Evonik nutzt digitale Technologie
Mit sprachgesteuerter Datenbrille auf Anlagenrundgang
Mit dem Geschäftsgebiet Health Care nutzte erstmals ein Produktionsbereich von Evonik diese Technologie, um den Aufbau einer Anlage, Wartungsarbeiten, Mitarbeiterschulungen und Audits deutlich effizienter zu gestalten.
Mitarbeiter, die mit sprachgesteuerten Datenbrillen durch die Anlage gehen, können dabei gleichzeitig detaillierte Ansichten von Anlagenteilen aufzeichnen, haben aber die Hände frei zum Arbeiten. In Verbindung mit der Datenbrille bringt ein zugehöriges Tablet die Ansicht von Ventilen, Rohren und Maschinen an alle gewünschten Standorte, ob Büro, Homeoffice oder auch in andere Länder. Denn mit dem Equipment können während des Rundgangs zeitgleich Team-Sitzungen veranstaltet werden. Die Teilnehmer am anderen Ende der Leitung schauen zu, können Fragen stellen, aber auch Hilfestellung geben.
Rolf Eymann, verantwortlich für die Technik innerhalb der Wirkstoffproduktion in Hanau, ist begeistert von der fortschrittlichen Technologie: „Diese Art der Digitalisierung eines Anlagenrundgangs hat uns gerade auch in der Pandemie großartige Dienste erwiesen. Denn es mussten sich nicht mehr viele Menschen an einen Ort begeben, um gemeinsam einen Blick auf Rührer, Armaturen oder deren Einstellungen zu werfen.“
„Die Digitalisierung hat uns in der Pandemie großartige Dienste erwiesen.“
Insbesondere bei der kurzfristigen Realisierung der Produktion von Lipid-Nanopartikeln für die mRNA-Impfstoffe von BioNTech habe diese audio-visuelle Technologie zu einem schnellen Erfolg beigetragen. „Die Mitarbeiter haben sich direkt mit den Lieferanten von Anlagenteilen aus England, Spanien und der Schweiz in Team-Meetings ausgetauscht. Trotz der Distanz konnten die Hersteller der Bauteile die Mitarbeiter für die Bedienung schulen“, erläutert Eymann.
Mit der Industriedatenbrille wurden diverse weitere Maßnahmen optimiert. „So konnten wir bspw. Sicherheitsrundgänge mit zwei Mitarbeitern vor Ort durchführen, tatsächlich über die Schulter geschaut haben ihnen aber weitere 20 Kollegen per Videoübertragung“, sagt Techniker Timo Singwald. „Das haben wir auch in nicht-pandemischen Zeiten mit so vielen Mitarbeitern zeitgleich nicht hinbekommen.“
Der Aufwand für Schulungen und Rundgänge wird mit Hilfe der Datenbrille tatsächlich deutlich verringert, ohne dass es zu Qualitätsverlusten kommt, denn der Austausch ist intensiv, es werden Fragen gestellt und beantwortet – so sind alle Kolleginnen und Kollegen immer auf dem gleichen Wissensstand, selbst wenn sie sich im Homeoffice befinden.
Auch erste Audits wurden in der Wirkstoffproduktion via Datenbrille durchgeführt: Ein Mitarbeiter geht mit der Datenbrille in den Betrieb, während die Auditoren aus der Ferne über ein spezielles sicheres Portal Fragen stellen und sich Einzelheiten zeigen lassen können. Auch Fotos oder Bewegtbildaufnahmen lassen sich anfordern – der Datenbrillenträger gibt diese nach Prüfung frei.
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig – genau wie der Nutzen: Aus der Ferne können Experten bei Störungsbeseitigung unterstützen, an Schulungen und Rundgängen müssen nicht mehr alle Mitarbeiter vor Ort sein, sondern können sich via Teams dazuschalten. Und nicht zuletzt werden Kosten eingespart, wenn ein Lieferant für Schulungen nicht einfliegen muss, sondern per Video an den Produktionsort geschaltet wird.
Auch die Dokumentation von Reparaturen wird einfacher: Mit Hilfe des Tablets und der Aufzeichnungsfunktion der Videokamera kann nicht nur ein einfacher Prozess wie eine Reparatur dokumentiert werden. Komplexere Arbeitsabläufe oder ganz spezielle Techniken können nun auf einfachste Weise und aus Sicht des Experten aufgezeichnet werden und gehen nicht verloren, auch wenn der Mitarbeiter die Funktion wechselt.