In Netzwerken zum gemeinsamen Erfolg
Was bewegt ein KMU wie Colandis, sich in Organisationen und Interessenverbänden der Industrie zu engagieren?
ReinRaumTechnik - Im Dezember 2010 trafen sich sieben Vertreter von sechs Unternehmen in Düsseldorf und gründeten das Deutsche Reinraum Institut e.V. (DRRI), welches im April 2011 auf einer Festveranstaltung in Hof offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Die 6 Gründungsunternehmen, alles kleine und mittelständische Firmen, haben nach jahrelangen Gesprächen und Diskussionen in der Reinraumcommunity die Initiative ergriffen und erstmalig eine Interessenvertretung der Branche „Reinraumtechnik" gegründet. Dieser Schritt war längst überfällig um die Reinraumtechnik als Branche in der Industrie, Wirtschaft und Politik sichtbar zu machen. Trotz der Meinung, es gäbe schon genug Interessenvertretungen, haben wir es hier mit einer völlig neuen Qualität zu tun. Im Gegensatz zu der einen oder anderen Vereinigung haben wir es hier nicht mit einer Abgrenzung zu anderen Branchen, sondern mit einer Sichtbarmachung unseres Fachbereichs zu tun.
Reinraumtechnik: Eine Hilfswissenschaft
Die Reinraumtechnik fungiert in einer ähnlichen Funktion zu anderen Industriezweigen wie die Mathematik zur Physik - sie ist eine „Hilfswissenschaft" und wird nur dann zu Rate gezogen, wenn man mit herkömmlichen Methoden keine verwertbaren Ergebnisse mehr erzielen kann. Verschrien als Kostenfaktor fristet die Branche Reinraumtechnik in Deutschland, in der mehr als 15.000 Beschäftigte tätig sind und ein geschätzter Jahresumsatz von mehr als 15 Mrd. Euro realisiert wird, ein in der Öffentlichkeit untergeordnetes Dasein. Dies zu ändern ist die Chance der KMU's, sich mehr als Technologieunternehmen zu etablieren und nicht nur als ein Lieferant unter vielen gesehen zu werden.
Weiterhin bietet die Mitarbeit im DRRI die Möglichkeit sich über Netzwerke der anderen Partner weitreichender bekannt zu machen, als es das eigene Marketingbudget je hergeben würde. So ist das Unternehmen nicht ausschließlich Mitglied im DRRI, sondern auch in anderen branchenspezifischen Organisationen wie z.B. der SEMI (Globaler Industrieverband für die Halbleiterproduktion). Über solche Verbindungen eröffnen sich sehr gute Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des Hineinwachsens in andere Branchen, in denen das eigene Produkt- und Dienstleistungsspektrum eine gute Ergänzung der bisherigen Lösungen ergeben kann. Erste Gespräche zwischen einem Vertreter von SEMI und Gründungsmitgliedern des DRRI wurden organisiert und durchgeführt. Die Übereinstimmungen in den Zielen der einzelnen Organisationen waren bemerkenswert. Weitere Gespräche sind vereinbart.
Was bringt diese Zusammenarbeit jedoch im Einzelnen?
Die heutigen Anforderungen, die in den verschiedenen Branchen gestellt werden, wachsen in einem immer höheren Tempo. Vor nicht allzu langer Zeit wurde der US-Federal-Standard durch die ISO 14644-1 abgelöst. Die Klassifizierung der Luftreinheitsklassen wurde damit um zwei weitere Klassen erweitert. Heute definiert die Halbleiterindustrie Spezifikationen, zu denen es noch keine Meßtechnik gibt, um diese „Reinheitsklasse" meßtechnisch zu erfassen. Trotzdem erwarten die Hersteller von Fertigungsmaschinen für die Halbleiterindustrie Lösungen, die diesen Spezifikationen entsprechen. Bisher war es die Aufgabe Minienvironment-Lösungen zu entwickeln, die der Luftreinheitsklasse der ISO 1 (entsprechend ISO 14644-1) entsprechen. Vergleichsweise sind das etwa drei Würfel a. ein Kubikmeter, die sich im Erdvolumen verstecken, man hat sich dieser Aufgabe erfolgreich gestellt. Heute erwartet man auf einer Produktoberfläche einen maximalen Zuwachs von weniger als ein Partikel in der Größe von 10-20 nm.
Diese Entwicklungen erfolgreich zum Abschluß zu bringen kann heute kein Unternehmen mehr allein realisieren. Dazu bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen verschiedensten Unternehmen. Diese findet man in Organisationen wie SEMI oder dem Deutschen Reinraum-Institut. Die Mitgliedschaft in einer oder in mehreren dieser Organisationen hilft dahingehend, Türen schneller zu öffnen und über persönliche Verbindungen so an die richtigen Ansprechpartner zu gelangen.
Als Beispiel sei hier das Strategiemeeting ISS Europe von SEMI genannt. Einmal im Jahr trifft sich die Halbleiterbranche in Europa, um über die neuesten Entwicklungen, Trends und Forecasts zu diskutieren. Eine größere Dichte an Kompetenz in der Halbleiterbranche ist kaum vorstellbar. Es werden dort die Allianzen der Zukunft geschlossen. Wer auch zukünftig technologisch führend sein will, darf sich diesen Veranstaltungen und Organisationen nicht verschließen. Ein weiterer sehr wichtiger Anlaß ist die SEMICON Europa in Dresden, welche mit ihren Konferenzen und über 400 Ausstellern der Branchentreff der europäischen Halbleiterindustrie ist. Dieses Jahr findet zum zweiten Mal in Folge die 7. Global Plastic Electronics (PE2011) statt, welche neuartige Anwendungen und Technologien im Bereich organischer und gedruckter Elektronik, Photovoltaik, Beleuchtung und Displays zeigt.
Standards spielen in der Halbleiterindustrie eine entscheidende Rolle für die Entwicklung von neuen technischen Lösungen. Der Zugriff auf diese Standards ist den SEMI-Mitgliedern jederzeit gegeben und es besteht die Möglichkeit, sich an der Erarbeitung selbst zu beteiligen. Damit haben auch KMU die Chance, technologische Trends aktiv mit zu gestalten.
Auch kleine Unternehmen haben die Zeichen erkannt und investieren in das Engagement in branchenspezifischen Netzwerken. Wenn die Chancen und Möglichkeiten aktiv genutzt werden, tritt der Kostenaspekt, den man sicherlich nicht verschweigen sollte, in den Hintergrund. Auf Grund der Mitarbeit in SEMI, IVAM (Fachverband für Mikrotechnik), ELMUG (Elektrische Meß- und Gerätetechnik) und natürlich im Deutschen Reinrauminstitut ist Colandis zum Markenzeichen für Reinraumtechnik in Hochtechnologiebereichen geworden.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.semiconeuropa.org bzw. www.reinraum-institut.org.
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Semi Europe
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