Erst das Joint Venture, dann das ERP
Accenture führt Post-Merger-Integration bei Styrolution durch
Styrolution wurde 2011 als Joint Venture von BASF und Ineos in Deutschland gegründet. Ineos wird den 50 %igen Anteil der BASF am gemeinsamen Joint Venture Styrolution nun erwerben; diese Option war bereits im Gesellschaftervertrag von 2011 enthalten. Die Transaktion wird voraussichtlich im 4. Quartal abgeschlossen. Der 2011 erfolgte Zusammenschluss der Unternehmen zu dem heute weltweit größten Anbieter von Styrolkunststoffen erforderte eine effiziente Integration der bestehenden IT-Landschaften. Nach deren erfolgreicher Umsetzung verfügt Styrolution nun seit dem 1. Januar 2014 über eine einzige ERP-Plattform, die die Geschäftstätigkeiten, Prozesse und Kennzahlen der 17 Produktionsstandorte in zehn Ländern bündelt.
Die Herausforderung bestand insbesondere darin, die sieben vorhandenen SAP-Systeme in einer einheitlichen Enterprise Resource Planning(ERP)-Plattform zu konsolidieren und zusammenzufassen. Diese stellt das Herzstück für die Planung und Steuerung aller betrieblichen Abläufe dar. Mit Hilfe von Accenture konnte Styrolution innerhalb von nur 22 Monaten eine globale SAP-ERP-Lösung implementieren, die alle bisherigen ERP-Altsysteme integriert.
Aus sieben mach eins - ohne Verluste
Die Geschäftsprozesse von Styrolution waren zu Beginn in sieben verschiedene ERP-Systeme aus drei durch die Mutterkonzerne eingebrachten Vorgängerfirmen aufgeteilt. Diese Systeme verfügten über stark unterschiedliche Ausprägungen (z.B. in den Bereichen Finanzen, Buchhaltung, Supply Chain, Qualität und Beschaffungswesen) und spiegelten unterschiedliche Geschäftskulturen sowie Erwartungen an die Geschäftsunterstützung wider. Es mangelte an standardisierten Geschäftsprozessen, die weltweiten Stammdaten wurden nicht einheitlich erfasst.
Das neue Unternehmen stand daher vor der Herausforderung, eine ERP-Gesamtlösung zu definieren und zu implementieren, die sowohl eine harmonisierte Geschäftsprozessunterstützung ermöglicht als auch möglichst geringe Unterhaltungskosten verursacht. Dabei war die schnelle Umsetzung ein wichtiger Faktor, denn ein reibungslos funktionierendes ERP-System ist gerade in der Post-Merger-Phase geschäftskritisch und eine wichtige Grundlage für zukünftiges Wachstum.
Prüfen, analysieren und definieren
Unmittelbar nach der Gründung von Styrolution begannen der Vorstand des neuen Unternehmens sowie die Verantwortlichen für die Geschäftsprozesse damit, Anforderungen an eine globale ERP-Lösung zu definieren und sich auf die Rahmenbedingungen bei den Hauptprozessen zu einigen. Die Tatsache, dass die Altsysteme nicht leistungsfähig genug waren, um die Herausforderungen zu meistern, war allen Beteiligten schnell klar.
In vier Punkten sahen die Verantwortlichen den größten Handlungsbedarf:
1. Es fehlten standardisierte Geschäftsprozesse für alle Regionen und Standorte.
2. Die weltweiten Stammdaten waren nicht harmonisiert, was sich auf konzerninterne Geschäfte und die interne Berichterstattung negativ auswirkte, denn es gab keine allgemeine Berichtsplattform.
3. Mit sieben ERP-Altplattformen gab es nicht nur eine Vielzahl an unterschiedlichen Systemen, einige davon mussten aufgrund von Übergangsvereinbarungen innerhalb von zwei Jahren verlassen werden.
4. Auf Grund der großen Zahl der in das Projekt involvierten Standorte in 25 verschiedenen Ländern und 38 Gesellschaften, waren die Lokalisierungsanforderungen besonders hoch.
Die Problemanalyse machte schnell klar, welche Anforderungen ein integriertes ERP-System erfüllen musste. Zum einen erhofften sich die Verantwortlichen bei Styrolution einen Neustart, der dem jungen Unternehmen ermöglichte, unabhängig von der Altlast bestehender Systeme eigene Prozesse definieren zu können. Diese sollten von vornherein gezielt auf die Bedürfnisse des neuen Unternehmens zugeschnitten werden und so dessen Agilität erhöhen. Angesichts der dezentralen geographischen Struktur war weiterhin klar, dass die einzelnen Produktionsstandorte hinsichtlich Produktion, Logistik, Anlagenwartung und Qualitätsmanagement umfassend und vollautomatisiert vernetzt werden mussten, um alle Vorteile des Joint Ventures zu nutzen.
Schneller, kompetenter Partner gesucht - und gefunden
Styrolution beschloss, seine vorhandenen Altplattformen durch eine einzige weltweite, integrierte ERP-Plattform zu ersetzen. Dafür wurde ein Zeitrahmen von 22 Monaten gesetzt, der alle Schritte von der Planung bis zur Implementierung umfasste.
Um den engen Zeitplan halten zu können, suchte der Styrolhersteller einen Partner, mit dem das neue System so zügig konzipiert und live geschaltet werden konnte. Accenture wurde damit beauftragt, das Projektteam von Styrolution bei der Entwicklung einer integrierten ERP-Plattform für das Unternehmen zu unterstützen und anschließend weltweit an allen Standorten auszurollen.
Für Accenture sprachen neben der umfassenden Erfahrung des Unternehmens mit solchen SAP-Projekten auch die weltweite Präsenz sowie gute Referenzen bei ähnlichen ERP-Implementierungen in der Chemiebranche. Weiterhin verfügte Accenture mit „Accenture Advanced Enterprise Service" bereits über eine industrialisierte Lösung für die Erstellung von ERP-Prozessen, was die Implementierung wesentlich beschleunigte. Das ermöglichte dem Dienstleister auch, die Einhaltung des engen Zeitfensters für die Umsetzung des neuen ERP-Systems zuzusichern.
Konzeption und Rollout im Schulterschluss
Das Programm war in eine zentrale Template Phase und einen nachfolgenden, dreiphasigen Rollout in 25 Ländern (für insgesamt 38 Gesellschaften) aufgegliedert. Das Template umspannte die komplette Wertschöpfungskette von Styrolution: Beschaffung, Produktion, Qualitätsmanagement, Vertrieb, Logistik und Transport, Supply-Chain-Planung, Anlagenwartung, Finanzen und Controlling sowie Compliance (Außenhandel, Produktsicherheit).
Um den weltweiten Rollout der ERP-Plattform zu ermöglichen, wählte Styrolution ein Hub-basiertes Liefermodell. Ein Team behielt dabei weltweit die zentrale Kontrolle über Prozesse und Funktionalitäten, wurde dabei aber von kleineren lokalen Teams an den regionalen Hauptstandorten unterstützt, die spezielle lokale Anforderungen abdeckten. Ein eigenes SAP-Delivery Center von Accenture in Mumbai war im Rahmen der Implementierung für die effiziente Bereitstellung von SAP-Konfiguration, Dokumentation und Datenkonvertierung sowie die Entwicklung von Reports, Schnittstellen, Erweiterungen und Formularen zuständig.
Ein wichtiger Schlüssel für eine erfolgreiche ERP-Implementierung war die saubere Konvertierung der Daten. Die IT-Landschaft von Styrolution erforderte die Harmonisierung, Umschlüsselung und das Laden von rund 90 Datenobjekten, einschließlich Daten zu chemischen Materialien, Kunden und Vermögenswerten. Da die Daten extrem interdependent waren, d.h. die Änderung eines Attributs führt zur Änderungen anderer Attribute, arbeiteten Styrolution und Accenture in allen Schritten eng zusammen. So konnte gewährleistet werden, dass mehr als 1 Mio. Datensätze bei der Produktivsetzung konsistent blieben.
Die Konvertierung der Daten aus den sieben Altsystemen wurde hierbei zentral gesteuert. Dadurch konnte eine hohe Qualität und Konsistenz der Daten sichergestellt werden. Insgesamt wurden über eine Million Stammdatensätze auf das neue ERP-System geladen und 350 Entwicklungsobjekte gebaut und getestet. Über 20 Peripheriesysteme wurden eingerichtet und über die SAP Process Integration (PI) mit dem ERP-System verbunden.
Damit Styrolution von vornherein von einem strikten Finanzmanagement profitieren konnte, gehörten eine saubere Abbildung der Kostenstrukturen und die vollständige Transparenz von Kosten und Rentabilität zu den Grundvoraussetzungen des neuen ERP-Systems. Konzerninterne und regionsübergreifende Geschäftsaktivitäten stellten hierbei klassischerweise eine der größten Herausforderungen dar. Das Team von Accenture unterstützte Styrolution bei Implementierung der SAP Module Material Ledger und SAP Profitability Analysis, welche sowohl Transparenz wie auch die vollständige Kontrolle über Kosten ermöglichen.
Ziel erreicht, Fortsetzung folgt
Styrolution und Accenture erreichten dank der engen Zusammenarbeit alle gesteckten Ziele und implementierten die SAP-Plattform innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens von 22 Monaten. Seit dem 1. Januar 2014 ist Styrolution damit vollständig unabhängig von allen Altsystemen und verfügt nun über eine einzige ERP-Plattform, die die Geschäftstätigkeiten, Prozesse und Kennzahlen von 17 Produktionsstandorten in zehn Ländern bündelt. Christoph de la Camp, CFO von Styrolution, zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden: „Wir haben die vorhandenen Altsysteme in rekordverdächtiger Zeit verlassen. Das neue integrierte System ermöglicht es uns nun, noch effizienter zu arbeiten und eine bessere Transparenz über wichtige Finanz- und Leistungsdaten herzustellen."
Styrolution und Accenture haben ein gut dokumentiertes Prozessmodell und eine moderne ERP-Lösung eingerichtet, die nun ein Fundament für das zukünftige Wachstum von Styrolution bilden. Tony Maddock, CIO von Styrolution, kommentierte die Zusammenarbeit folgendermaßen: „Ich bin stolz darauf, dass wir dieses Projekt zusammen mit Accenture umgesetzt haben. Wir hatten klare Anforderungen, die wir innerhalb eines ehrgeizigen Zeitrahmens umgesetzt haben. Gleichzeitig konnten wir alle Budgetvorgaben einhalten."
Accenture wird das SAP-System von Styrolution auch in der laufenden Wartung weiter betreuen und bei anstehenden Erweiterungen die notwendige Projektunterstützung leisten.