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BASF-Chef Jürgen Hambrecht geht

Abschied nicht ganz ohne Emotionen, die Ära Hambrecht in Zahlen, Ausblick bestätigt

06.05.2011 -

Vorläufiges Ende einer Ära bei der BASF: Mit Dr. Jürgen Hambrecht ging mit der heutigen Hauptversammlung der langjährige Vorstandschef. Auf ihn folgt nun der Ex-Finanzvorstand Kurt Bock. Große Gefühle sind bei der BASF eher selten. Ein bisschen Rührung können sich Jürgen Hambrecht und Aufsichtsratschef Eggert Voscherau aber nicht verkneifen. Für Vorstandschef Hambrecht ist es der letzte Tag auf dem Posten. Der 64-Jährige verabschiedet sich nach acht Jahren an der Spitze in den Ruhestand. Hambrecht und Voscherau klatschen sich ab und umarmen sich. Tränen sind beim Schwaben Hambrecht - zumindest aus der Ferne - nicht zu entdecken. Aber das Lob von allen Seiten lässt ihn ganz offensichtlich auch nicht kalt.

Warme Worte von den Aktionären gibt es reichlich. „Es geht ein großer Wirtschaftsführer", sagt einer. An Hambrechts Arbeit gebe es „nichts auszusetzen", meint ein anderer. Aufsichtsratschef Voscherau lobt u.a. Hambrechts Engagement für den Ausbau der BASF-Aktivitäten in Asien und die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens. 

Hambrecht selbst, der zum Abschied Rekordzahlen für die ersten Monate des Jahres präsentieren kann, bedankt sich in seiner Rede nach allen Seiten: Bei seinen Vorstandskollegen, dem Aufsichtsrat, der Industriegewerkschaft IG BCE, seinem Vorgänger, seiner Frau und den Kindern, sowie bei den Medien für die faire Berichterstattung - „in aller Regel faire Berichterstattung", schiebt er hinterher. Seinem Nachfolger Kurt Bock hat er eine hohe Messlatte aufgelegt. In acht Jahren Hambrecht-Führung verdoppelte die BASF ihren Umsatz und verdreifachte ihren Nettogewinn.

Die Ära Hambrecht in Zahlen

Im Mai 2003 übernahm Jürgen Hambrecht den Vorstandsvorsitz der BASF von Jürgen Strube. Seitdem hat sich bei der BASF Einiges verändert. Ein Vergleich der Jahre 2002 und 2010:
- der BASF-Umsatz stieg von 32,2 auf 63,9 Mrd. €
- der Nettogewinn des Konzerns wuchs von 1,5 auf knapp 4,6 Mrd. €
- die Zahl der Mitarbeiter stieg von gut 89.000 auf mehr als 109.000
- die Zahl der BASF-Mitarbeiter im Stammwerk Ludwigshafen sank dagegen von 38.400 auf 32.900
- unter Vorstandschef Hambrecht investierte die BASF mehr als 18 Mrd. € in Übernahmen

Asien-Boom und Cognis-Übernahme setzen neue Höchstmarke

Die Geschäfte beim weltgrößten Chemiekonzern könnten nicht besser laufen: Die Ludwigshafener sind vor allem dank des anhaltenden Asien-Booms und der Cognis-Übernahme mit neuen Höchstmarken bei Umsatz und Ergebnis in das Jahr 2011 gestartet. "Unsere Anlagen waren gut ausgelastet. Insbesondere im Chemiegeschäft stieg die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahresquartal", sagte Hambrecht. Die Folgen des Erdbebens in Japan sowie die politischen Unruhen in Nordafrika hätten sich im ersten Quartal kaum auf das BASF-Geschäft ausgewirkt. "Es gibt keinen Anlass, skeptischer und vorsichtiger zu werden, als noch Ende Februar", sagte sein Nachfolger Bock.

Rekordquartal

In den ersten drei Monaten 2011 erhöhte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuer (EBIT) und Sondereffekten um knapp 40 % auf 2,73 Mrd. €. Im Vorjahr hatte die Gesellschaft 1,95 Mrd. € ausgewiesen. Unter dem Strich blieben nach 1,03 Mrd. € im Vorjahreszeitraum 2,41 Mrd. €. Darin enthalten war ein Buchgewinn aus dem Verkauf des Anteils an K+S.

Der Umsatz kletterte von Januar bis März um 25 % auf 19,36 Mrd. €. Kräftig wachsen konnte BASF in allen Regionen und in fast allen Geschäftsbereichen. Die Sparte Performance Products profitierte dabei vor allem von der jüngsten Übernahme des Spezialchemiekonzerns Cognis. BASF hatte Cognis im vergangenen Jahr für rund 3,1 Mrd. € übernommenen.

Ausblick bestätigt

Die Prognose für das Gesamtjahr 2011 bestätigte Hambrecht. Wir streben weiterhin an, bei Umsatz und Ergebnis die Spitzenwerte des Jahres 2010 signifikant zu übertreffen. Bei der Prognose geht BASF davon aus, dass die Tochter Wintershall die Erdölförderung in Libyen im laufenden Jahr nicht mehr aufnehmen kann und rechnet den Effekt raus. Durch den Produktionsstopp in Libyen wird der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) erheblich belastet, unterm Strich wirkt es sich dagegen kaum aus. Der libysche Staat erhebt auf die Produktion sehr hohe Steuern. Im vergangenen Jahr setzte BASF rund 1,7 Mrd. € in Nordafrika um, den größten Teil davon in Libyen. Von den rund 1,3 Mrd. € an EBIT blieb in Libyen aufgrund der hohen Steuern nur noch ein Nettoergebnis von 70 Mio. € übrig. Seit dem Ausbruch der Unruhen stehen die BASF-Förderanlagen in Libyen still. Wintershall ist seit 1958 in dem Land und förderte dort bislang täglich bis zu 100.000 Barrel Öl.

Japan birgt Risiken

Trotz konjunkturellen Rückenwinds warnte der Chemiekonzern auch vor möglichen Folgen des Erdbebens in Japan. Lieferengpässe etwa bei elektronischen Bauteilen aus Japan könnten Produktionsausfälle in einigen BASF-Abnehmerindustrien nach sich ziehen, hieß es. Besonders betroffen dabei seien die Automobil- und Elektroindustrie. Die höheren Rohstoffkosten konnte BASF laut Hambrecht bislang über Preiserhöhungen an die Kunden weiterreichen.