Bayer-Standort Bergkamen hat Notfallpläne in der Schublade
Absicherung verhindert Unterbrechung der Produktion
Lieferengpässe sind für alle Wirtschaftsbereiche kritisch. In der Pharmaindustrie jedoch ganz besonders. Nichts wäre schlimmer als die Versorgung von Patienten mit lebensnotwendigen Medikamenten zu gefährden. Um genau das zu verhindern, hat der Bayer-Standort Bergkamen Notfallpläne in der Schublade. Auf die greifen die Verantwortlichen auch in der aktuellen Ausnahmesituation zurück. „Aufgrund dieser Absicherung gibt es bislang keine nennenswerten Engpässe und keine Unterbrechung der Produktion“, erklärt Thomas Kampmeyer, der als Leiter der Funktion Supply Chain Management (SCM) den Warenfluss und die Lieferketten für Bergkamen steuert.
Marktbeobachtung
Der Standort Bergkamen bezieht viele Rohstoffe aus dem Ausland. Als sich speziell in China das Coronavirus ausbreitete, reagierte die divisionale SCM-Organisation sofort und bildete mit den SCM-Funktionen der Standorte eine gemeinsame Taskforce, welche die Lage kontinuierlich beobachtet und auf Veränderungen umgehend reagiert. „Zunächst ging es uns darum, die Produktionsunterbrechungen in China zu bewerten“, sagt Kampmeyer. Von großem Wert waren dabei Kollegen an den Standorten in Peking und Shanghai. „Sie konnten die Situation vor Ort unmittelbar beobachten und uns regelmäßig auf den neuesten Stand bringen. Das hat uns sehr geholfen.“
Versorgung und Lieferengpässe
Schnell stellte sich heraus, dass die für das Chemieunternehmen relevante Herstellung von Rohstoffen und chemischen Vorprodukten kaum beeinträchtigt war. Außerhalb von Wuhan wurde weiter produziert, wenn auch nicht mit hundertprozentiger Auslastung. Kritisch waren und sind dagegen die Transportkapazitäten, denn angesichts der sich ausbreitenden Pandemie sind Flug- und Schiffsrouten stark eingeschränkt worden.
In dieser Situation helfen die Risikoanalysen, die SCM für den Fall von Lieferengpässen erstellt hat. Kampmeyer: „Wir sind verpflichtet, Patienten zuverlässig mit Medikamenten zu versorgen. Daher überprüfen wir regelmäßig, wie sicher die vorhandenen Lieferketten sind und haben für strategisch wichtige Rohstoffe oder Vorprodukte Zweitlieferanten identifiziert.“ Aufgrund dieser vorsorglichen Risikobewertung verfügt die Produktion über ausreichend Alternativen und kann flexibel auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie reagieren. So wurden bereits im Februar Lieferanten herangezogen, die ihren Sitz außerhalb von China oder Indien haben.
Außerdem greift SCM auf deutsche Zwischenhändler zurück, die über ausreichend große Lagerkapazitäten verfügen. Auf diese Weise ließ sich der sechswöchige Lockdown in China ohne größere Schwierigkeiten überbrücken. Auch wenn der Standort Bergkamen die Herausforderungen bislang gut bewältigt, sind Risiken damit noch nicht gebannt. Eine wichtige Aufgabe besteht deshalb darin, die Risikoanalysen weiter zu optimieren. „Wir werden genau überprüfen, ob wir den Warenfluss aller infrage kommenden Produkte vollständig erfasst haben und bei den angenommenen Ausfallzeiten nachbessern“, verspricht der Leiter des Supply Chain Managements.