Chemie-Tarifrunde Baden-Württemberg: Umdenken und mehr Differenzierung notwendig
01.04.2012 -
Die Chemie-Arbeitgeber in Baden-Württemberg fordern in der Chemie-Tarifrunde 2012 ein Umdenken: „Wir müssen die demografische Herausforderung bewältigen. Wir stellen Arbeitszeitgrenzen und starre Rahmen deshalb ganz bewusst infrage", so Thomas Mayer, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Chemie Baden-Württemberg e.V. (agvChemie). Die Forderung der Chemie-Gewerkschaft über 6 % mehr Entgelt lehnen die Chemie-Arbeitgeber ab. „2012 ist die Lage für die Chemie unsicher. Da müssen wir ganz gezielt um einen realistischen Abschluss verhandeln", so Mayer. Ziel sei, die Leistungsfähigkeit der Unternehmen im internationalen Wettbewerb und damit die Arbeitsplätze zu sichern. Langfristig gehe es sogar um die Frage ganzer Standorte.
Wirtschaftliche Lage: Unsicherheiten berücksichtigen
Die Exportquote der chemischen Industrie in Baden-Württemberg liegt bei 58 % . Daher sind die Unsicherheiten der wirtschaftlichen Entwicklung 2012 durch die konjunkturelle Abschwächung und die EU-Schuldenkrise besonders groß. Hinzu kommt der mit fast 40 % Anteil besonders ausgeprägte Pharmasektor im Land. Seine Entwicklung wird seit mehreren Jahren durch die Gesundheitspolitik stark beeinträchtigt.
Demografie: Fachkräfte länger in Arbeit halten
Der 6-% -Forderung der Chemie-Gewerkschaft setzen die Arbeitgeber ihre Forderung nach flexiblen und differenzierten längeren Arbeitszeiten entgegen. „Wir brauchen einen Mentalitätswandel: nur so können wir gemeinsam die Zukunft unserer Unternehmen gestalten", sagte Chemie-Hauptgeschäftsführer Thomas Mayer. In der Chemie in Baden-Württemberg sind fast ein Drittel der Mitarbeiter älter als fünfzig Jahre. Diese erfahrenen Fachkräfte müssen länger im Job gehalten werden. „Schon jetzt sorgen die Unternehmen dafür, dass die Mitarbeiter länger arbeiten können, beispielsweise durch Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements", so Thomas Mayer. Der agvChemie-Hauptgeschäftsführer weiter: „Wir können die älteren Mitarbeiter nicht mehr automatisch in die Altersfreizeit oder gar in die Altersteilzeit gehen lassen". Tarifliche Regelungen sehen bislang pauschale Verkürzungen der Wochenarbeitszeit um bis zu dreieinhalb Stunden vor (Regelarbeitszeit derzeit 37,5 Stunden). „Leistungsfähige jüngere Mitarbeiter, die engagierte Ziele verfolgen, sollten ihre Erfahrungs- und Verdienstpotentiale nicht auf 37,5 Stunden in der Woche begrenzen müssen", so Thomas Mayer.