Venture Team Facellitate ermöglicht neue Wege in der Life Science Forschung
BASF Startup Inkubator feiert zweijähriges Bestehen
Genau zwei Jahre nach der Gründung der Chemovator bringt das erste Lifescience Venture Team „Facellitate“ eine Produktlinie auf den Markt. Biofloat sind Oberflächenbeschichtungen für Labormaterialien in der Zellforschung. Der Vorteil: Die Zellen können unter Bedingungen heranwachsen, die denen Ihrer natürlichen Umgebung ähneln. Die Laborergebnisse sind dadurch zuverlässiger und reproduzierbarer als bisher. „Auf lange Sicht ermöglicht dies die Vorhersehbarkeit und Effizienz präklinischer Zellkulturmodelle zu erhöhen, Tierstudien zu reduzieren und letztlich die hohen Kosten für Forschung, Arzneimittelentwicklung und toxikologische Untersuchungen zu senken.“ erklärt Véronique Schwartz, Teamleiterin von Facellitate und Spezialistin für Polymerchemie. Die neuen Beschichtungen wurden für den Einsatz in verschiedenen Bereichen der biomedizinischen Forschung wie Toxikologie, Stammzell-, Krebs- und Arzneimittelforschung entwickelt.
Nachstellung der natürlichen Zellumgebung
„Säugetierzellen wie Krebs-, Stamm- oder Primärzellen dienen als grundlegende Forschungsmodelle, wenn es darum geht, biologische Prozesse, Krankheitsmuster und Wechselwirkungen mit Medikamenten zu untersuchen. Allerdings werden diese Zellen bisher unter Bedingungen kultiviert, die nicht ihrer natürlichen Umgebung entsprechen“, so Schwartz. Durch die damit verbundene eingeschränkte Verlässlichkeit von Zellkulturmodellen wird das Potenzial der biomedizinischen Forschung begrenzt.
„Unsere Mission ist es, durch die neuartige Beschichtung eine Umgebung für das Zellwachstum zu schaffen, die den Bedingungen im menschlichen Körper ähnelt.“, erläutert Schwartz. Dies wird mit Hilfe einer synthetischen Polymerbeschichtung erreicht, auf der die Zellkulturbedingungen eingestellt werden.
Die Oberflächenbeschichtungen werden einfach auf Verbrauchsmaterialien wie Mikrotiterplatten, Laborbehälter oder Zellkulturflaschen aufgetragen. Die Biofloat-Technologie schafft eine hochdefinierte und zellabweisende Oberfläche, die sich an die Form der Verbrauchsmaterialien anpasst. Durch inerte Polymere können Zelllinien in einem dreidimensionalen Raum wachsen und sich zu gleichmäßigen multizelluären Sphäroiden ausformen. Bei traditionellen zwei-dimensionalen Zellkulturmethoden können sich Zellen nur auf der flachen Oberfläche von Labormaterialien ausbreiten.
Vom Labor zur Marktreife
Die Entwicklung der neuen Beschichtung begann im Forschungsbereich Advanced Materials & Systems der BASF. Mit der verheißungsvollen Idee bewarben sich die Forscher erfolgreich beim neugegründeten „Chemovator“ und zogen als erstes Venture Team in die Mannheimer Räumlichkeiten ein. Seit 2018 wird das Forscherteam im Chemovator bei der Entwicklung eines passenden Geschäftsmodells unterstützt. „Im geschützten Umfeld des Chemovators hatten wir die Möglichkeit, unsere Geschäftsidee zu testen und mit potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Außerdem war es möglich, nicht nur mit BASF-Experten, beispielsweise aus der Toxikologie und der Materialforschung zusammenzuarbeiten, sondern auch mit unseren externen Kollaborationspartnern, Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Polymerforschung am Max Bergmann Zentrum für Biomaterialien oder erfahrenen externen Unternehmern aus dem Chemovator Netzwerk.“, sagt Tobias Mentzel, Venture Team Mitglied und Experte im Bereich Biotechnologie und Arzneimittelentwicklung.
Chemovator unterstützt rasche Entwicklung am Markt
Und die Entwicklung geht weiter: Facellitate ist bereits damit beschäftigt, die nächste Produktlinie zu entwickeln. „Es begeistert mich, wie schnell es ein Forschungsthema vom Labor zur Marktreife schafft. Wir haben im Chemovator gemeinsam mit unserem ersten Venture Facellitate viel lernen und weiterentwickeln können. Das Unternehmen steht nun kurz vor Ende des auf bis zu zwei Jahren ausgelegten Programms und wird somit bald regulär aus dem Inkubator ausziehen. Der freigewordene Platz schafft dann wieder Kapazität für eine neue innovative Idee.“, betont Markus Bold, Geschäftsführer der Chemovator.
Chemovator hat seit der Gründung vor zwei Jahren ein Portfolio von 11 Venture Teams aufgebaut. Diese werden zu investierbaren und skalierbaren Geschäftsmöglichkeiten entwickelt.