Carpus Prozess Experten: Innovation bei der Fabrikplanung
08.12.2011 -
Carpus Prozess Experten: Innovation bei der Fabrikplanung
Mit dem neu gegründeten Unternehmen Carpus Prozess Experten hat Carpus + Partner einen spezialisierten Ingenieurdienstleister für das Consulting und die Fabrikplanung in den prozessorientierten Industrien geschaffen. Die Carpus Prozess Experten haben 30 Mitarbeiter und sind in Aachen und Frankfurt/Hattersheim lokalisiert. Seine Kunden findet das Unternehmen bevorzugt in den Life Science- und Hightech- Industrien. CHEManager sprach mit den beiden Geschäftsführern Eberhard Münch und Norbert Schönbrod über die Aufgaben und Zielsetzungen des Unternehmens. Die Fragen stellte Dr. Dieter Wirth.
CHEManager: Herr Schönbrod, warum hat Carpus + Partner die neue Tochtergesellschaft als eigenständiges Unternehmen ins Leben gerufen?
Norbert Schönbrod: Die Carpus Prozess Experten können besser agieren, wenn sie nicht der Generalplanung zugerechnet werden. Häufig bearbeiten wir Fragestellungen unserer Kunden in frühen Phasen, in denen es nicht um Investitionsentscheidung geht, also ein Generalplanungsteam noch nicht eingebunden werden muss. Wir sind jetzt für diese Kunden besser erkennbar und direkt ansprechbar. Dazu kam die Wachstumsstrategie von Carpus + Partner verbunden mit dem Plan, seine Geschäftszweige in neuen Unternehmen abzubilden. So kam es jetzt zur Ausgründung der Carpus Prozess Experten, die diese Kompetenz als eigenständiges Unternehmen im Verbund mit der Muttergesellschaft besser erkennbar vermarkten soll.
Eine ähnliche Situation wie im Prozessanlagenbau gab es auch beim Bau von Labor- und Forschungsgebäuden, die vor wenigen Wochen zur Ausgründung der Carpus Labor Experten mit Sitz in Bonn geführt hat. Letztere wenden sich als Spezialisten dem Bau von Labor- und Forschungsgebäuden zu.
CHEManager: Wie viele Mitarbeiter hat Ihr Unternehmen? Warum haben Sie den Firmensitz Frankfurt gewählt?
Norbert Schönbrod: Wir haben zur Zeit 20 Mitarbeiter am Hauptsitz von Carpus + Partner in Aachen und in naher Zukunft 10 weitere hier in Frankfurt/ Hattersheim, zusammen also 30 Mitarbeiter, die sich mit der Prozess- und Anlagenplanung und dem Consulting für die Anlagen- bzw. Fabrikplanung beschäftigen. Unsere Mitarbeiter sind fast durchweg spezialisierte und erfahrene Ingenieure für die verschiedenen Planungs- und Projektaufgaben im Prozessbereich. Wir selbst sehen uns als Berater und Experten bei der Entwicklung und Gestaltung zukunftsorientierter Produktionsprozesse. In dieser Hinsicht ist unser Name Carpus Prozess Experten unser Programm.
Eberhard Münch: Der Standort Frankfurt war uns besonders wichtig, da viele unserer industriellen Großkunden hier präsent sind. Derzeit bearbeiten wir fünf Projekte hier in der Nähe – das spart uns wie auch den Kunden wertvolle Zeit. Außerdem ist die Anbindung an den süddeutschen Raum von hier aus leichter. Die Nähe zum Flughafen ist ebenfalls ein Vorteil bei unseren internationalen Projekten.
CHEManager: Herr Münch, internationale Projekte ist ein gutes Stichwort: Wie groß ist der Aktionsradius ihres Unternehmens?
Eberhard Münch: Generell sind die Aufgaben unserer Kunden unser Maßstab. Wir sind in der Vergangenheit regelmäßig mit Studien oder Generalplanungsprojekten für Chemie-, Pharma- oder auch Lebensmittelhersteller befasst gewesen, die meist von deutschen Auftraggebern im Ausland realisiert wurden. Als Generalplaner haben wir diese Projekte dann mit lokalen Partnern umgesetzt. In diesem Sinne bieten wir unsere Leistungen global an.
In diesem Jahr haben wir ein Sterilprojekt in den Niederlanden für einen Getränkehersteller umgesetzt und eine Konzeptstudie für ein schweizer Pharmaunternehmen erstellt. Derzeit bearbeiten wir ein Anlagenbauprojekt in Korea für ein deutsches Unternehmen aus der Chemiebranche.
CHEManager: Worin besteht die besondere Kompetenz Ihres Unternehmens, die sie von Ihren Wettbewerbern unterscheidet?
Eberhard Münch: Durch den Firmenverbund mit Carpus + Partner können wir für unsere Kunden sehr schnell das Generalplaner Know-how abrufen. Wenn also Projekte im Rahmen unserer Beratung entstehen, kommen wir zur Planung und auch Abwicklung unmittelbar an die nötigen Fachleute heran. Auf diese Weise bekommen die Kunden nicht nur unser Expertenwissen, sondern auch die Sicherheit, dass die Projekte effizient durchgeplant und möglichst schnell und kostensicher realisiert werden können. Genau dieses Zusammenspiel von Expertentum und ganzheitlichem Know-how ist in der Life-Science-Branche einzigartig.
Norbert Schönbrod: Auch in den Planungstools heben wir uns deutlich von unseren Mitbewerbern ab. Zusammen mit der RWTH Aachen haben wir eine CAVE-Software entwickelt, die es erlaubt, die computerbasierten Planungsdaten der verschiedenen Softwaresysteme in einem begehbaren 3D-Modell darzustellen. Dieses virtuelle Fabrikgebäude beinhaltet alle Produktionsanlagen, die Gebäudetechnik, die Inneneinrichtung und auch die Labors. So kann der Betreiber in seiner zukünftigen Fabrik gewissermaßen spazieren gehen.
Das ist nicht nur deshalb nützlich und sinnvoll, weil es auf seitens der Auftraggeber bzw. Betreiber immer weniger Personen gibt, die mit 2D-Ansichten eine Vorstellung der Anlage oder des Gebäudes gewinnen können. Ein weiterer Nutzeffekt ist, dass wir so auch Kollisionsprüfungen aller Gebäude- und Anlagenteile durchführen können – und nicht nur Prüfungen, ob innerhalb des jeweiligen CAD-Modells Kollisionen bestehen.
CHEManager: Sehen Sie neue Trends in der Prozessgestaltung der Life Science-Branche?
Eberhard Münch: Wir haben stets ein wachsames Auge auf die Veränderungen der Branche. Die Fortschritte in der Forschung sind im Life Science- Bereich dramatisch. Sehen sie nur die rasanten Entwicklungen in der Gentechnik. Nur indem wir Fühlung halten mit Zukunftsthemen, können wir nachhaltig beraten. Aus diesem Grund ist uns der Kontakt zu verschiedenen Hochschulen besonders wichtig. Der akademische Wissentransfer in die Praxis und das Feedback zurück in die Universitäten hat sich für beide Seiten als wertvoll erwiesen. Mit dem Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen sowie den Fachhochschulen Sigmaringen und Detmold veranstalten wir regelmäßig Seminare und Vorlesungen.
Es gibt eine Reihe von Studenten, die bei uns ihre Diplom- und Doktorarbeiten schreiben. Auch im Austausch mit den Hochschulen haben wir den Anspruch, interdisziplinär und mit dem Schwerpunkt auf der Prozessplanung zu wirken. Umgekehrt profitieren wir vom hohen akademischen Niveau und den innovativen Themenstellungen. Jüngste praktische Ergebnisse aus dieser Zusammenarbeit sind beispielsweise Methoden zur Integration zukunftsweisender Trends in die Produktionsumgebung. So haben wir für hochaktive Medikamente, Blutplasma und biotechnologische Wirkstoffe Verfahren erarbeitet, die sowohl innovativ als auch prozessoptimiert sind.
CHEManager: Anfangs erwähnten sie die Hightech- Industrie als Zielgruppe. Wie sehen die Konzepte der Carpus Prozess Experten in diesem Feld aus?
Norbert Schönbrod: Wir suchen immer wieder die Randbereiche der Branchen und finden dort Aufgabenfelder. Nehmen wir beispielsweise die hochpräzisen Fertigungen in der Medizintechnik, Optronik oder kunststoffverarbeitenden Industrie. Diese Branchen sind nicht GMP-reguliert, haben aber ebenso hohe Reinheits-Erfordernisse im Produktionsprozess. Dort kann ein fruchtbarer Transfer von Knowhow aus der Life Science Industrie greifen. Man muss nur eins und eins zusammen zählen und den Kunden zugänglich machen.
Genau das tun die „Prozess Experten“. Wir können unser Konzept in der so genannten Hightech-Industrie zielgenau anwenden. Nehmen Sie hier den wachsenden Markt der Flüssigkristalle oder die Optronik und Medizintechnik. Nicht zu vergessen sind in diesem Kontext auch die Hersteller von Solarzellen oder Computerchips. Dabei will ich noch einmal die Vorteile betonen, den wir im Verbund mit Carpus + Partner haben: In Konzeption, Planung und Realisation können wir unseren Kunden den Blick über den Tellerrand ermöglichen. Wir denken im Gesamtprozess und unsere Lösungen stehen nicht in der Gefahr, unpraktikabel zu sein. Wir liefern unseren Kunden also nicht bloß das erwünschte Verfahren, sondern den maßgeschneiderten Prozess, der ganzheitlich gedacht ist und von der ersten Idee bis zur Schlüsselübergabe reichen kann.
CHEManager: Mit welchen Projekten sind Sie derzeit beschäftigt?
Eberhard Münch: Eines unserer größeren Projekte führen wir derzeit bei Boehringer Ingelheim in Ingelheim durch. Dort wird für insgesamt rund 65 Mio. € eine neue Produktionsanlage für den Thrombinhemmer Dabigatran errichtet. Dabei wird das alte Produktionsgebäude für Purine von Grund auf umgebaut. Seit Mai 2006 unterstützen wir dabei das Team von Boehringer Ingelheim bei der Integration der Anlagen in die Produktionsprozesse.
Die Maßnahmen umfassen drei Haupt-Prozessanlagen, die Lösemittelversorgung aus dem Tanklager, eine Abluftaufbereitungsanlage und die Rohrleitungsführung auf dem Werksgelände. Herzstück des Gebäudes wird ein gut zehn Meter hoher Wirbelschichtcoater sein, der sich über drei Stockwerke erstreckt. Die Fertigstellung des Gebäudes ist für Mitte des kommenden Jahres vorgesehen, damit der neue Betrieb ab Mitte 2009 produktionsbereit ist.
Ein weiteres aktuelles Projekte ist der Bau eines neuen Produktionsgebäudes für die Hameln Pharmaceuticals in Hameln, das Anfang 2008 in Betrieb gehen soll. Der pharmazeutische Lohnhersteller investiert dabei in einem ersten Schritt rund 30 Mio. € in eine neue sterile, aseptische Produktionsstätte, vor allem in die Sterilfertigung von flüssigen Arzneimitteln, und will damit seine bisherige Produktionskapazität verdoppeln. Ein Projekt, auf das wir besonders stolz sind, führen wir derzeit im Universitätsklinikum Düsseldorf durch – den Neubau einer Krankenhausapotheke mit einer kleinen, zum Teil sehr anspruchsvollen GMP-gerechten Arzneimittelproduktion.
CHEManager: Warum sind Sie darauf so stolz?
Eberhard Münch: Weil wir uns bei diesem Projekt mit unserer ganzheitlichen Planungs-Kompenetz im Hintergrund gegen die etablierten Krankenhausspezialisten durchgesetzt haben. Wir konnten in diesem Projekt sowohl die Prozessplanung als auch die Bereiche Architektur, Gebäudetechnik, Labor, Logistik sowie die Projektabwicklung anbieten und haben damit den Auftraggeber überzeugt.
CHEManager: Können Sie dieses Projekt kurz skizzieren?
Eberhard Münch: Wir planen und errichten eine Universitätsapotheke mit einer Fläche von rund 5.000 m², davon ein Fünftel als GMP-Bereiche. Im Gebäude wird es eine klare Trennung der Funktionsbereiche geben, also von Technik, Analytik und Verwaltung im Untergeschoss, Offizin/Logistik mit Kommissionieranlagen und Herstellung Zytostatika im Erdgeschoss sowie GMP-Herstellung steriler und nicht-steriler Arzneimittel und klinischem Dienstleistungszentrum im Obergeschoss. Wir arbeiten dabei auch mit zwei Projektpartnern zusammen, mit Imtech Düsseldorf für die TGA-Gewerke und Lindner Reinraumtechnik für den Innenausbau – und das hat sich auch als sehr positiv herausgestellt.
CHEManager: Wo wollen Sie mit den Carpus Prozess Experten in einem Jahr stehen?
Norbert. Schönbrod: Wir wollen weiter wachsen und neben der Prozesstechnik hier in Frankfurt die Technische Gebäudeausrüstung mit Schwerpunkt auf GMP-regulierte Industrien etablieren.