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Chemiekonjunktur: US-Chemiebranche erholt sich nur langsam

18.04.2012 -

Die Erholung der US-Wirtschaft bleibt mühsam. Das amerikanische Bruttoinlandsprodukt wuchs im vergangenen Jahr nur um 1,7 %. Trotz massiver Konjunkturprogramme und geldpolitischer Unterstützung ist es nicht gelungen, die US-Wirtschaft wieder auf den alten Wachstumspfad zu heben. Ähnliches gilt für die Industrie. Zwar konnte die Produktion im Jahr 2011 um 4,5 % ausgeweitet werden. Dies reichte aber nicht aus, um die Einbrüche der Wirtschaftskrise wieder wettzumachen. Es fehlen immer noch rund 10 %, um an das Niveau vor der Krise anzuknüpfen. Viele - insbesondere für die Chemieindustrie - wichtige Branchen, wie die Automobilindustrie oder die Hersteller von Kunststoffwaren, stürzten im Zuge der Krise ab. Besonders hart traf es die Bauwirtschaft. Hier zeichnete sich erst im Laufe des Jahres 2011 die Talsohle ab. Der Rückgang betrug aber immer noch 9,4 %. Dies alles belastete das Chemiegeschäft. Wenngleich die Produktion in den Jahren 2010 und 2011 um jeweils 3,6 % bzw. 2,0 % ausgedehnt werden konnte, ist das Vorkrisenniveau nach den krisenbedingten Produktionsrückgängen immer noch in weiter Ferne. Signifikante Impulse aus dem Inlandsgeschäft sind dabei nicht zu erwarten. Amerika muss sparen, und auch der Staat wird sich nach den Wahlen zunehmend aus den Stimulusmaßnahmen zurückziehen. Es wird sowohl in der Industrie, wie auch im Chemiegeschäft noch einige Zeit dauern, bis die Krise vollends überwunden ist.

Produktion steigt zu Jahresbeginn
Die Krise im amerikanischen Chemiegeschäft begann bereits Ende 2007. Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise intensivierte sich die Talfahrt. Im ersten Quartal 2009 war der Tiefpunkt schließlich erreicht. Die Chemieindustrie konnte frühzeitig von der Erholung der Industrie profitieren, da chemische Vorprodukte zur Ausweitung der Industrieproduktion benötigt werden. Die Läger waren im Zuge der Krise nahezu vollständig geräumt worden. Die Kunden orderten wieder mehr Chemikalien.
Die Erholung im US-Chemiegeschäft verläuft - trotz moderatem Aufwärtstrend - dennoch schleppend. Zeitweise mussten sogar Rückschläge verkraftet werden. Wenngleich die Dynamik Anfang 2012 sogar zunahm, ist die US-Chemie immer noch weit von ihrem Vorkrisenniveau entfernt. Aktuell befindet sie sich in etwa auf dem Niveau des Jahres 2004. Mit anderen Worten: Trotz Aufwärtstrend bleibt das Chemiegeschäft in den USA schwierig. (Grafik 2)
Ein Blick auf die Chemiesparten zeigt ein heterogenes Bild: Während die Fein- und Spezialchemikalien von der Erholung der Industrieproduktion im Jahr 2011 profitierten, konnten die chemischen Grundstoffe (Anorganika und Pe­trochemikalien) nur geringe Produktionszuwächse verbuchen. Die Herstellung von Polymeren war sogar rückläufig. Deutlich positiver entwickelte sich dagegen das Geschäft mit Konsumchemikalien wie beispielsweise Wasch- und Körperpflegemitteln. Hier konnte die Produktion im Jahr 2011 um 10,6 % ausgedehnt werden. Schwach entwickelte sich wiederum das Pharmageschäft: Der Absatz von Pharmaprodukten war leicht rückläufig (Grafik 3).

Chemikalienpreise weiter im Aufwind
Die Chemikalienpreise der amerikanischen Produzenten lagen im Jahr 2008 auf ihrem vorläufigen Höhepunkt. Angesichts des Verfalls der Ölpreise in der Wirtschaftskrise mussten die Chemieunternehmen ihre Preise senken. Erst Mitte 2009 konnte der Preisverfall gestoppt werden. Die Weltwirtschaft erholte sich zügig von der Krise. Die Nachfrage nach Industrieprodukte stieg spürbar an. Angesichts der Nachfragebelebung und wieder steigenden Öl- und Gaspreisen zogen auch die Chemikalienpreise kräftig an. Bereits Ende 2010 lagen sie wieder auf dem Vorkrisenniveau. Mitte des vergangenen Jahres ließ der Preisanstieg dann nach. Dennoch kosteten Chemikalien im Gesamtjahr 2011 fast 8 % mehr als ein Jahr zuvor. Anfang 2012 legten die Preise erneut zu, jedoch in einem deutlich geringeren Tempo als ein Jahr zuvor (Grafik 4).

Umsatzplus im In- und Ausland
Nachdem die Nachfrage nach chemischen Produkten im Rahmen der Krise innerhalb weniger Monate um mehr als 15 % eingebrochen war, konnte Anfang 2009 der Abwärtstrend gestoppt werden. Der Umsatz stieg in Folge von Produktions- und Preissteigerungen bis Mitte 2011 ohne Pause an. Das Umsatzwachstum war dabei hauptsächlich durch die starken Preissteigerungen getrieben. Die Mengenentwicklung war schwach. Im zweiten Halbjahr war der Umsatz dann sogar leicht rückläufig - die positiven Impulse seitens der Preise ließen nach. Dennoch wurde im Gesamtjahr 2011 das Niveau des Vorjahres um mehr als 8 % übertroffen. Die Verkäufe stiegen sowohl im In- wie auch im Ausland an. Die Exporte kletterten im Jahr 2011 um 9,5 %. Der Aufwärtstrend im amerikanischen Chemiegeschäft setzte sich zu Jahresbeginn 2012 fort (Grafik 5).

Chemieindustrie erholt sich nur langsam
Die Wirtschaftskrise hinterließ ihre Spuren in den Belegschaftszahlen. Im Rahmen der Krise hatten die Unternehmen der Branche rund 70.000 Arbeitsplätze abgebaut. Anfang 2011 konnte der Beschäftigungsabbau gestoppt werden. Im Jahresverlauf wurde sogar moderat Beschäftigung aufgebaut. Derzeit beschäftigt die Branche rd. 796.000 Mitarbeiter.
Die Erholung im US-Chemiegeschäft wird sich fortsetzen, die Dynamik weiterhin schwach bleiben. Neben den Risiken, die vor allem aus der hohen Verschuldung resultieren, ist vor allem der Immobilienmarkt immer noch in einer prekären Lage. Weiter gibt es Gegenwind durch geopolitische Risiken. Die Ölpreise klettern nicht nur auf Grund des Iran-Konfliktes.
Dennoch wird sich die moderate Erholung der Weltwirtschaft fortsetzen. Hiervon werden auch die USA profitieren. Eine erneute Rezession ist nicht zu erwarten. BIP und Industrieproduktion werden im Jahr 2012 weiter zulegen. Dies wird auch die Chemieproduktion spüren. Hierbei stehen insbesondere die chemieintensiven Sektoren wie beispielsweise der Automobilbau im Fokus. Dort liegt das Vorkrisenniveau in greifbarer Nähe.
Im Gesamtjahr 2012 wird die US-Chemie ein Produktionsplus von rd. 1,5 % verzeichnen. Der amerikanische Chemieverband ACC rechnet mit einem Wachstum in ähnlicher Größenordnung.

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