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Chemiekonjunktur: Keine Trendwende erkennbar

Lage für die deutsche Chemieindustrie bleibt auch im dritten Quartal 2023 schwierig

14.11.2023 - Erstmals seit sechs Quartalen verbuchte die Chemieproduktion in Deutschland ein leichtes Plus von 0,1 % gegenüber dem Vorquartal. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Produktion um 6,1 % niedriger. Die Kapazitätsauslastung der Branche sank erneut und lag zuletzt bei lediglich 75,7 %.

Das globale Wachstum blieb auch im dritten Quartal 2023 ohne Schwung. Die Industrieproduktion war in vielen Ländern rückläufig bzw. stagnierte. Geopolitische Unsicherheiten, hohe Zinsen und nur langsam sinkende Inflationsraten dämpften das Vertrauen von Konsumenten und Investoren in eine wirtschaftliche Erholung. Diese Situation wirkt sich weiterhin dämpfend auf die deutsche Chemieindustrie aus, die mehr als die Hälfte ihrer Umsätze im Ausland erwirtschaftet.

Die Umsätze der chemisch-pharmazeutischen Industrie zeigten daher auch im 3. Quartal 2023 weiter abwärts. Die Kunden im In- und Ausland hielten sich mit Bestellungen zurück, so der Verband der Chemischen Industrie (VCI). Der Gesamtumsatz der Branche sank saisonbereinigt um 0,3 % auf insgesamt 54,8 Mrd. EUR. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Verkaufserlöse um fast 14 % niedriger. Allerdings nahm die Geschwindigkeit des Rückgangs im Vergleich zu den Vormonaten deutlich ab.

Die Talsohle scheint zwar erreicht, eine Trendwende sei aber noch nicht erkennbar. Das Produktionsniveau verharrte weiterhin an einem Tiefpunkt. Den Unternehmen fehlten schlichtweg die Aufträge.

„Die deutsche Chemieindustrie tritt auf der Stelle und die Hoffnungen auf eine Besserung zum Jahresende schwinden. Hohe Energie- und Rohstoffpreise und der Auftragsmangel werden die Geschäfte weiterhin belasten“, erläuterte VCI-Präsident Markus Steilemann die Lage. „Unsere Unternehmen sind deshalb gezwungen auf die Kostenbremse zu treten – sei es durch die Schließung von Produktionsanlagen, die Aufgabe einzelner Geschäftsfelder oder die Verlagerung von Investitionen ins Ausland. Echte Entlastungen für unsere energieintensive Industrie vermissen wir nach wie vor.“

Die Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie hielten die Zahl der Arbeitsplätze trotz der wirtschaftlich angespannten Situation auf stabilem Niveau. Aktuell sind rund 477.000 Menschen in der Branche beschäftigt. Allerdings stelle sich die Entwicklung innerhalb der Branche differenziert dar. In weiten Teilen der Chemieindustrie ging die Beschäftigung in den letzten Monaten bereits zurück. Kompensiert wurde diese Entwicklung noch durch einen Beschäftigungsaufbau in Teilen der Pharmaindustrie. Der Fachkräftemangel und die Möglichkeit der Nutzung von Kurzarbeit verhinderten bisher einschneidendere Reaktionen der Unternehmen auf die schwierige Geschäftslage, so der Chemieverband.

Der VCI rechnet für das Gesamtjahr 2023 weiterhin mit einem Produktionsrückgang von 8 %. Der Branchenumsatz werde in diesem Jahr voraussichtlich um 14 % sinken. Angesichts dieser Entwicklung herrscht in den Unternehmen weiterhin Rezessionsstimmung: Die aktuelle Geschäftslage wird negativ beurteilt. Und der Blick auf die Geschäftserwartungen verrät, dass die Geschäfte auch im Winter schwierig bleiben. Mit einer Belebung wird überwiegend nicht gerechnet.

Daran dürften auch die in der vergangenen Woche von der Bundesregierung beschlossenen Gesetzesentwürfe wie das Energiepaket (Strompreispaket) oder der Bund-Länder-Pakt für Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsbeschleunigung – zumindest kurzfristig – nichts ändern.

"Das Strompreispaket der Bundesregierung wird nicht ausreichen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen auf ein neues Level zu heben", so Steilemann. Und VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup kommentierte das Energiepaket wie folgt: „Wir begrüßen, dass sich die Bundesregierung in einem internen Kraftakt endlich auf einen Kompromiss geeinigt hat. Das Energiepaket löst aber nur einen kleinen Teil der akuten Probleme unserer Industrie. Die beschlossenen Maßnahmen erhalten nur den Status quo. Sie bringen keine zusätzlichen Entlastungen, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen verbessern. Die dringend benötigte kurzfristige Brücke für energieintensive Unternehmen und damit der energiepolitische Befreiungsschlag bleiben leider aus. Deshalb muss die Politik weiter an der Zukunft des Standorts Deutschland arbeiten. Der geplante Chemiepakt bietet dafür weitere Chancen.”

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