BAVC zur IGBCE-Forderung: "ein Fass ohne Boden"
Chemie-Tarifrunde 2022 beginnt am 2. März in Hessen
„Die Forderung der IGBCE ist ein Fass ohne Boden. Je höher die Inflation, desto tiefer sollen die Unternehmen in die Tasche greifen. Das würde bedeuten, die Tarifpolitik von der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Branche abzukoppeln. Wenn die IGBCE diesen Kurs fortsetzt, wird das eine harte Tarifrunde“, ordnet der Verhandlungsführer des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC), Hans Oberschulte, die beschlossene Forderung der IGBCE ein.
Die derzeit überzeichnete Inflation könne nicht der Maßstab für die Verhandlungen sein. Oberschulte: „Im Vordergrund stehen die im internationalen Vergleich sehr hohen Arbeitskosten, die großen Unsicherheiten durch Pandemie und Lieferengpässe, aber insbesondere auch die sehr unterschiedliche wirtschaftliche Lage innerhalb der Branche. Bislang lasse die IGBCE völlig außer Acht, dass die höheren Kosten etwa für Energie nicht allein die Beschäftigten, sondern genauso auch die Unternehmen treffen. „Nur ein Teil der Betriebe kann diese Kostensteigerung weitergeben. Bei allen anderen geht das zu Lasten der Erträge. Bleibt die IGBCE bei ihrer Forderung, bedeutet das nichts anderes, als dass die Unternehmen doppelt zahlen sollen – mit höheren Kosten und mit noch höheren Tarifentgelten. Das geht zu weit.“
Schon heute verdienen Tarifbeschäftigte in Vollzeit im Schnitt 64.000 EUR pro Jahr – ein Reallohnplus von 10 % seit 2010. Hinzu kommen weitere Kostentreiber der letzten Jahre wie die Pflegezusatzversicherung oder erhöhtes Urlaubsgeld. Oberschulte: „Es geht in dieser Tarifrunde mehr denn je um den Erhalt des Flächentarifs. Dazu müssen wir Mindestarbeitsbedingungen für unsere Tarifbeschäftigten definieren, die möglichst für jedes unserer Mitgliedsunternehmen verkraftbar sind.“
Chemie im Umbruch: Investieren statt verteilen
Nicht nachvollziehbar ist für die Chemiearbeitgeber zudem, dass die Gewerkschaft in ihrer Tarifpolitik offensichtlich kaum Rücksicht nimmt auf den massiven Umbruch, in dem sich die chemische Industrie derzeit befindet. Für die Umstellung auf klimaneutrale Produktion und Kreislaufwirtschaft, für Digitalisierung und demografischen Wandel sind Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe erforderlich. BAVC-Verhandlungsführer Oberschulte: „Die Weichen werden jetzt gestellt: Wir müssen investieren statt verteilen, damit Standort und Beschäftigung auf Dauer eine gute Zukunft in Deutschland haben.“
Flächentarif muss Mindestbedingungen festlegen
„Wenn wir den Flächentarif erhalten wollen, müssen wir die große Heterogenität unserer Branche abbilden. Mit einer Tariferhöhung im Umfang der IGBCE-Forderung würde das Gegenteil bewirkt. Je vielfältiger die Lage in unseren Mitgliedsunternehmen ist, desto differenzierter muss die Tarifpolitik gestaltet werden. Hier ist noch viel Luft nach oben: Wir brauchen mehr tarifpolitische Differenzierung auf Basis objektiver Kriterien.“
Die Tarifverhandlungen für die 580.000 Beschäftigten in den 1.900 Betrieben der Chemie- und Pharmaindustrie beginnen am 2. März 2022 mit den Verhandlungen auf regionaler Ebene in Hessen.
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