Avatis-Vorstand über das Beratungshaus
09.09.2011 -
Avatis-Vorstand und Unternehmensgründer Rainer Weissenberger spricht über Herausforderungen – für sein Unternehmen und die Prozessindustrie. Zum 1. April dieses Jahres hat Avatis, ein Beratungshaus für ERP und Geschäfts-Prozessmanagement in der Chemie- und Pharmaindustrie, seine operative Tätigkeit mit derzeit 55 Mitarbeitern an den Standorten Würzburg und Dortmund aufgenommen. Avatis-Vorstand Rainer Weissenberger spricht mit der CHEManager-Redaktion über die aktuellen Herausforderungen – für die Branche allgemein und das Unternehmen im Speziellen. Darüber hinaus wirft er einen ersten Blick zurück.
CHEManager: Herr Weissenberger, Avatis ist ein relativ junges Unternehmen. Was waren die wesentlichen Motive für die Gründung?
R. Weissenberger: Das Ziel war es, ein auf die Prozessindustrie zugeschnittenes Angebot für ERP und Geschäftsprozessoptimierung zu bieten. Um sicherzustellen, dass dieses Angebot tatsächlich dem Bedarf der Branche entspricht, wurde gemeinsam mit Prof. Amling, Vorsitzender des Aufsichtsrates und Professor für strategische Unternehmensführung an der Hochschule Leipzig, eine genaue Marktanalyse durchgeführt. Wir erarbeiteten, wie ein Beratungshaus aufgestellt sein muss, um langfristig in der Prozessindustrie erfolgreich zu sein und wo der Beratungsbedarf ist. Untersuchungsgegenstände waren aber natürlich auch pragmatische Dinge wie die Preisbildung.
Welche Erkenntnisse hat die angesprochene Marktanalyse denn konkret gebracht? Wo hat die Prozessindustrie in IT-Hinsicht Beratungsbedarf?
R. Weissenberger: Ein zentrale Herausforderung, vor der die Unternehmen der Prozessindustrie im gleichen Maß stehen – mittelständische genauso wie die kleineren Betriebsniederlassungen von Großkonzernen: Die Anforderungen an die Normenkonformität und regulatorischen Vorgaben werden von Jahr zu Jahr umfangreicher und komplexer. Viele Anforderungen, denen sich die einzelnen Fachabteilungen im Unternehmen gegenüber sehen, stehen mit anderen in Konflikt. So muss eine Rezeptur möglicherweise schnell angepasst werden – die vielfältigen Stoffverordnungen verhindern dann aber den Einsatz der modifizierten Zusammensetzung. An der Stelle stehen Flexibilität und Compliance gegeneinander. Schnell und effizient lösen kann das Problem beispielsweise ein ERP-System, das Zugriff auf die verschiedenen Daten hat. Eine Optimierung der Gesamtsituation eines Unternehmens kann deshalb nur aus der abteilungs- und zum Teil firmenübergreifenden Prozesssicht hergestellt werden. Dazu müssten die Systeme applikationsübergreifend integriert sein.
Die zweite ganz wichtige Herausforderung ist die Optimierung der Lieferkette, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass viele Unternehmen der Prozessindustrie international tätig sind. Der Informationsfluss entlang der gesamten Wertschöpfungskette gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Prozesse müssen transparent abgebildet werden, um effizient gestaltbar zu sein. Prozess-Transparenz und daraus folgend Prozess-Effizienz kann hergestellt werden, indem die Prozesse über IT-Systeme institutionalisiert werden. So lässt sich beispielsweise das Streckengeschäft über mehrere Währungen und Zeitzonen und die zugehörige Belegkette sicher und ohne Doppeleingaben abbilden. Die Informationen, welche Artikel oder Rohstoffe in welchen Lägern weltweit mit welcher Qualität zur Verfügung stehen, wären für viele Unternehmen schon heute wichtig. Wenn dann die Software die Parameter für Lieferbeschränkungen, Lieferzeiten oder andere mit sich führt, so dass im Reservierungsvorschlag und in der Disposition nur „erlaubte“ oder zu den Randbedingungen passende Artikel aufgeführt werden, werden die Prozesse schneller und fehlerärmer. Letztlich führt das zu verlässlichen Zusagen gegenüber den Kunden und eine höhere Liefertreue. Eine in dieser Branche – mit ihren ausgefeilten Lieferantenbewertungen – sehr bedeutende Kennzahl.
Welche Unternehmensgröße möchten Sie mit welchem Leistungsspektrum ansprechen?
R. Weissenberger: Wir beraten vor allem Unternehmen des Mittelstands bei operativen Prozessoptimierungen, konkret durch IT-gestützte Geschäftsprozessoptimierung und –automatisierung. In einem ersten Schritt bieten wir an, eine Analyse der IST- wie SOLL-Situation für das Unternehmen und die einzelnen Bereiche durchzuführen. Aus dem Ergebnis lässt sich der Beratungsbedarf ableiten, der in konkrete Maßnahmen übersetzt werden kann. Das gesamte Maßnahmenpaket ist an die Branche und auch an die Unternehmensgröße angepasst. Der Kern der Folgemaßnahmen liegt zumeist in den Bereichen Prozessmanagement und Business Software. Zum letzteren zählen wir ERP-Software und Business Intelligence- Lösungen. Konkret bieten wir Beratung zum Supply Chain Management, Prozessmanagement-Lösungen, ERP-Lösungen und BI-Lösungen auf einer einzigen Technologieplattform mit einem Maximum an Integration und Mittelstandsorientierung. Ein zweiter Schritt: Gemeinsam mit den Kunden unterziehen wir die Prozesse einer Risikoanalyse hinsichtlich der verschiedenen möglichen Gefahren und Normenvorgaben. Dadurch können die späteren Dokumentationspflichten genauer eingegrenzt und die Anforderungen an das Life-Cycle-Management auf das notwendige Maß begrenzt werden. Uns ist wichtig, dass unsere Kunden möglichst viele Kapazitäten für ihre Kernprozesse behalten, wo sie ihre eigentliche Wertschöpfung erzielen, und alle Aufwendungen für Steuerungs- und Supportprozesse so gering wie möglich halten.
In der Prozessindustrie ist der Mittelstand eine wesentliche Größe, viele Unternehmen sind international tätig. Wieso sollte sich ein mittelständisches Unternehmen aus der Prozessindustrie für die Beratung durch Avatis entscheiden?
R. Weissenberger: Durch unsere enge Zusammenarbeit mit Microsoft verfügen wir über umfangreiche Erfahrung – vor allem bei der Beratung zu Microsoft Dynamics, der für den Mittelstand am weitesten international verbreiteten Plattform. Durch ein internationales Partnernetzwerk in 53 Ländern mit insgesamt 168 Standorten können wir darüber hinaus in den meisten Fällen muttersprachlichen Vor-Ort-Support anbieten.
Wie fällt Ihre Bilanz nach gut einem halben Jahr Existenz am Markt aus? Hat sich das Konzept bewährt?
R. Weissenberger: Durchaus. Wir sind gut angenommen worden. Zu unseren Kunden zählen Lohnfertiger genauso wie Markenhersteller; lokal aktive Unternehmen und die internationalen Produktionsstandorte größerer Wirkstoffhersteller. Darüber hinaus erfüllen wir die Vorgaben eines Microsoft Gold Certified Partner, unsere neu entwickelte ERP-Lösung wurde von Microsoft offiziell zertifiziert und das erste Lieferantenaudit eines Pharmazeuten haben wir auch schon erfolgreich bestanden. Ein erstes Fazit fällt aber auch in einem ganz anderen Bereich durchweg positiv aus: Als wir mit dem Geschäftsmodell ‚Beratung und IT in den Feldern Prozessmanagement, ERP und BI für die Prozessindustrie‘ an den Start gegangen sind, haben wir natürlich qualifizierte Mitarbeiter gesucht, die Erfahrungen in diesem Bereich mitbringen. Der Zulauf war überraschend groß, weit größer als erwartet. Heute haben wir ein starkes Team von Branchen- und Systemspezialisten, sowohl in der Beratung als auch in der Software-Entwicklung. Aufgrund der Geschichte, die jeder Einzelne gerade im Hinblick auf das Microsoft Dynamics-Umfeld mitbringt, ist unsere Mannschaft nicht nur eine der größten, sondern auch der praxiserprobtesten im deutschsprachigen Raum. Besonders erfreulich: Viele Stellen ermöglichen eine Beteiligung am Unternehmen nicht nur, sie ist sogar ausdrücklich erwünscht. Wir wollen ein Umfeld schaffen, in das sich die Mitarbeiter aktiv einbringen und Verantwortung übernehmen können. Diese Möglichkeit nehmen viele Mitarbeiter wahr – eine Initiative, die uns optimistisch in die Zukunft schauen lässt.
Kontakt:
Wernher von Schrader
Avatis AG, Würzburg
Tel.: 0931/46 555-151
wschrader@avatis-ag.de
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