Blick auf Endnutzungen für Erfolg von Bioraffinerien entscheidend
Achema: Pöyry-Experte Petri Vasara rät zu „debottlenecking at planning“ im Biochemie-Sektor
Der Zugang zu Rohstoffen ist ein wesentlicher Faktor, der zum Erfolg von Bioraffinerien für bio-basierte Chemikalien und Biosprit beiträgt. Nicht zu unterschätzen sei darüber hinaus die Bedeutung der verschiedenen Endnutzungen der Produkte. Das betonte Dr. tech. Petri Vasara, Global Practice Leader bei Pöyry, in seinem Vortrag „Biorefineries: The Four Key Platforms on The Road to the End Product“ auf der Achema in Frankfurt. Grund dafür sei unter anderem, dass die Nachfrage in der bio-basierten chemischen Industrie eine immer größere Rolle spiele.
„In vielen Schwerindustrien, wie beispielsweise der Chemie- und Holzindustrie, werden zuerst nur Technologie und Rohstoffe bedacht. Eine Bioraffinerie mit der besten Technologie zu bauen, heißt aber noch lange nicht, dass man für die Produkte auch Abnehmer findet. Um den Erfolg von Bioraffinerien zu garantieren, sollten Betreiber in der Anfangsphase der Planung deshalb auch einen Blick auf die Endnutzungen werfen“, sagt Vasara. Diese können in unterschiedlichen Sektoren, wie der Automotive-, Elektronik-, Kosmetik-, Hygiene, Bau- und Verpackungsindustrie liegen. Dabei müsse bedacht werden, dass die Nachfrage künftig noch stärker von unterschiedlichen Faktoren, wie der Reduzierung des CO2-Ausstosses, Kostenwettbewerbsfähigkeit und Anwendungsentwicklung, bestimmt werde.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu technischem und kommerziellem Erfolg einer Bioraffinerie sei daher ein grundlegendes, erweiter- und adaptierbares Konzept. Dieses sollte Markt-, Design-, finanzielle und technische Aspekte kombinieren. Der Pöyry-Experte rät, Bioraffinerie-Konzepte vom Rohstoff zum Markt anhand von vier Kernbereichen zu entwickeln: Zucker, Öl und Fett, Lignin und Gas. Diese Unterteilung der Rohstoffe als Ausgangsstoffe für Chemikalien hat das Consulting- und Engineering-Unternehmen Pöyry im Rahmen der Studie „BioSight up to 2025“ entwickelt.
Dabei gelte es, die Endnutzungen genau zu untersuchen und bereits in der Planungsphase Engpässe („bottlenecks“) bei Rohstoffverfügbarkeit und Marktzugang zu identifizieren. Diese könnten dann frühzeitig aufgelöst werden („debottlenecking”). „Debottlenecking findet normalerweise bei laufendem Betrieb statt, um die Produktion zu erhöhen. Engpässe treten aber nicht nur in der Produktion auf. Deshalb raten wir zu einem sogenannten ‚debottlenecking at planning’“, ergänzt Vasara. Eine hilfreiche Strategie dafür sei zum Beispiel die Bildung von Joint Ventures und Allianzen für Märkte und Rohstoffbeschaffung.