20. Deutscher Gründerpreis: Zum Jubiläum steht Nachhaltigkeit im Mittelpunkt
14.09.2022 - Die Jubiläumsausgabe des Deutschen Gründerpreises am 13. September 2022 im ZDF-Hauptstadtstudio war gleichermaßen Rückschau auf das Who’s who der Deutschen Wirtschaft als auch Ausblick auf junge Unternehmen, die Deutschlands Zukunft gestalten.
Nachhaltigkeit siegte bei der Verleihung des bedeutenden deutschen Wirtschaftspreises, der zum 20. Mal vergeben wurde. Die Gründerinnen von Traceless Materials aus Hamburg nahmen den Preis in der Kategorie StartUp für die Entwicklung eines Bio-Granulats aus Getreide-Abfall entgegen, das Kunststoff ersetzt. Osapiens aus Mannheim wurden als Aufsteiger für ihre B2B-Softwarelösungen, die eine digitale Grundlage für nachhaltigere Lieferketten schaffen, auszeichnet. Der Deutsche Gründerpreis wird jährlich von den Partnern Stern, Sparkassen, ZDF und Porsche verliehen. Für sein Lebenswerk wurde Badezimmer-Visionär Klaus Grohe ausgezeichnet. Den seltenen Sonderpreis verliehen die Partnervertreter des Deutschen Gründerpreises an Tatjana Kiel und ihre Initiative #WeAreAllUkrainians. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt den Deutschen Gründerpreis.
Die Hamburgerin Anne Lamp hat der weltweiten Plastikverschmutzung den Kampf angesagt. Gemeinsam mit Johanna Baare lässt sie einen Bio-Traum Realität werden: Ein Abfallprodukt, das selbst schon bio ist, wird umweltschonend weiterverarbeitet und ersetzt ein Problemprodukt: Getreidereste statt Plastik! Verfahrensingenieurin Lamp hat einen Stoff erfunden, der in vielen Bereichen der Konsumgüter-Herstellung Plastik ohne großen Aufwand ersetzen kann. Das „Traceless“-Granulat lässt sich praktisch wie Kunststoff-Granulat verarbeiten, besteht aber nicht aus Erdöl, sondern aus Getreide-Abfall. Die Jury entschied, den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie StartUp auch deshalb an Traceless Materials aus Hamburg zu verleihen, weil „Sie kein Unternehmen auf die Beine stellen wollen, das keine Rücksicht nimmt, sondern eines, das Verantwortung übernimmt, das einen positiven Impact auf die Welt hat.“ Mitgründerin Anne Lamp: „Der Drang und die Ungeduld, etwas verändern zu wollen, hat mich zum Gründen quasi getrieben. Ich kann nur dazu ermutigen, diesen Schritt zu gehen, denn: auf getrampelten Pfaden gibt es kaum Veränderung.“
Die Osapiens-Gründer Alberto Zamora, Stefan Wawrzinek und Matthias Jungblut haben Software-Lösungen entwickelt, die Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette sammeln – vom Rohmaterial über das fertige Produkt bis zum Verkauf an den Endkunden, ebenso über Ereignisse außerhalb des Produktionsprozesses. All diese Informationen und deren von KI-gestützte Beurteilung helfen, nicht nur besser, sondern auch nachhaltiger, zeit- und kostensparender zu planen. Die Gründerpreis-Jury entschied, den Preis in der Kategorie Aufsteiger an das Gründerteam aus Mannheim zu verleihen, weil „Sie eine neue Lösung für ein globales Problem gefunden haben: Transparenz und Risikomanagement bei Lieferketten machen Sie für Unternehmen denkbar einfach. Und damit haben Sie großen Erfolg!" Schon jetzt sei Osapiens für rund 200 Unternehmen aus mehr als 40 Ländern im Einsatz. „Es ist eine unglaubliche Ehre für uns diesen Preis zu erhalten für ein Thema, das uns schon so lange beschäftigt und das gesamtwirtschaftlich so eine riesige Bedeutung erlangt hat“, so Gründer Stefan Wawrzinek.
Jeweils drei Unternehmen sind Finalisten des Deutschen Gründerpreises in den Kategorien Aufsteiger und StartUp. Dazu gehörten in diesem Jahr als Aufsteiger auch die Appinio aus Hamburg, deren Marktforschungs-App mit einer völlig neuen Methodik, Social-Media-Mechanismen und einer ordentlichen Portion Entertainment schneller bessere Daten als Wettbewerber gewinnt, sowie die Schüttflix aus Gütersloh, deren App für Schüttgüter, Transporte und Entsorgung die Logistik in der Baubranche modernisiert.
Als StartUp in die Finalrunde eingezogen war Additive Drives aus Dresden, die mit ihrem 3D-Druck-Verfahren für Elektromotoren Autoherstellern weltweit hilft, ihre Produkte zu verbessern, sowie die Aleph Alpha aus Heidelberg, deren Modell für künstliche Intelligenz es wie kein zweites versteht, logische Zusammenhänge von Text, aber auch von Bildinhalten, zu interpretieren.
Design-Aficionado Klaus Grohe ist einer der Vordenker internationaler Badkultur. Seine Ideen wurden weltweit zum Standard in Badezimmern, Armaturen und Brausen tragen seinen Namen. Seit den 1980er Jahren macht er zudem umweltbewusstes Denken und Handeln zur Maxime in der Produktentwicklung und -fertigung. Mit einem Öko-Pionier am Steuer versteht sich das Schwarzwälder Sanitärunternehmen als „Anwalt des Wassers“. Was aus Heimatliebe entsteht, wird zum „grünen“ Maßstab in der Branche. Der geniale Kopf von Hansgrohe wurde mit dem Deutschen Gründerpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. „Sie haben aus dem gut aufgestellten Schwarzwälder Familienunternehmen für Sanitärprodukte einen Global Player gemacht, indem Sie von Anfang an alles Konventionelle erstmal in Frage stellten“, so die Gründerpreis-Jury: „Was andere immer schon so gemacht haben, das konnte für Sie nicht die beste Lösung sein. Sie sind nicht nur ein Vordenker. Sie haben immer auch vorgemacht, wovon Sie überzeugt waren und sind damit für viele Gründerinnen und Gründer ein Vorbild!“ Stellvertretend für den erkrankten Klaus Grohe nahm Sohn Richard die Auszeichnung entgegen: „Mein Vater freut sich unheimlich über die Auszeichnung. Dass die Anerkennung für unsere Arbeit aus ganz Deutschland über die ,Schwarzwälder Wipfel‘ zu uns ins Kinzigtal kommt, das finden wir alle im Unternehmen ganz toll.“
Früher hat Tatjana Kiel die Boxkämpfe der Klitschko-Brüder geplant, heute steht sie im übertragenen Sinn selbst im Ring und kämpft für Ukrainerinnen und Ukrainer: Die Geschäftsführerin von Klitschko Ventures hat gleich zu Beginn des Krieges mit Wladimir Klitschko die Initiative #WeAreAllUkrainians gegründet. Aus Hamburg organisiert sie Hilfsmaßnahmen und -projekte für die Opfer des russischen Angriffskriegs. Dafür zeichneten die Partner des Deutschen Gründerpreises – Stern, Sparkassen, ZDF und Porsche – die Hilfsaktion #WeAreAllUkrainians und ihre Initiatorin mit dem Sonderpreis der Partner des Deutschen Gründerpreises aus. „Sie haben über Nacht eine der wichtigsten und bedeutendsten Hilfsorganisationen für die Ukraine aufgebaut“, so die Jury: „Sie haben abertausende Tonnen Hilfsgüter zusammengetragen und Ihre Kontakte und die von Wladimir Klitschko genutzt und von vielen Unterstützung bekommen. Ihre Hilfe war nur möglich, weil sie in kürzester Zeit eine Organisation aufgebaut haben, die strukturiert ist wie ein perfektes Unternehmen. Das ist eine ganz besondere Gründerleistung. Dutzende Mitstreiter, hunderte Transporte, tausende Tonnen Hilfsgüter. Und kein Ende in Sicht.“
Wladimir Klitschko war in einem Video-Einspieler aus Kyiv voll des Lobes für seine Unterstützerinnen und Unterstützer aus Hamburg: „Was wir brauchen, ändert sich ständig. Wir erkennen hier vor Ort den Bedarf, das Team in Hamburg geht in die Umsetzung. Das Zusammenspiel macht den Unterschied! Danke, dass die Unterstützung des Netzwerks von #WeAreAllUkrainians so stark ist. Keep On Punching!“ Tatjana Kiel verwies in ihren Dankesworten auf einen essenzielen Aspekt ihrer Arbeit: „Ausdauer ist besonders wichtig, einmal mehr aufstehen als liegenbleiben, denn: Auch aufs Gesicht zu fallen ist eine Vorwärtsbewegung.“
Der Deutsche Gründerpreis für Schüler war bereits am 23. Juni 2022 verliehen worden. Im ZDF-Hauptstadtstudio wurde das Siegerteam VoltVoyage von der Internatsschule Schloss Hansenberg in Geisenheim bei Darmstadt vom Parlamentarischen Staatssekretär Michael Kellner gewürdigt. Die sechs Jugendlichen entwickelten ein Konzept für ein vereinfachtes und klimafreundliches Laden von E-Bikes. Kellner: „Im Team von VoltVoyage haben sich Freundinnen und Freunde gefunden, die aus der Schule eine Innovationsschmiede gemacht haben. Wenn dabei Konzepte entstehen, die sich mit nachhaltigen Lösungen zum Schutz unserer Umwelt und Zukunft beschäftigen, dann freut mich das natürlich ganz besonders. Wir brauchen die unverbrauchten, frischen Ideen der jungen Gründerinnen und Gründer.“
Der Deutsche Gründerpreis ist einer der renommiertesten Wirtschaftspreise in Deutschland. Das liegt ganz wesentlich auch an dem namhaft besetzten Kuratorium, das einem Who’s who der deutschen Wirtschaft gleichkommt und dessen Mitglieder die Finalisten und Gewinner des Deutschen Gründerpreises zum Teil jahrelang beratend begleiten. Unter den 31 Kuratoriumsmitgliedern sind so erfolgreiche Unternehmer wie Willy Bogner, Heinrich-Otto Deichmann, Claus Hipp, Maximilian Hugendubel, Roland Mack (Europa-Park), Friedrich von Metzler, Michael Otto, Götz E. Rehn (Alnatura), Alfred Theodor Ritter, Annette Roeckl, Jörg Sennheiser, Klaus Fischer (Fischer-Dübel) und Reinhold Würth. Aus diesem Kreis kommen die Mentoren, die jährlich die sechs Finalisten des Deutschen Gründerpreises unterstützen. Ein Rückblick auf 20 Jahre Deutscher Gründerpreis – eine durchaus positive Gründungsbilanz.
Dirk Biskup, Mitgründer der CeGat, heute einer der weltweit führenden Anbieter von Gen-Analysen, erinnert sich an seinen Gewinn des Deutschen Gründerpreises: „Wir hatten ganz tolle Ideen, aber kein Mensch kannte uns und wir hatten alle Startkrankheiten, die man als Start-up-Unternehmen durchmachen kann.“ Ludwig Georg Braun nahm sich dem jungen Unternehmen an, eine strategische Partnerschaft mit der B. Braun Melsungen gab dem jungen Start-up einen deutlichen Schub. Mitgründerin Saskia Biskup: „Wir wachsen noch immer ganz deutlich – stets mit dem Ziel, die Diagnostik und die Therapie für Patienten besser zu machen.“
Jan Bredack, Gründer des Vegan-Lebensmittel-Herstellers Veganz Group: „Der Deutsche Gründerpreis war für uns ein riesiger Meilenstein, weil wir dadurch für die Industrie wahrnehmbar wurden.“ Das ist auch der Unterstützung des ehemaligen Gründerpreis-Kuratoriums-Mitglieds Götz Werner (dm drogerie-markt) zu verdanken, der für Bredack Berater, Begleiter, „Möglichmacher“ und unternehmerischer Freund geworden war. „Er war Vorreiter eines neuen Wertesystems in der Unternehmensführung und damit für mich ein großes Vorbild“, so Bredack.
Willi Bruckbauer gewann mit seiner BORA Lüftungstechnik den Deutschen Gründerpreis für die Idee, den Dunst in der Küche nicht nach oben, sondern in die Herdoberfläche hinein abzusaugen. Innerhalb von 15 Jahren hat er eine Weltmarke geschaffen. Der Deutsche Gründerpreis war der Startschuss für die Erfolgsgeschichte: „Unser Unternehmen hat sich anfangs sechs Mal verdoppelt und wir sind auch danach mit guter Performance stetig weiter gewachsen.“
Matthias Henze ist Gründer des Webservice-Anbieters Jimdo und gewann den Deutschen Gründerpreis vor sieben Jahren: „Die Auszeichnung hat uns viel Aufmerksamkeit gebracht, vor allem aber die wunderbare Patenschaft von Alfred Theodor Ritter.“ Der vor allem durch „Ritter Sport“-Schokolade bekannte Unternehmer habe sehr dabei geholfen, die Jimdo-Marke aufzubauen, zudem habe die Patenschaft sehr zur eigenen Professionalisierung beigetragen. Inzwischen ist Henze selbst Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Gründerpreises, denn: „Die Nachwuchsförderung liegt mir selbst sehr am Herzen.“
Nicht nur für die Gewinner, sondern für alle Finalisten übernehmen Mitglieder des Kuratoriums des Deutschen Gründerpreises über einen Zeitraum von zwei Jahren Patenschaften und stellen ihr Know-how und ihre Erfahrungen zur Verfügung. Zudem erhalten alle Finalisten Zugang zum Netzwerk des Deutschen Gründerpreises und eine individuelle, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Beratung durch die Porsche Consulting sowie ein Medientraining beim ZDF.
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