Standorte & Services

BASF Schwarzheide setzt auf Energieeffizienz und Erneuerbare Energien

Mit Kreislaufwirtschaft für mehr Klimaschutz

19.03.2020 -

Als führender Chemieproduzent bis 2030 die Produktion deutlich zu steigern, ohne dabei die CO2-Emissionen zu erhöhen, das hat die BASF in ihrer Unternehmensstrategie fest verankert. Das Ziel: die weltweit steigende Nachfrage nach Produkten der Chemie zu bedienen, ohne Mehrbelastung für das Klima. Der Produktionsstandort in Schwarzheide, als industrieller Leuchtturm in der traditionsreichen Energieregion Lausitz, will hierzu seinen Beitrag leisten. Das Werk möchte zum Nachhaltigkeits-Champion im Konzern avancieren.

Um Energieeffizienz und CO2-Fußabdruck zu verbessern, wurde am Standort seit 2018 kräftig in die Infrastruktur investiert. Rund 33 Mio. EUR flossen in die Erneuerung der Rückstandsverbrennungsanlage (RVA), in welcher nicht weiter nutzbare Produktionsrückstände thermisch verwertet werden. Durch ein verbessertes Verfahren zur Rauchgasreinigung und weitere Prozessoptimierungen spart der Chemiestandort nun jährlich 7 GWh an Energie ein.
Doch nicht nur die thermische Abfallverwertung trägt ihren Teil zur Zielerreichung bei, der Standort forciert auch die stoffliche Abfallverwertung. Beim Thema Kreislaufwirtschaft konnte der Standortbetreiber einen starken Partner als Ansiedler für sich gewinnen. Das spanische Unternehmen Tradebe, ein führender Spezialist für das Recycling von Industrieabfällen, errichtet auf dem Werksgelände eine Produktionsstätte zur Rückgewinnung von Lösungsmitteln aus den Produktionskreisläufen und schafft damit neue Arbeitsplätze. Die Inbetriebnahme ist für den 1. April 2020 avisiert.

Modernisierung und Investition
Außerdem startete mit einem feierlichen Spatenstich Mitte 2019 die Modernisierung des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks (GuD) am Standort, die ein Investitionsvolumen von 73 Mio. EUR u. a. für eine neue Gasturbine umfasst. „Nach der Modernisierung erreichen wir eine um 10 % gesteigerte elektrische Leistung. Gleichzeitig wird der Brennstoffverbrauch gesenkt und die Ökoeffizienz des Kraftwerks signifikant verbessert“, fasst Bram Jansen zusammen, der den Bereich Services und Infrastruktur verantwortet. Bereits heute emittiere der Standort mit jeder Megawattstunde eigenproduziertem Strom ein Drittel weniger CO2 als der Durchschnitt im deutschen Netz. Diese Differenz werde sich mit der Modernisierung auf fast 50 % vergrößern, so Jansen weiter. Doch nicht nur das: BASF hat bei der Auswahl der Lösung großen Wert auf eine flexiblere Fahrweise und die sog. Schwarzstartfähigkeit gelegt. Ein eigens installierter Li­thium-Ionen-Batteriespeicher ersetzt dabei herkömmlich zum Einsatz kommende Notstromdieselaggregate.
Das modernisierte GuD-Kraftwerk mit deutlich flexiblerem Betriebsregime ist der Schlüssel für eine Vision des Standortmanagers: „Wir wollen erneuerbare Energien im industriellen Maßstab für die chemische Industrie nutzbar machen. In Schwarzheide möchten wir beweisen, dass dies trotz der hohen Anforderungen der chemischen Industrie an die Versorgungssicherheit möglich ist “, sagt Geschäftsführer Jürgen Fuchs. In unmittelbarem Umkreis des Chemie­standorts sind aktuell mehr als 360 MW Leistung aus erneuerbaren Energiequellen (EE) installiert, weitere 300 MW befinden sich in Planung. Die Region, die sich im Strukturwandel befindet, repräsentiert bereits heute modellhaft die Energielandschaft von Morgen, mit einem hohen EE-Anteil und allen einhergehenden Chancen und Herausforderungen.
Durch Photovoltaik und Windkraftanlagen wird in der Umgebung um ein Vielfaches mehr erneuerbare Energie erzeugt, als die Verbraucher in der Region abnehmen. Entsprechend viel EE-Strom muss in das Übertragungsnetz eingespeist und abtransportiert werden. Da der Netzausbau nicht schritthält, kommt es immer wieder zu Netzengpässen, bis hin zur Abregelung von EE-Anlagen. Industrielle Großverbraucher, wie der Lausitzer Chemiestandort, könnten die Lage entspannen und die lokal erzeugte erneuerbare Energie zur Wertschöpfung nutzen; vorausgesetzt, die regulatorischen Rahmenbedingungen stimmen: „In einem Pilotversuch haben wir 2019 gezeigt, dass wir netzdienlich wirken und Abregelungen verhindern können. Wir würden unsere Flexibilität gerne noch häufiger und umfangreicher vermarkten“, erklärt Fuchs. Wirtschaftlich sei dies aufgrund von Netzentgelten und EEG-Umlage derzeit aber leider nicht.
„Wir möchten vorangehen, die effiziente Integration erneuerbarer Energien mit einer nachhaltigen Industrietransformation zusammendenken und so zum Leuchtturm für die Energiewende werden“, so der Geschäftsführer. Deshalb hat sich der Chemiestandort unter dem Kürzel „chEErs“ (Chemie und Energie aus Erneuerbaren in Schwarzheide) mit Technologielieferanten, EE-Erzeugern, Vermarktern und Netzbetreibern zusammengetan, um zu erproben, wie regenerative Energiequellen direkt und mittels Sektorenkopplung zur Basis für innovative chemische Wertschöpfungsketten werden können.

Rechtsunsicherheit steigert Kosten und hemmt Investitionen
Hinderlich für das Vorhaben sind vor allem Rechtsunsicherheit und damit verbundene Kostenrisiken. Hoffnung setzen die Partner darauf, dass im Rahmen der Übersetzung der europäischen Renewable Energy Directive II in nationales Recht die kritischen Punkte angegangen werden. Denn das bestehende Umlagesystem verteuert bspw. die Nutzung von eigenerzeugtem und eigenverbrauchtem EE-Strom in der Industrie auf mehr als das Doppelte der eigentlichen Herstellungskosten. Auch die unzureichende Vielfalt von zulässigen Netzentgeltmodellen behindert die Flexibilisierung industrieller Nachfrager und steht letztlich netzdienlichem Verhalten im Weg. Weiterhin hemmt das Abgabe- und Umlagesystem auch neuartige Industrieanwendungen, wie die Umwandlung von grünem Strom in chemische Energieträger und Produkte z. B. nach dem Power-to-Gas Prinzip. Eine beherzte, strukturpolitische Reform tut Not, um der Energiewende in der chemischen Industrie Vorschub zu leisten, fordern die Branchenvertreter.
Für das Unternehmen stehen die Chancen, die mehr Nachhaltigkeit in der Produktion für die Erfüllung von Kundenwünschen bedeuten, im Zentrum. Mit den Voraussetzungen für neuartige, klimafreundliche und bio-basierte Wertschöpfungsketten steigt auch die Attraktivität des Industriestandorts. „Eine nachhaltige Produktion, die ökonomische, ökologische und soziale Faktoren in Einklang bringt, ist unser Rezept, um den Strukturwandel in der Region aktiv mitzugestalten. Die Energiewende der chemischen Industrie in der Lausitz zu pilotieren, kann dafür ein bedeutender Katalysator sein“, resümiert Fuchs.

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