InfraServ Gendorf Technik (ISGT) ist eine Tochtergesellschaft von InfraServ Gendorf und Standortunternehmen des Chemieparks Gendorf im Bayerischen Chemiedreieck. Mit über 250 qualifizierten Technikmitarbeitern bietet das Unternehmen Kunden der Chemie- und Prozessindustrie Lösungen beim technischen Service für Industrieanlagen – von der Instandhaltung über Stillstandsplanung und Montage bis zum Materialmanagement. Mit über 70 Jahren Erfahrung legt ISGT das Augenmerk darauf, Betriebs- und Instandhaltungsabläufe zu optimieren und die Effizienz der Projektabwicklung zu steigern. Das gilt auch für den Rohrleitungsbau.

Rohrleitungen spielen in einem Chemiepark eine entscheidende Rolle für den Transport von Medien und Produkten. Bei der Vorfertigung von Rohren anhand von Rohrleitungsisometrien können selbst minimale Abweichungen zu Verzögerungen führen, die sich durch das ganze Projekt ziehen. ISGT hatte bereits festgestellt, dass die herkömmliche, manuelle Herangehensweise im Rohrleitungsbau langsam und fehleranfällig ist. Beim manuellen Verfahren mussten sämtliche bestehenden Daten des Kunden zur Steuerung der Biegemaschinen und der Produktion einzeln ins System eingegeben werden. Dabei wurden oft Daten inkorrekt eingegeben und die Durchlaufzeiten verlängerten sich. Die Projektabwicklung und das Projektmanagement wurden dadurch insgesamt schwierig und zeitaufwändig.

Werner Bayerl, Leiter Auftragsmanagement bei InfraServ Gendorf Technik, beschreibt die Ausgangslage, die zu der Entscheidung führte, den Rohrleitungsbau zu digitalisieren: „Im Laufe unserer Anlagenumbauprojekte sind wir oft mit Problemen in der Dokumentation konfrontiert. Unseren Kunden liegen zwar vielleicht die Originaldaten zu den bestehenden Rohrleitungen vor, doch bei der Instandhaltung und beim Betrieb werden immer wieder bestimmte Updates und Änderungen durchgeführt, die nicht durchgehend in der Originaldokumentation wiedergegeben sind. Später bei der Wiederverwendung der Daten erlebt man dann häufig Überraschungen.“

Digitalisierung des Rohrleitungsbaus

Daher beschloss ISGT, nach einer Lösung zu suchen, die einen digitalen, intelligenten Datenfluss zwischen der Verwaltung der Rohrbauteile in den zertifizierten Rohrklassen und dem 3D-Planungsmodell ermöglichen würde, ohne dass die Daten erneut manuell ins System eingegeben werden mussten.

Das Projekt hatte zwei Ziele: die weitere Verbesserung der Vorfertigung anhand von Rohrleitungsisometrien und die Rationalisierung allgemeiner Anlagenbauprojekte von der Vorfertigung bis zur Montage. Das Hauptaugenmerk lag für das Unternehmen darauf, den administrativen Aufwand durch Automatisierung und Digitalisierung der Arbeitsabläufe in der Rohrvorfertigung zu reduzieren.

Die Technikexperten wählten für das Projekt die PPM SmartPlant-Lösungen von Hexagon (früher Intergraph, siehe Infokasten), die über entsprechende Integrations- und Automatisierungsfunktionen verfügen, die wiederum Datenfehler reduzieren. Als langjähriger Anwender war ISGT bereits mit den integrierten, digitalen Datenmanagement- Lösungen vertraut und überzeugt, dass durch den weiteren Einsatz von Hexagon PPM-Lösungen sowohl Zeit- als auch Kosteneinsparungen realisiert werden könnten.

Die implementierte Lösung umfasst die PPM-Produkte Picoda, SmartPlant Reference Data, SmartPlant Isometrics, SmartPlant Spoolgen und Incop-R. Mit dieser Lösung zur Erzeugung von Rohrleitungen konnte ISGT die Lücke zwischen der Planung und der Anlageninstandhaltung mit digitalisierten Daten schließen. Durch das digitale Konzept konnten die manuellen Prozesse als Fehlerquelle ausgeschaltet werden, denn die Daten aus der Planungssoftware werden nun per Schnittstelle an die Steuerungssoftware der Biegemaschinen übergeben. Außerdem überprüft die sogenannte Piping-Fabrication-Lösung die Daten zur Fertigung der Rohrleitungen automatisch auf Plausibilität und Vollständigkeit.

Resultat: mehr Effizienz, geringere Kosten

Die PPMs Datenmanagement-Lösung kommt über den gesamten Projektlebenszyklus hinweg zum Einsatz – vom Detail-Engineering und der Arbeitsplanung bis hin zu Isometrien, Stücklisten, Arbeitsunterlagen und der Erzeugung von Rohrklassen. Die Software ermöglicht darüber hinaus den digitalen Datenaustausch von der Planung über die Produktion bis zur Montage und erhöht dadurch die Qualität des Gesamtprojekts. Die gesamte Umsetzung ging zügig vonstatten. Die mit Rohrleitungen und Detail-Engineering befassten Abteilungen konnten nach etwa sechs Wochen mit der Produktion beginnen, während die Benutzer in nur einer Woche geschult wurden. Seit der Implementierung hat ISGT ca. 1.500-2.000 Rohrleitungen mit der Hexagon PPM-Lösung für den Rohrleitungsbau verwaltet.

Die gesammelten Erfahrungen zeigen, dass die neue Piping-Fabrication-Lösung eindeutige Verbesserungen gebracht hat, und zwar:

• 20-30 % Zeitersparnis bei der Arbeitsvorbereitung und –planung,
• 10-20 % Zeitersparnis bei der Dokumentation,
• bis zu 30-40 % Zeitersparnis bei der Projektbewertung, abhängig vom Umfang, der Komplexität und dem Kunden des Projekts.

ISGT-Experte Werner Bayerl fasst die Vorteile zusammen: „Mit der PPM-Software werden die Daten nun in beide Richtungen laufend aktualisiert. Von der ursprünglichen Planung zu den Biegemaschinen ebenso wie von den tatsächlich gefertigten Rohrleitungsisometrien zurück zum Kunden. So ist das 3D-Modell des Ist-Zustands der Anlage stets aktuell, während der Aufwand für die Kontrolle und Aktualisierung der Dokumentation erheblich sinkt.“

Aus Intergraph wird Hexagon

Hexagon PPM ist der neue Markenname von Intergraph Process, Power & Marine. Der im Juli 2010 vom schwedischen Hexagon-Konzern erworbene Geschäftsbereich von Intergraph konzentriert sich auf die Bereitstellung von End-to-End-IT-Lösungen, die Effizienz bei Planung, Bau und Betrieb von Industrieanlagen vorantreiben. Der Namenswechsel soll die Ausrichtung auf die Nutzung von Lösungen aus dem gesamten Konzern signalisieren, um intelligente, digitale Industrieanlagen zu realisieren. Die Produkte von Hexagon PPM werden weiterhin den Markennamen Intergraph tragen. Die jüngsten Akquisitionen, u.a. auf dem Gebiet Projektsteuerungstechnologie (EcoSys) und Fertigungsautomatisierungstechnologie (Nestix), sowie die vor kurzem vorgestellte Lösung HxGN Smart Build ermöglichen es dem Anbieter von Enterprise-Engineering-Planungssoftware und Lösungen für die Projektsteuerung, seinen Kundenstamm zu diversifizieren. Präsident von Hexagon PPM ist seit Anfang 2017 Mattias Stenberg, der zuvor seit 2009 als Chief Strategy Officer von Hexagon tätig war.