Dr. Klaus Stingl über den Kapazitätsausbau für HPAPI von Evonik
22.02.2012 -
Evonik hat in Hanau ein Labor für hochpotente Wirkstoffe (HPAPI) in Betrieb genommen und gleichzeitig bei Tippecanoe Laboratories am Standort Lafayette (Indiana, USA), die cGMP-Kapazitäten für diese Wirkstoffe im Kilogrammmaßstab erweitert (Lesen Sie dazu auch: Evonik erweitert Labor- und Produktionskapazität für hochpotente Wirkstoffe).
CHEManager befragte Dr. Klaus Stingl, Leiter der Produktlinie Exklusivsynthese im Geschäftsgebiet Health Care bei Evonik zu den Hintergründen dieser Entscheidungen. Die Fragen stellte Dr. Birgit Megges.
CHEManager: Herr Dr. Stingl, warum hat sich Evonik für ein HPAPI-Labor in Hanau und die Ausweitung der Kapazitäten in Lafayette entschieden?
Klaus Stingl: Die Akquisition der Tippecanoe Laboratories in Lafayette im Jahr 2010 hat Evonik in eine führende Position bei der cGMP-konformen Herstellung von HPAPI gebracht. Die Nachfrage nach derartigen Kompetenzen wächst, und wir haben schnell erkannt, dass wir hier weiter investieren müssen, um die Kunden über den gesamten Lebenszyklus der HPAPI von der Entwicklung bis hin zur kommerziellen Produktion unterstützen zu können. In Lafayette haben wir in HPAPI-Kapazitäten im Pilotmaßstab investiert. Das ist eine gute Ergänzung zu unserer großtechnischen Produktion an diesem Standort, und wir können den Kunden nun auch Kleinmengen für die klinische Phase zur Verfügung stellen. In unserem neuen HPAPI-Labor in Hanau geht es um Forschung und Entwicklung von Herstellungsprozessen. Hier legen wir den Schwerpunkt auf die Entwicklung und Optimierung chemischer Verfahren für HPAPI.
Was sind Ihrer Meinung nach die hauptsächlichen Gründe für die steigende Nachfrage nach hochpotenten Wirkstoffen?
Klaus Stingl: Die pharmazeutische Industrie arbeitet an immer effizienteren Wirkstoffen, um Krankheiten gezielt und mit hohem therapeutischem Effekt behandeln zu können. Die Wirkstoffe werden also immer potenter, oder sie können schon in sehr niedrigen Konzentrationen Effekte zeigen, die die Handhabung erschweren und sehr viel spezielles Know-how erfordern. Sie brauchen nachweislich umfangreiche Kompetenzen, um mit diesen Verbindungen in allen Produktionsstufen erfolgreich umgehen zu können. Erfolgreich heißt, Mitarbeiter und Umwelt zu schützen und zugleich eine konstant hohe Produktqualität sicher zu stellen. Die Behandlung von Krebstumoren etwa wurde in den vergangenen Jahren deutlich weiter entwickelt. Eine der wichtigsten Veränderungen ist die Therapie mit hochselektiven Verbindungen wie Kinase-Inhibitoren.
Wie schätzen Sie die Wachstumschancen von HPAPIs in den nächsten Jahren ein? Sind Unterschiede in Europa, Nordamerika und Asien zu erwarten?
Klaus Stingl: In dem Maß, in dem das Verständnis für die Entstehung von Krankheiten wächst, wird es immer mehr maßgeschneiderte Medikamente geben, mit denen auch in niedriger Dosierung Krankheiten behandelt werden können. Als Folge wird der weltweite Markt für die Herstellung von HPAPI weiter wachsen. Wir gehen davon aus, dass in der NAFTA und in Europa das Wachstum der HPAPI durch innovative Neuentwicklungen getrieben wird, während in Asien vor allem der Bereich generische HPAPI deutlich wachsen wird.