Entwicklung der weltweiten Chemieindustrie
25.02.2016 -
(CHEManager 05/2016) Europas Chemie verliert Weltmarktanteile Die Chemiebranche ist weitgehend globalisiert und lässt sich grob in Grundstoff- und Spezialchemie unterteilen. Ausgelöst durch den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas und anderer Schwellenländer haben sich in den letzten zehn Jahren die Weltmarktanteile drastisch verschoben. In der Chemiebranche steigerte China seinen Umsatzanteil von 10% im Jahr 2004 auf über 37 % im Jahr 2014. Im gleichen Zeitraum schrumpften die Anteile der EU von 32 % auf 18 %, der USA von 22 % auf 17 % und Deutschlands von 9 % auf 6 %. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen, schreiben Experten der Commerzbank in ihrer aktuellen Studie. Besonders in der Basischemie sind weitere Anteilsverluste der europäischen Chemieindustrie zu erwarten.
Bedeutung von Chinas Chemie nimmt zu In China hat sich in den letzten fünf Jahren die chemische Industrie deutlich besser als das verarbeitende Gewerbe entwickelt. Auch westliche Unternehmen haben dort Kapazitäten aufgebaut. Vor allem bei den chemischen Grundstoffen, aber auch bei den weniger aufwändigen chemischen Erzeugnissen ist der Versorgungsgrad durch heimische Produkte sehr hoch, während bei Spezialchemikalien die Nachfrage noch teilweise durch Importe gedeckt wird. Diese Entwicklung wird sich in Zukunft fortsetzen, so dass sich der Schwerpunkt der weltweiten Chemieproduktion weiter verlagern wird, weg von der EU, Japan und den USA, hin zu den Schwellenländern.
Deutschland profitiert wenig von Chinas Aufschwung Nach dem Kriseneinbruch 2008/2009 entwickelten sich die Auftragseingänge der deutschen Grundstoff- und Spezialchemie aus dem In- und Ausland zunächst ähnlich, seit 2013 differenziert sich das Orderverhalten allerdings vermehrt aus. Dabei unterscheidet sich die Nachfrage aus dem EU-Ausland und dem Rest der Welt nur wenig – trotz der unterschiedlichen Situation, in denen sich die Regionen befinden: Die EU-Industrieländer auf der einen Seite, charakterisiert durch gesättigte Märkte und rezessive Tendenzen, die erst 2014 überwunden wurden. Dem gegenüber stehen die Schwellenländer, die sich weiterhin im Aufschwung befinden. Offensichtlich profitiert die deutsche Chemie davon nur unterdurchschnittlich
Deutsche Chemie ist selbst ihr bester Kunde Als Ausdruck der hohen Spezialisierung innerhalb der Wertschöpfungskette entfällt in der chemischen Industrie ein Großteil der Nachfrage zunächst auf die eigene Branche. Daher ist der tatsächliche Verwendungsanteil der Abnehmerindustrien – und damit ihr Einfluss auf die Nachfrage nach chemischen Produkten – deutlich höher als in der Grafik ausgewiesen. Chemische Erzeugnisse finden in zahlreichen Produkten und Prozessen Anwendung, daher kann das verarbeitende Gewerbe als relevanter Abnehmer aufgefasst werden. Trends wie der Leichtbau in der Automobilindustrie oder die Energieeffizienz von elektrischen Geräten beleben die Nachfrage und sind Innovationstreiber der deutschen Chemieindustrie.