News

Chemie Tarifparteien mit erster Annäherung

Noch kein konkretes Angebot der Arbeitgeber, Verhandlungen auf den 23. Mai vertagt

09.05.2012 -

Bei den Tarifverhandlungen in der Chemiebranche haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft in einigen Punkten angenähert. Die Gespräche für die rund 550.000 Beschäftigten in Deutschlands drittgrößtem Industriezweig sollen nun am 23. und 24. Mai in Berlin fortgesetzt werden, wie die Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE) und der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) im Anschluss an die erste Runde auf Bundesebene in Hannover mitteilten. Neun regionale Verhandlungsrunden hatten zuvor kein Ergebnis für die Chemie-Beschäftigten gebracht.

Die Gewerkschaft will 6 %  mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten durchsetzen. Diese Forderung liegt knapp unter der von der IG Metall verlangten Erhöhung um 6,5 % bei ebenfalls zwölf Monaten. Die Arbeitgeber hätten sich in einigen Grundsatzfragen bewegt, aber noch kein konkretes Angebot vorgelegt, erklärte die IG BCE. Beim Thema des demographischen Wandels in der Branche, bei dem es um die Beschäftigungsbedingungen für ältere Mitarbeiter geht, könnten jetzt ernsthafte Gespräche beginnen, sagte IG-BCE-Verahndlungsführer Peter Hausmann.

Die Tarifparteien setzten Arbeitsgruppen ein, um bis zur nächsten Verhandlungsrunde Lösungsansätze auszuarbeiten. "Dies ist ein Fortschritt, das ist ein gutes Signal", sagte Peter Hausmann. Er schränkte zugleich ein: "In der Sache liegen die Positionen noch sehr weit auseinander." Die Gewerkschaft kritisiert unter anderem die von der Arbeitgeberseite ins Spiel gebrachte Abschaffung der Altersfreizeiten für ältere Beschäftigte ab 55 Jahren. Sie fordert vielmehr flexiblere Wege in den Ruhestand. Sowohl Gewerkschaft als auch Arbeitgeber hatten wiederholt darauf hingewiesen, dass die Branche eine Antwort auf die sich verändernde Alterstsstruktur finden müsse.

ARBEITGEBER: WILLE VORANZUKOMMEN IST VORHANDEN
Die Arbeitgeber sprachen von zähen und komplexen Verhandlungen. "Aber sie sind auch von dem Willen geprägt, jetzt gemeinsam in der Sache voranzukommen", sagte ihr Verhandlungsführer Hans-Carsten Hansen. Um echte Fortschritte zu erzielen, müsse die Gangart aber noch deutlich erhöht werden. Die Gewerkschaft müsse sich vorwärts bewegen. "Mit Trippelschritten kommen wir nicht weiter", sagte Hans-Carsten Hansen.

In der Entgeltfrage näherten sich beide Seiten noch nicht an. Die Arbeitgeber lehnen die Forderung von 6 % t weiter als unrealistisch ab. Die Chemie kämpfe 2012 gegen ein Jahr der Stagnation, sagte Hans-Carsten Hansen. "Schuldenkrise, Abschwächung der Weltwirtschaft, steigende Energie- und Rohstoffkosten: die konjunkturellen Risiken lassen sich nicht wegdiskutieren", führte er aus. Die Gewerkschaft wertet die Lage der Branche dagegen völlig anders. "Die Gewinne sprudeln, die Aktionäre sind bester Laune und die Aussichten gut. Unsere Forderung nach einer Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 6 %  spiegelt die Realität", sagte IG-BCE-Verhandlungsführer Peter Hausmann.

Bei der letzten Tarifrunde im vergangenen Frühjahr hatten Gewerkschaft und Arbeitgeber Lohnzuschläge von 4,1 % für 15 Monate vereinbart. Damals hatte die IG BCE sieben Prozent mehr Lohn gefordert. In der Branche mit Konzernen wie Bayer, BASF, Evonik oder Lanxess gilt derzeit die 37,5-Stunden-Woche.