News

Auch SGL Carbon spürt Auswirkungen der Pandemie

Prognose für 2021: Umsatzerlöse zwischen 920 und 970 Mio. EUR

27.03.2021 - Die Corona-Pandemie hatte im Geschäftsjahr 2020 einen wesentlichen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung der SGL Carbon. Auch wenn die Produktion bei der SGL Carbon dank effektiver Hygiene- und Schutzmaßnahmen zu keinem Zeitpunkt heruntergefahren werden musste, war das Unternehmen mit einer deutlich reduzierten Nachfrage konfrontiert.

Während für das Berichtssegment Composites – Fibers & Materials (CFM) eine Nachfrageerholung zum Jahresende festzustellen war, hat sich die Nachfrage im Berichtssegment Graphite Materials & Systems (GMS) bis zum Jahresende nur wenig belebt. Der Konzernumsatz lag 2020 bei 919,4 Mio. EUR und damit um 15% unter dem Vorjahresniveau (2019: 1.086,7 Mio. EUR). Wegen einer Wertminderung bei CFM sowie durch Restrukturierungsaufwendungen betrug zudem das Nettoergebnis minus 132,2 Mio. EUR nach minus 90,0 Mio. EUR im Vorjahr.

Das EBIT vor Sondereinflüssen konnte die SGL Carbon jedoch unter anderem durch Einmaleffekte aus Grundstücksverkäufen und einer Ausgleichszahlung von Showa Denko, dem Käufer des ehemaligen Graphitelektrodengeschäfts, stabilisieren. Es verbesserte sich im Jahr 2020 leicht um 3,7% auf 50,2 Mio. EUR (Vorjahr: 48,4 Mio. EUR).

Auch operativ konnte das Unternehmen negative Auswirkungen der Corona-Pandemie teilweise ausgleichen, beispielsweise durch die Gewinnung von neuen Kunden im Windsektor oder auch durch eine Vielzahl bereits wirksamer Kosteneinsparungen. Das operative EBIT vor Sondereinflüssen und Einmaleffekten war dadurch mit 19,5 Mio. EUR zwar erwartungsgemäß rückläufig (Vorjahr: 46,6 Mio. EUR), lag aber dennoch leicht über den Erwartungen.

Der Free Cashflow der fortgeführten Aktivitäten konnte dagegen mithilfe von strengen Investitions- und Ausgabenbegrenzungen sowie Einmaleffekten sogar auf 73,7 Mio. EUR deutlich gesteigert werden (Vorjahr: -17,3 Mio. EUR). Zudem konnten die Nettofinanzschulden trotz der geleisteten Kaufpreiszahlung von 62 Mio. USD bzw. 51,4 Mio. EUR für den 49%-Anteil an der SGL Composites US (Carbonfaserwerk des ehemaligen Gemeinschaftsunternehmens mit BMW in Moses Lake) geringfügig reduziert werden auf 286,6. Mio. EUR (Vorjahr: 288,5 Mio. EUR).

Umfangreiches Restrukturierungs- und Transformationsprogramm über Plan

Das Unternehmen hat im Jahr 2020 eine grundsätzliche Transformation angestoßen. Um die Rentabilität deutlich zu steigern, verabschiedete der neue Vorstand der SGL Carbon bereits am 30. Oktober 2020 ein umfassendes Restrukturierungs- und Transformationsprogramm, das sowohl administrative Bereiche als auch die Geschäftseinheiten betrifft. Letztere sind seit Beginn des Jahres 2021 in vier homogen zugeschnittene Bereiche aufgeteilt. Die Zentralforschung und die zentrale Analytik wurden auf die vier neuen Geschäftsbereiche verteilt und die Produktionsstandorte den Geschäftsbereichen eindeutig zugeordnet. Diese neue Struktur erlaubt nun die Übertragung der vollen Gewinn- und Verlustverantwortung auf die Geschäftsbereichsleiter und damit eine bessere Steuerung der Einheiten mit Fokussierung auf Profitabilität. Das Programm beinhaltet darüber hinaus umfangreiche Einsparmaßnahmen sowie eine Vielzahl von Verbesserungsinitiativen für Produktion, Einkauf, Vertrieb und Verwaltung inklusive Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Unternehmenskultur. In Summe wurden mehr als 700 Einzelmaßnahmen definiert, die von ca. 300 Mitarbeitern weltweit vorangetrieben und verantwortet werden.

Damit sollen im Zuge der Umsetzung des Programms jährlich wiederkehrende Einsparungen in Höhe von mehr als 100 Mio. EUR bis zum Jahr 2023 (gegenüber dem Basisjahr 2019) realisiert werden. Neben umfangreichen Sachkosteneinsparungen ist auch ein möglichst sozialverträglicher Personalabbau von über 500 Mitarbeitern weltweit angestoßen worden. Für die Umsetzung der Einsparmaßnahmen werden insgesamt Kosten in Höhe von etwa 40 Mio. EUR erwartet. Im Geschäftsjahr 2020 wurden bereits 40 Mio. EUR der geplanten Einsparungen erzielt. Zudem waren schon Ende Dezember 2020 mehr als 50% des geplanten Stellenabbaus durch getroffene Vereinbarungen angestoßen.

Einordnungen des Vorstands

„Das Jahr 2020 wird in der Öffentlichkeit häufig als ‚verlorenes‘ Jahr bezeichnet. Auch wir haben durch eine geringere Nachfrage unserer Kunden Umsatzverluste hinnehmen müssen. Anstatt diese Situation zu akzeptieren, haben wir jedoch die Ärmel hochgekrempelt und unsere Firma von Grund auf erneuert. Auf unsere Teams und das Erreichte sind wir sehr stolz. Wir bedanken uns daher bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren enormen Einsatz in dieser herausfordernden Zeit. Allen Aktionärinnen und Aktionären danken wir für Ihre Geduld und ihr fortgesetztes Interesse an der SGL Carbon.“, sagt Vorstandsvorsitzender Torsten Derr.

„Wir haben uns im Krisenmodus bewährt und gleichzeitig eine Struktur geschaffen, in der wir profitable und besonders aussichtsreiche Geschäfte gezielter fördern können. Insgesamt ist die SGL Carbon durch die verbesserte Kostenstruktur stabiler. Hinzu kommt, dass wir bis 2023 keine wesentlichen Fälligkeiten aus bestehenden Finanzinstrumenten haben. Wenn sich die globale Wirtschaft wieder normalisiert, wird die SGL Carbon doppelt profitieren: unser Geschäft kommt zurück und das bei deutlich niedrigeren Kosten.“, ergänzt Thomas Dippold, Finanzvorstand der SGL Carbon.

Weitere Finanzkennzahlen

Das Zinsergebnis verbesserte sich um 15,3% auf minus 27,1 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahreswert von minus 32,0 Mio. EUR, vor allem aufgrund von geringeren Zinsaufwendungen für Pensionen. Des Weiteren hat sich das sonstige finanzielle Ergebnis von minus 6,9 Mio. EUR auf minus 2,3 Mio. EUR verbessert, vor allem, weil im Jahr 2019 Aufwendungen für den Rückkauf der Wandelanleihe das sonstige finanzielle Ergebnis belasteten. Damit lag das Finanzergebnis erwartungsgemäß deutlich besser als im Vorjahr, und zwar um 24,4% bei minus 29,4 Mio. EUR (Vorjahr: minus 38,9 Mio. EUR). Die Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen wurden im Berichtsjahr mit 55,8 Mio. EUR deutlich unterhalb der Prognose von rund 70 bis 80 Mio. EUR begrenzt (Vorjahresinvestition von 95,1 Mio.EUR).

Die frei verfügbaren liquiden Mittel erhöhten sich im Wesentlichen durch den positiven Free Cashflow abzüglich der Kaufpreiszahlung für den Erwerb der 49%-Anteils an der SGL Composites US an BMW auf 141,8 Mio. EUR zum Ende des Geschäftsjahres 2020 (Vorjahr: 137,1 Mio. EUR). Die Renditekennziffer ROCEEBIT der fortgeführten Aktivitäten der SGL Carbon hat sich von 3,9% auf 4,5% verbessert, insbesondere wegen des niedrigeren gebundenen Kapitals.

Prognose

Nach dem starken wirtschaftlichen Einbruch im Jahr 2020 gehen wir davon aus, dass das Geschäftsjahr 2021 von einer moderaten Erholung geprägt sein wird. Die Umsatzerlöse sollten über dem Vorjahresniveau (2020: 919,4 Mio. EUR) in der Spanne zwischen 920 und 970 Mio. EUR liegen. Für das bereinigte EBITDA erwarten wir eine Verbesserung auf 100 bis 120 Mio. EUR (2020: 92,8 Mio. EUR). Hier werden sich insbesondere Einsparungen aus den eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen positiv widerspiegeln. Nach einem Konzern-Jahresfehlbetrag der fortgeführten Aktivitäten von 132,9 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2020, der primär auf Wertminderungen bei CFM und die Restrukturierungsaufwendungen zurückzuführen ist, dürfte sich das Nettoergebnis (fortgeführte Aktivitäten) im Jahr 2021 deutlich verbessern und im Bereich zwischen minus 20 Mio. EUR und einem ausgeglichenen Ergebnis liegen.

Kontakt

SGL Carbon SE

Söhnleinstraße 8
65201 Wiesbaden
Deutschland

+49 611 6029-0