Chemieindustrie kein Top-Arbeitgeber für Schüler
Trendence Schülerbarometer 2017 – nur 2 % der Schüler suchen einen Arbeitgeber in der Chemie- und Pharmaindustrie
Rund ein Viertel der deutschen Schüler (24 %) möchte nach der Schule im öffentlichen Dienst arbeiten. Damit ist der Sektor erstmals die beliebteste Branche der Schüler für den Berufseinstieg und überholt die Automobilindustrie (21 %). Die Chemie- und Pharmabranche landet auf Rang 11 (2 %) im Ranking der beliebtesten Branchen der Schüler. Das ist eines der Ergebnisse des Trendence Schülerbarometers 2017, einer Karrierestudie unter Schülern in Deutschland mit über 20.000 Befragten.
Öffentlicher Dienst beliebtester Arbeitgeber bei Schülern
Die Verschiebungen an der Spitze des Branchenrankings wirken sich auch auf das Ranking der beliebtesten Arbeitgeber aus: Mit Polizei (15,5 %) und Bundeswehr (12,0 %) sind gleich zwei Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes unter den Top 3 der Wunscharbeitgeber der Schüler. Komplettiert werden sie durch Adidas (13,7 %) auf Rang 2. Die Mehrheit der Automobilhersteller muss große Einbußen in der Gunst der Bewerber hinnehmen, allen voran BMW und Porsche. BMW verliert ein Viertel seiner Bewerber, Porsche ein Fünftel. Erst auf Rang 26 folgt Bayer (2,5 %) und als zweitbeliebtestes Chemieunternehmen auf Rang 38 (1,7 %) die BASF, mit leichten Verlusten im Vergleich zum Vorjahr. Platz 3 im Branchenranking belegt Wacker Chemie. Die Unternehmen B. Braun Melsungen, Evonik Industries und Fresenius teilen sich den vierten Platz (vgl. Tabelle).
Chemieindustrie attraktiv für „Digitals“
Die Schüler von heute sind alle Digital Natives, aber nur 15 % zählen auch zu den Digitals, den Schülern mit besonders ausgeprägten digitalen Kompetenzen. „Nur weil die Schüler von heute zu den Digital Natives zählen, sind sie noch lange keine Experten fürs Digitale“, sagt Trendence-Geschäftsführer Holger Koch. „Es reicht nicht, junge Leute einzustellen und darauf zu hoffen, dass sie ein Unternehmen in die digitale Moderne führen. Vielmehr müssen Arbeitgeber gezielt nach Menschen mit einem digitalen Mindset suchen – und in die Ausbildung der digitalen Kompetenzen ihrer Azubis investieren.“ Arbeitgebern aus den Branchen Consulting und Telekommunikation gelingt es besonders gut, Digitals zu überzeugen: Zwei von fünf ihrer Bewerber sind Digitals; in den Branchen Elektrotechnik und IT-Dienstleistungen ist es immerhin jeder Vierte. Auch die Chemie- und Pharmaindustrie erreicht hier eine überdurchschnittlich gute Quote: Jeder fünfte Bewerber in dieser Branche ist ein Digital.
Unsicherheit bei der Berufswahl nimmt zu
30 % der Schüler wissen noch nicht, was sie nach ihrem Schulabschluss machen wollen. Das sind 10 % mehr als noch im Jahr 2016. „Insgesamt merken wir eine große Unsicherheit unter den Schülern. Der Wunsch nach Orientierung und Unterstützung bei der Berufswahl ist enorm groß“, sagt Koch.
Vier von fünf Schülern unterhalten sich viel mit ihren Eltern über ihre berufliche Zukunft. 44 % verlangen noch mehr Hilfe bei der Berufsorientierung von ihren Schulen, obwohl zwei Drittel der Schulen bereits viele Veranstaltungen zum Thema anbieten. Auch die Idole der Schüler könnten eine große Rolle bei der Berufsorientierung spielen. Zwei Drittel aller Schüler haben Idole aus Musik, Internet und Co. 82 % davon würden sich über Arbeitgeber informieren, die ihnen ihr Idol vorstellt. Holger Koch konstatiert: „Influencer Marketing verspricht nicht nur im Produktmarketing Erfolg, sondern hat auch großes Potenzial im Personalmarketing.“
Hohes Interesse an Naturwissenschaften
Das Potenzial der Chemie- und Pharmabranche für die Gewinnung künftiger Fachkräfte ist groß – insbesondere vor dem Hintergrund des sinkenden Interesses der Schüler an der Automobilindustrie. Denn immerhin interessieren sich 10 % aller befragten Schüler für Naturwissenschaften, bei Abiturienten liegt der Anteil sogar bei fast 18 %. Damit liegen die Naturwissenschaften bei Abiturienten auf Rang 2 nach dem Interessensbereich Gesundheit und Soziales.
Trend zum Gap Year
Nur sechs von zehn befragten Schüler wollen direkt nach der Schule mit einer Berufsausbildung, einem dualem Studium oder einem Studium beginnen. Während der Anteil bei den künftigen Auszubildenden hier bei etwa 15 % liegt, plant fast jeder zweite der befragten künftigen Studenten ein Gap Year: Rund 10 % wollen nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren und etwa jeder Vierte plant einen Auslandsaufenthalt vor Studienbeginn. „Die Schüler haben durch die Umstellung auf G8 ein Jahr gewonnen – und das nutzen sie, um wertvolle Lebenserfahrungen zu sammeln“, sagt Koch.