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Biotechnologie-Branche in Deutschland wächst

Firmenumfrage 2011 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

13.04.2011 -

Die deutsche Biotechnologie-Branche wächst. Die Unternehmen liefern neuartige Produkte und effiziente Verfahren, die vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden energiepolitischen Wende und einem Kostendruck im Gesundheitssystem zunehmend nachgefragt werden. Das belegen ein deutlich höherer Umsatz von 2,4 Mrd. € (+ 9 %), eine Rekordfinanzierung von 700 Mio. € (+ 122 %) und eine gestiegene Zahl an Mitarbeitern in der kommerziellen Biotechnologie von rund 32.500 (+ 3 %). Nach oben ging auch die Anzahl der Firmen (538). Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung lagen 2010 bei rund 1 Mrd. €. Das sind die zentralen Ergebnisse der Biotechnologie-Firmenumfrage 2011, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bereits zum sechsten Mal in Auftrag gegeben hat. „Die erfolgreiche Entwicklung der Biotechnologie-Branche bestätigt unsere langjährige Förderpolitik. Mithilfe der Biotechnologie lassen sich nachhaltige Lösungen für die Gesundheitswirtschaft und die Bioökonomie entwickeln. Diese wollen wir auch künftig vorantreiben", sagte Dr. Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF. Ende 2010 hat die Bundesregierung unter Federführung des BMBF die Förderstrategien zur Bioökonomie und zur Gesundheitsforschung gestartet, deren Gesamtvolumen bei rund 8 Mrd. € liegt.

„Die Biotechnologie-Firmen sind der Innovationsmotor der Pharma- und Chemieindustrie, die ihnen immer mehr frühe Forschungsprojekte überlässt", kommentierte Dr. Boris Mannhardt, Geschäftsführer von Biocom und Leiter der Studie. Vor diesem Hintergrund steigt auch das Interesse der Investoren. 2010 konnten die Unternehmen mit insgesamt 321 Mio. € so viele Finanzmittel wie nie zuvor einwerben (2009: 142 Mio. €). Weitere 335 Mio. € sind über die Börse geflossen (2009: 122 Mio. €). Der Anteil der öffentlichen Förderung an der Finanzierung lag 2010 mit 45 Mio. € bei 6,4 %. Der Umfrage zufolge erreichte der Kapitalzufluss damit erstmals 700 Mio. €. Das Geld wird vor allem zur Entwicklung neuer Medikamente genutzt: So ist die Gesamtzahl an Wirkstoffkandidaten (100) im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert (2009: 102), bei vielen Projekten konnte aber die klinische Entwicklung weiter vorangebracht werden. Bis heute haben deutsche Biotechnologie-Unternehmen acht Therapeutika zur Zulassung gebracht.

Auch jenseits der Medizin wird die Biotechnologie genutzt. „Biosprit aus Stroh ist nur ein Beispiel, auch chemische Vorprodukte werden immer häufiger ohne fossile Ressourcen hergestellt", sagte Mannhardt. Diese Entwicklung lässt sich an den Mitarbeiterzahlen ablesen. Insgesamt 32.480 Beschäftigten (2009: 31.600) waren 2010 in der kommerziellen Biotechnologie tätig, davon 15.480 in den mehrheitlich kleinen und mittelständischen Biotechnologie-Firmen (2009: 14.950) sowie 17.000 in den biotechnologisch ausgerichteten Geschäftsbereichen der Pharma-, Chemie- und Saatgutunternehmen (2009: 16.600).

„Wir freuen uns über die positive Entwicklung der Biotechnologie-Branche, sehen aber nach wie vor politischen Handlungsbedarf", sagte Dr. Peter Heinrich, Vorstandssprecher des Industrieverbandes BIO Deutschland. „Für eine nachhaltige Finanzierung dieses Industriesektors und Stärkung des Standorts Deutschland im internationalen Wettbewerb ist es unabdingbar, dass nicht nur die bestehende Diskriminierung des innovativen Mittelstands gegenüber der Großindustrie aufgehoben wird, sondern auch die steuerlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen und Investoren verbessert werden."

Hintergrund zur Firmenumfrage
Seit 2006 erhebt biotechnologie.de im jährlichen Turnus die Daten der deutschen Biotech-Branche - auf der Basis der international vergleichbaren statistischen Leitlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). In diesem Jahr wurden 757 Unternehmen befragt, 611 waren zu einer Antwort bereit. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 81%.