Im Industriepark Hanau-Wolfgang lernt jeder von jedem
Evonik Standort macht sich fit für die Zukunft
Wo Menschen zusammenkommen, entstehen Ideen, entsteht Handlungsdynamik“, so die Erfahrung von Kerstin Oberhaus. Und für diese Ideen ist die Leiterin des Industrieparks Hanau-Wolfgang (IPW) besonders offen. Oberhaus und der Evonik-Betriebsrat am Standort nutzen das Know-how und die Motivation der rund 5.000 hier tätigen Menschen ganz bewusst dafür, den Industriepark fit für die Zukunft zu machen.
„Ob es um Digitalisierung oder Nachhaltigkeit geht, um Klimawandel oder Mobilität – in einem Industriepark wird Wandel sichtbar und ist gestaltbar“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Matthias Krebs. „Dazu gehören technische und organisatorische Maßnahmen, und als zentrales Element die Belegschaft.“
Treffpunkt Nachhaltigkeits-Quick-Check
Standortleitung und -Betriebsrat waren in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich darin, Mitarbeitende aller im IPW ansässigen Unternehmen zur Mitwirkung zu animieren. Zentrale Plattform ist der dreimonatlich stattfindende Nachhaltigkeits-Quick-Check. Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen Bereichen und Disziplinen. Während der Pandemie konnten die Zusammenkünfte nur digital stattfinden; inzwischen werden sie hybrid angeboten.
„Wir sehen, wie stark Nachhaltigkeitsthemen die Menschen bewegen. In unseren Quick-Checks können sie Ideen einbringen und Erfahrungen austauschen. Jeder lernt von jedem“, so Oberhaus. Gelegentlich bereichern externe Gäste den Dialog. Als besonders aufrüttelnd empfanden viele Teilnehmer einen Vortrag des Biologen Thomas Henningsen, Vertreter der Nichtregierungsorganisation (NGO) ORCA (Organization for Rapid Climate Action), über den Klimawandel. Inzwischen berät diese Organisation einige Betriebe im Industriepark in Sachen Nachhaltigkeit.
Im Zuge der Entwicklung einer Vision für den Standort fragte der Betriebsrat die Mitarbeitende nach ihren Bedürfnissen und Anregungen. Rund 900 Mitarbeitende beteiligten sich und brachten fast 1.500 Ideen ein. An erster Stelle rangierten Anregungen zum Themenkomplex „Umwelt und Nachhaltigkeit“. Mit einem eigenen Arbeitskreis Nachhaltigkeit beteiligt sich der Betriebsrat deshalb am Nachhaltigkeits-Quick-Check und verfolgt darüber hinaus auch eigene Projekte.
Breites Spektrum an Aktivitäten
So ist im Industriepark Wolfgang ein breites Spektrum an Aktivitäten entstanden. „Wir reden hier nur von Projekten außerhalb des Kerngeschäfts der Betriebe, die kontinuierlich an der Verbesserung der Nachhaltigkeit ihrer Produkte und Prozesse arbeiten“, betont Oberhaus. Denn Evonik hat sich die grüne Transformation konzernweit auf die Fahnen geschrieben und dafür den Ausdruck ‚Next Generation Evonik‘ geprägt.
Es geht im IPW also um Aufgaben, die in die Zuständigkeit der Division Technology & Infrastructure des Essener Konzerns fallen, wie die Bereitstellung von Energie oder das Wasser- und Grünflächenmanagement. Mit lokalen Aspekten von Mobilität befasst sich das Standortmanagement. Einige Ideen wurden bereits verwirklicht: etwa, dass auf bestimmten Grünflächen in Randbereichen, die nicht zur Bebauung vorgesehen sind, Blühwiesen entstehen durften; oder eine Pendler-App, die hilft, Fahrgemeinschaften zu bilden.
Auch die beiden Betriebsrestaurants gehören in die Verantwortung des Standortmanagements. „Uns ist bewusst, dass rund 30 % der von Menschen verursachten Treibhausgase auf unsere Ernährung entfallen“, so Oberhaus. „Wir wollen unseren Mitarbeitenden ermöglichen, sich klimabewusst zu ernähren.“ Aus diesem Grund wird seit einigen Monaten der CO2-Fußabdruck der Mittagsgerichte ausgewiesen. Sie werden – je nach Klimafreundlichkeit – mit ein bis drei Sternen ausgezeichnet.
Als erster Standort im Konzern hat der Industriepark Wolfgang vor vier Jahren Lademöglichkeiten für E-Autos geschaffen, die Mitarbeitende nutzen können. Das Dach des Parkhauses wird zur Stromgewinnung per Fotovoltaik genutzt. Ob sich weitere Dächer für Solaranlagen eignen und welche Dächer oder Fassaden gegebenenfalls begrünt werden könnten, gehört zum Beratungsprojekt mit ORCA – ebenso die Frage, wie mit Oberflächenwasser umgegangen werden soll, auch im Hinblick auf mögliche Starkregenereignisse. Eine Standortbegehung mit den Fachleuten der NGO hat bereits stattgefunden.
Fotovoltaik und begrünte Dächer bei Umicore
Neben Evonik engagieren sich auch andere ansässige Unternehmen für mehr Nachhaltigkeit. So hat bspw. Umicore, das zweitgrößte Unternehmen im IPW, mit Unterstützung seiner Mitarbeitenden bereits einige Schritte eingeleitet, um den Standort klimafreundlicher zu gestalten. Einige Flachdächer wurden begrünt und mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet, um die CO2-Belastung zu reduzieren. Diese Maßnahmen sind Teil der weltweiten Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns, der bis 2035 die Netto-Null-Emission von Treibhausgasen und bis 2025 die Nutzung von ausschließlich grünem Strom an allen seinen europäischen Standorten anstrebt.
Für verschiedene Prozesse im Industriepark wird Wasserstoff benötigt. Bisher wurden dieser Rohstoff von extern bezogen. Angedacht ist die zentrale Herstellung von grünem Wasserstoff am Standort per Elektrolyse. Das Projekt befindet sich noch in der Prüfungsphase.
Mit der Stadt Hanau in gutem Kontakt
Neben der Vernetzung innerhalb des Industrieparks steht auch die Schnittstelle zur Stadt Hanau im Fokus. Denn: „Wir verstehen uns als Teil dieser Stadt und bemühen uns darum, als gute Nachbarn wahrgenommen zu werden“, so Oberhaus. Immer wieder kommt es zu gemeinsamen Aktionen. So wird ein Präsidiumsmitglied der örtlichen Industrie- und Handelskammer in einem der nächsten Nachhaltigkeits-Quick-Checks das Konzept der Stadt Hanau zur Anpassung an den Klimawandel vorstellen. Und der Betriebsrat beteiligte sich kürzlich an einer von der Stadt veranstalteten Nachhaltigkeitsmesse. „Wir hatten über 200 Besucher. Und viele waren überrascht, uns dort zu sehen – sogar eigene Mitarbeitenden“, berichtet Krebs.
Der Ansatz, am Evonik-Stand den Beitrag der Mitbestimmung zu den 17 Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung – vom Umweltschutz bis hin zur Gleichstellung - darzustellen, kam sehr gut an. „Wenn es uns gelingt, das Thema Nachhaltigkeit und unser Demokratieverständnis greifbar und erlebbar zu machen, können wir auch junge Menschen dafür begeistern“, so Krebs. Und diese können die Betreibergesellschaft und die anderen Unternehmen im Industriepark Wolfgang als Nachwuchs gut gebrauchen.