „Wir haben viele Anfragen für neue Anlagen und Projekte,“ sagt er. Die Dauer der Verfahren sei für Interessenten natürlich von Bedeutung. Dies gelte vor allem für kleinere und Pilotanlagen, da langwierige Genehmigungsverfahren auch kostspielig sind und somit für Start-ups eine besondere Hürde darstellen. „Bei kleineren Anlagen, die auf bekannte Technologien setzen und bei denen keine Gefahrstoffe zum Einsatz kommen, wären einfachere Genehmigungs- oder lediglich Anzeigeverfahren hilfreich“, meint Noichl. „Es ist schade, dass solche Projekte mitunter an den zeitaufwendigen Verfahren scheitern, gerade wenn es um umweltfreundliche Zukunftstechnologien geht. Denn hier besteht ein großes gesellschaftliches Interesse an der Umsetzung.“

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