Covestro sucht Standort für World-Scale MDI-Anlage
Finale Entscheidung für die USA oder China nach Abschluss der Projektphase
Vor diesem Hintergrund erwartet Covestro, dass sowohl der globale Bedarf an dem Hartschaum-Vorprodukt MDI als auch dem Weichschaum-Vorprodukt TDI bis 2025 um jährlich sechs% wachsen wird. Vor allem für MDI trifft die Nachfrage auf eine bereits hohe Auslastung der industrieweiten Kapazitäten. Im Rahmen seiner diesjährigen Investorenkonferenz kündigte der Konzern daher an, das Anfang 2020 vorübergehend pausierte Investitionsprojekt zum Bau einer World-Scale MDI-Anlage wieder aufzunehmen. Covestro plant dabei den Einsatz der besonders energieeffizienten AdiP-Technologie, die bereits am deutschen Standort Brunsbüttel angewendet wird. In einer MDI-Anlage können mit dieser Technologie bis zu 40% Wasserdampf und 25% Strom pro Tonne Produkt eingespart werden – der CO2-Ausstoß wird so um bis zu 35% verringert. Als potenzieller Standort für den Bau der neuen World-Scale MDI-Anlage werden die USA und China geprüft. Die finale Entscheidung soll nach Abschluss der aktuellen Projektphase getroffen werden. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für 2026 geplant.
„Der Bedarf an nachhaltigen Lösungen nimmt weltweit zu und bietet uns erhebliches zusätzliches Marktpotenzial. Unsere Hightech-Kunststoffe ermöglichen schon heute nachhaltige Innovationen in vielen Industrien", erläuterte Vorstandsvorsitzender Markus Steilemann. „Auf dem Weg zur vollständigen Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft steigern wir unsere Investitionen daher gezielt und ermöglichen unseren Kunden mit passgenauen Lösungen selbst nachhaltiger zu werden."
Ausbau der Produktionskapazitäten
Covestro will nachhaltig wachsen und richtet Investitionen und Akquisitionen künftig noch konsequenter an den Aspekten Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit aus.
„Wir stehen heute wirtschaftlich sehr gut da. Darauf dürfen wir uns jedoch nicht ausruhen", sagte Finanzvorstand Thomas Toepfer. „Um unsere ambitionierten Ziele zu erreichen und uns vollständig auf die Kreislaufwirtschaft auszurichten, planen wir in den kommenden zehn Jahren rund 1 Milliarde Euro gezielt in Projekte zur Kreislaufwirtschaft zu investieren."
Zudem spielt organisches Wachstum weiterhin eine zentrale Rolle: Während 2021 rund 800 Mio. EUR investiert werden, erhöht der Konzern die Investitionen in den Folgejahren deutlich. Damit wachsen die Investitionen im Durchschnitt auf oder leicht über dem Niveau der Abschreibungen. Im Segment „Performance Materials" werden die Investitionsausgaben durch den geplanten Bau der neuen World-Scale MDI-Anlage vor allem in den Jahren 2024 bis 2026 erheblich steigen. Um den Nachfragezuwachs auch für TDI bedienen zu können, wird Covestro bereits bis 2023 am deutschen Standort Dormagen seine Produktionskapazitäten für TDI durch Debottlenecking erweitern.
Auch in das Segment „Solutions and Specialties" investiert der Konzern: Bis 2025 sollen rund 300 Mio. EUR in zusätzliche Kapazitäten des Bereichs Coatings & Adhesives fließen, um weiter zu wachsen. Zusätzlich erweitert Covestro seine Compoundierungs-Kapazitäten für die weltweite Produktion seines hochdifferenzierten Polycarbonats und plant sich künftig im Bereich der Polycarbonate ganz auf diesen Wachstumsmarkt auszurichten. Darüber hinaus sieht das Unternehmen einen steigenden Bedarf nach seinen Produkten des Bereichs Specialty Films, vor allem im Medizinbereich und bei holografischen Folien. Um diesen zu bedienen, investiert man bis 2025 rund 200 Mio. EUR in zusätzliche Kapazitäten.
Deutlicher Anstieg des Mid-Cycle EBITDA bis 2024
Covestro hat sein Geschäft im Zuge der neuen Strategie im Juli 2021 in die zwei Segmente „Solutions and Specialties" sowie „Performance Materials" überführt. Der Konzern legt damit mehr unternehmerische Verantwortung in die jeweiligen Geschäftseinheiten und hat die operativ erfolgskritischen Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette direkt in diese neuen Einheiten eingebettet. So werden die Anforderungen der jeweiligen Märkte und die individuellen Bedürfnisse der Kunden noch besser adressiert. In beiden Segmenten erwartet der Konzern bis 2025 einen Anstieg der Kernabsatzmengen. Dies soll sich auch in den Ergebnissen niederschlagen: Während die Margen im Segment „Performance Materials" stark angebots- und nachfragegetrieben sind, sollen die Margen im Segment „Solutions and Specialties" ab 2024 auf 17% gesteigert werden.
Basierend auf der organisatorischen Neuaufstellung, der erfolgreichen Integration des im April 2021 übernommenen Geschäftsbereichs „Resins & Functional Materials" von DSM sowie dem nachhaltigkeitsgetriebenen Nachfragewachstum erwartet Covestro einen Anstieg des Mid-Cycle EBITDA von aktuell 2,2 Mrd. EUR auf 2,8 Mrd. EUR im Jahr 2024.
Gleichzeitig bietet die neue Konzernstruktur signifikante Effizienzpotenziale, die Covestro bis 2023 heben wird. Ziel ist es, die richtige Basis für die langfristige Unternehmensentwicklung zu schaffen. Wie bereits angekündigt, prüft das Unternehmen bei allen Tätigkeiten und Prozessen weltweit, ob sie zu Vision und Strategie passen. Insgesamt sollen die Fixkosten 2023 auf dem Niveau von 2020 bleiben.
Erweiterung des nachhaltigen Produktportfolios
Auf dem Weg zur vollständigen Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft investiert Covestro weiter konsequent in Zukunftstechnologien und vergrößert fortlaufend sein nachhaltiges Produktportfolio. So hat das Unternehmen mittlerweile bereits rund 45 Produkte auf Basis alternativer Rohstoffe erfolgreich kommerzialisiert und treibt knapp 90 entsprechende Forschungsprojekte voran.
Im Jahr 2021 wurden wichtige Meilensteine auf diesem Weg erreicht. Das Unternehmen bietet an inzwischen drei nach ISCC Plus-zertifizierten Standorten (Antwerpen in Belgien, Schanghai in China, Krefeld-Uerdingen in Deutschland) massenbilanzierte nachhaltige Produkte an. Durch dieses sogenannte „Internationale Nachhaltigkeits- und Kohlenstoff-Zertifikat" kann Covestro seinen Kunden den Hochleistungskunststoff Polycarbonat sowie das Hartschaum-Vorprodukt MDI aus alternativen Rohstoffen anbieten – hergestellt in gleichbleibend hoher Qualität wie ihre Pendants auf fossiler Basis. Damit trägt Covestro dazu bei, den CO2-Fußabdruck seiner Kunden zu verringern.