Pharmaproduktion der Zukunft: Effizient, ganzheitlich, global
Excellence United: Strategische Zusammenarbeit von Bausch+Ströbel, Fette Compacting, Glatt, Harro Höfliger, Uhlmann und VisioTec
Die pharmazeutische Industrie befindet sich in einem umfassenden Veränderungsprozess. Während die Gesundheitssysteme in den etablierten Märkten unter einem massiven Kostendruck stehen, erleben die so genannten „Pharmerging Markets" ein beeindruckendes Wachstum. Diese Entwicklung stellt Pharmaunternehmen vor vielfältige Herausforderungen und eröffnet Anbietern von Produktionstechnik zahlreiche Chancen.
Neues Selbstverständnis für Zulieferer
Der globale Pharmamarkt steht vor fundamentalen Veränderungen. Pharmakonzerne fokussieren sich auf Kernkompetenzen wie Forschung und Entwicklung sowie die Vermarktung und arbeiten bei allen anderen Stufen in der Wertschöpfungskette enger mit hoch spezialisierten Zulieferern und Dienstleistern zusammen.
Am Beispiel der Maschinenbauindustrie zeigt sich, welche Chancen diese Entwicklung für die Partner der Pharmaproduzenten bietet: Hersteller von Maschinen für die Pharmaproduktion sind nicht mehr nur „Geräteaufsteller", sondern werden von Anfang an in die Konzeption des Produktionsprozesses eingebunden. Sie kennen den gesamten Maschinenpark ihrer Kunden und wissen, wie er optimal eingesetzt werden kann. Kurz: Sie sind mit ihrem gesamten Know-how als ganzheitlich denkende Problemlöser für die Pharmaproduktion gefragt.
Schließlich sind die Einsparpotenziale in diesem Bereich groß. Nach einer Studie von Tetragon Consulting im Auftrag des VDMA lag die Auslastung des Maschinenparks im Jahr 2006 durchschnittlich weit unter 20 % der theoretisch möglichen Laufzeit von 24 Stunden pro Tag. Mehr denn je wird es deshalb in Zukunft auf technologische Innovationen ankommen, die in der Pharmaproduktion noch mehr Output pro Zeiteinheit ermöglichen. Selbstredend bei höchster Qualität und Zuverlässigkeit - und zwar weltweit.
Pharmerging Markets
„Weltweit" ist auch das Stichwort für einen zweiten Megatrend, der die Pharmabranche neben dem Streben nach effizienteren Produktionsprozessen in den nächsten Jahren prägen wird. Nach einer IMS-Prognose werden die Pharmamärkte in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern wie China, Russland, Brasilien und Indien 2011 im Durchschnitt um 15 bis 17 % wachsen - also rund dreimal schneller als der Weltmarkt.
Ein weiterer, ebenso bemerkenswerter Trend ist die Vereinheitlichung von Qualitätsstandards und Know-how auf globaler Ebene. Besonders den Pharmerging Markets kommt hier eine Schlüsselrolle zu: Viele Unternehmen dort produzieren nicht mehr länger nur für ihren Binnenmarkt, sondern sie exportieren weltweit. Damit sind auch die Zeiten, in denen etwa Pharmaunternehmen aus Asien vor allem ausrangierte Anlagen aus Europa oder lokal gefertigte Maschinen gekauft haben, wohl endgültig vorbei. Unternehmen mit internationalen Ambitionen arbeiten nach FDA-Standards und legen Produktionsprozesse sowie Maschinenparks entsprechend aus. Dabei haben sie nicht nur die Effizienz der Produktion im Blick, sondern auch die Anforderungen der Patienten. Wer für den Weltmarkt produzieren will, muss auch bei der kosmetischen Qualität der Tabletten westliche Qualitätsstandards erreichen. Dazu braucht es „Best-in-class"-Maschinen sowie entsprechendes Know-how und Service vor Ort.
Excellence United
Diese Entwicklung ist für Unternehmen des Spezialmaschinenbaus gleichermaßen Chance wie Herausforderung. Folgt man einer aktuellen Prognose der Unternehmensberatung PwC, dann ist aus Sicht der Produktionstechnik interessant, dass in allen vier Zukunftsszenarien, die die Berater für die Pharmaunternehmen skizzieren, die Anlageneffektivität eine entscheidende Rolle spielen wird. Genau auf diese Anforderungen ist eine strategische Zusammenarbeit von sechs Unternehmen des Spezialmaschinenbaus ausgerichtet. Angeregt durch die Entwicklungen im Pharmamarkt haben sie die strategische Allianz „Excellence United" gegründet. Mitglieder sind die Unternehmen Bausch+Ströbel, Fette Compacting, Glatt, Harro Höfliger, Uhlmann und VisioTec. Das gemeinsame Angebot richtet sich gezielt an Unternehmen der Pharma-, Medizintechnik- und Prozessindustrie und deckt alle Stufen der Wertschöpfungskette ab: angefangen bei Laborausrüstung über die Herstellung von klinischen Mustern und die Arzneimittelproduktion bis hin zu Maschinen für die Endverpackung.
„Wir treten an, um durch unser gemeinsames Angebot die Produktivität und Effizienz der Produktions-, Entwicklungs- und Verpackungsprozesse unserer Kunden deutlich zu verbessern", erklärt Siegfried Drost, Geschäftsführer von Uhlmann und Sprecher der Excellence United, den Anspruch der Allianz. Der Impuls für die Zusammenarbeit der Unternehmen komme aus dem Markt, so Drost: „Bei zahlreichen Ausrüstungsprojekten in den vergangenen Jahren, bei denen die Betreiber einen Best-in-Class-Ansatz verfolgten, haben wir uns quasi die Klinke in die Hand gegeben. Indem wir unsere Kompetenzen bündeln, bieten wir den Kunden diese Leistung jetzt aus einer Hand. Diese profitieren von einem verbesserten Schnittstellenmanagement, einer durchgängigen Dokumentation und einer schnellen Vorortbetreuung."
Die Zusammenarbeit in der Excellence United hat mit der Etablierung gemeinsamer Projektteams bereits im Januar 2011 begonnen. Unternehmerisches Ziel der Allianz ist es, mittelfristig bis zu 25 % aller Projekte gemeinsam mit anderen Mitgliedsunternehmen durchzuführen.