Preiserhöhungen: Daten stärken die Abwehrkräfte
26.04.2016 -
Einkäufer von Konzernen kennen die Kostenstrukturen ihrer Lieferanten besser als diese selbst. Sie unterziehen deren eigenen Aufwand für Material- bzw. Rohstoffe, Energie, Löhne, Maschinen und Overheads permanenten Screenings. Solche Analysen werden von Dienstleistern angeboten, in der Regel in Zusammenhang mit einer passenden Software und zu nicht unerheblichen Kosten.
Solch filigrane Analysen lohnen sich erst bei sehr großen Einkaufsvolumina. Oft reichen Plausibilitätschecks, um zu ermitteln, ob ein Lieferant bei seiner Kalkulation bzw. seiner Preisforderung womöglich überzieht. Das gilt nicht nur für Halbfertigerzeugnisse und Handelswaren wie Behälter, Verpackungen oder Arbeitsschutzkleidung, sondern auch für Handelswaren wie Behälter, Verpackungen und Arbeitsschutzkleidung.
Es gibt zahlreiche zum Teil sogar frei zugängliche Quellen, aus denen sich aussagekräftige Daten über die Kostenstruktur von Liefermärkten gewinnen lassen. Dazu zählen etwa das Statistische Bundesamt, die Deutsche Bundesbank oder Veröffentlichungen von Wirtschaftsverbänden. Gut zu wissen: Auch die Datendienstleister schöpfen daraus. Mithilfe von öffentlich zugänglichen Geschäftsberichten lassen sich sogar lieferantenspezifische Checks durchführen. „Wenn sich beispielweise ein Unternehmen einer optimierten Energiebeschaffung rühmt, ist die Begründung einer Preiserhöhung mit gestiegenen Energiekosten zumindest fragwürdig“, so Stephan Schmidt, Geschäftsführer der 2013 gegründeten Schmidt & Wiebel Lieferantenanalyse mit Sitz in Teningen, Baden. Der Wirtschaftsingenieur hatte in seiner Masterarbeit im Studiengang Einkauf- und Supply-Chain-Management an der Georg-Simon-Ohm Hochschule in Nürnberg ein Konzept zur Beurteilung von Preisveränderungen entwickelt. Daraus entstand ein Dienstleistungsangebot, das Einkäufer in die Lage versetzt, die Glaubwürdigkeit von Kostenargumenten ihrer Lieferanten zu überprüfen.
Schmidt & Wiebel recherchiert bzw. aktualisiert regelmäßig die wesentlichen Kostenstrukturdaten und Kostenentwicklungen produzierender Branchen. Erhoben werden zurzeit zehn Parameter in den Kostenbereichen Material, Energie, Transport und Personal. Anhand von Daten über Kapazitätsveränderungen und -auslastungen werden auch Wahrscheinlichkeitswerte über die „Verhandlungsbereitschaft“ ermittelt. Die Informationen werden als PDF geliefert. Sie kosten je nach Auswahl und Umfang zwischen 79 EUR und 189 EUR. Das Premiummodul enthält zusätzlich ein Excel-Tool, mit dem berechnet werden kann, welche Auswirkungen bestimmte Kostenveränderungen auf den Preis haben. Schmidt: „Wer nicht Millionen an Volumina beziehungsweise Stückzahlen einkauft und deshalb die Kostenbestandteile bis ins Einzelne ermitteln muss, hat mit Plausibilitätschecks eine wertvolle Unterstützung für seine Preisgespräche und kann überzogenen Forderungen seiner Lieferanten mit fundierten Argumenten begegnen.“