Anlagenbau & Prozesstechnik

Effizienz in der Anlagenplanung bringt Effizienz im Betrieb

14.04.2015 -

Intergraph Process, Power & Marine (PP&M), einer von zwei Geschäftsbereichen der Intergraph Corporation, ist ein führender Anbieter von Engineering-Software für die Prozessindustrie, den Kraftwerkbau und die Schiffbauindustrie. Die aktuelle Marktsituation beschert Unternehmen wie Intergraph neue Herausforderungen: Gerhard Sallinger, Präsident Intergraph PP&M, sprach am Rande des Intergraph-Anwendertreffens CEGUG mit CHEManager und berichtete, welche Herausforderungen das sind und wie das Unternehmen ihnen begegnet. Die Fragen stellte Corinna Matz-Grund.

CHEManager: Herr Sallinger, vor dem Hintergrund des gesunkenen Ölpreises dürften sich die Voraussetzungen für viele Projekte geändert haben. Was hat das für Folgen und wo bzw. wie wird Ihrer Einschätzung nach in Zukunft investiert?

G. Sallinger: Der niedrige Ölpreis und zum Teil auch die unsicheren politischen Verhältnisse in den Öl- und Gasländern, wie Irak, Nigeria oder Libyen, führen dazu, dass Projekte verzögert oder gar nicht erst umgesetzt werden. Hinzu kommt, dass dadurch zurzeit etwa ein Drittel der Öl- und Gasförderung nicht profitabel ist. Insgesamt gibt es etwa 10 bis 20% weniger Großprojekte. Intergraph wird sich auf Projekte fokussieren, die den gesamten Lebenszyklus erfassen. Da kommt Lösungen, die den Überblick und das Ineinandergreifen von Gesamtprozessen gewährleisten und damit eine hohe Interoperabilität sicherstellen - bspw. SmartPlant Fusion oder SPO SmartPlant Enterprise für Owner Operators - eine Schlüsselrolle zu. Die stabile Umsatzsituation - zu je etwa einem Drittel auf die Regionen Americas, EMEA und Asia verteilt - gibt uns mit dieser Strategie Recht. Relativ neu bei Intergraph sind die Hosting- und Cloud-Lösungen & Services, die derzeit noch etwa fünf Prozent des Umsatzes ausmachen, aber ausgebaut werden. Im Moment nutzen dies bspw. Shell, Alcoa, der weltweit größte Aluminiumproduzent, und auch die italienische Ölgesellschaft Eni aus Gründen der Transparenz und Kosteneffizienz.

Was sind die entscheidenden Anforderungen der Industriekunden in Bezug auf die Effizienz, die Qualität und die Interoperabilität? Wo liegt die Priorität?

G. Sallinger: Die Antwort dürfte bei jedem Kunden anders ausfallen. Nach meiner Einschätzung ist derzeit größtes Thema die Effizienz in der Planung, die letztlich Effizienz im Betrieb bringt. Die Owner, also die Anlagenbesitzer, lernen zunehmend den Wert ihrer Anlagen zu schätzen. Vor zehn, 15 Jahren bauten ein, zwei Ingenieurbüros eine Anlage, nach der Maßgabe ‚Baut mir möglichst günstig die Anlage mit den und den Spezifikationen'. Die Dokumentation bestand aus einem Handover und einem Container mit Zeichnungen und Dokumenten, die im besten Fall im Archiv landeten. Nach drei, vier Jahren waren sie überholt, ungültig oder unvollständig, denn eine Anlage lebt und wird während ihrer Lebensdauer ständig umgebaut und optimiert. Bei Kraftwerken vielleicht weniger, aber an Raffinerien und Chemieanlagen eigentlich ständig. Das hat die Eigner in der Vergangenheit wenig gestört. Aber heute erkennen sie, dass in der Optimierung des Betriebs das eigentliche Potential steckt.

Derzeit ein diskutiertes Thema in der Branche ist die zunehmende Anforderung an Prozesssicherheit, Dokumentation und Technik. Welche Neuerungen bieten Sie Ihren Kunden beim Thema Sicherheit?

G. Sallinger: In einer Chemieanlage gibt es - naturgemäß - ab und zu unvorhergesehene Zwischenfälle. Das ist nicht gewollt, aber es kommt vor. Dann kommt es darauf an, dass die Dokumentation stimmt - zur Ursachenermittlung aber auch für die Behörden. Das haben die Anlageneigner begriffen. Dort will Intergraph mit seinen Datenmanagement-Lösungen ansetzen. Heute gibt es bei der Übergabe einer neuen Anlage keinen Container voller Dokumente mehr. Stattdessen läuft ein automatisierter Prozess ab und der Anlagebetrieb geht nahtlos ineinander über. Viele Daten aus der Planungsphase sind für den Betrieb nicht mehr vonnöten. Es gibt aber keinen Zeitpunkt mehr, an dem entschieden wird, welche Pläne noch benötigt werden, sondern automatisierte Prozesse, die durch anwenderorientierte Prozesse und Dienstleistungen kontinuierlich verbessert werden. Dort beobachten wir ein großes Wachstum und weiterhin enormes Potential.

Also geht die Innovation in Richtung Effizienzsteigerung, auch hinsichtlich Dokumentation. Wo und wie wird das bei Ihnen geleistet? Wer macht die Neuentwicklungen bei Intergraph?

G. Sallinger: Wir haben weltweit etwa 2.300 Mitarbeiter, davon sind fast 40% in der Entwicklung tätig. Wir haben über 50 Produkte: Viele dieser Produkte haben historische Wurzeln, die Produkte sollen heute aber auch noch passen, eine echte Herausforderung! Sehr viele Leute, die bei uns arbeiten, kommen aus der Branche, sind also sehr gute Entwickler und Programmierer. Und bei jeder neuen Lösung fragen wir unsere Kunden was Sie brauchen und entwickeln nach deren Bedarf. Im laufenden Projekt stimmen wir uns ständig mit Ihnen ab, damit wir auch sicher den Marktbedarf treffen. Für Owner Operator beispielsweise haben wir unsere Lösung SPO vorkonfiguriert, so dass etwa 70 bis 80% der Software bereits an die Bedürfnisse von Eignern angepasst sind.

Als wir die SPO-Lösung definiert haben, hatten wir im Vorfeld Workshops und Gespräche mit namhaften Großkunden im Owner Operator-Bereich weltweit und haben deren Arbeitsprozesse identifiziert. Anschließend haben wir diese Abläufe verglichen. Die meisten übereinstimmenden Prozesse haben wir dann in unsere Lösung umgesetzt. Mit dieser Art ‚kleinen Anwenderstudie', die unsere Kunden sehr schätzen, unterscheiden wir uns meiner Meinung nach von anderen Anbietern.

Ein marktführendes Unternehmen braucht gute Mitarbeiter. Was machen Sie in die Richtung Employer Branding?

G. Sallinger: Wir haben an vielen Standorten Entwicklungsmitarbeiter. Smart 3D, unser weltweit führendes 3D-System, wird zu etwa 60% in Indien entwickelt. In Indien müssen Sie als Arbeitgeber attraktiv sein, nicht nur vom Geld, sondern auch vom sozialen Aspekt, weil dort viele namhafte Firmen Entwicklungszentren haben. Um die Fluktuation niedrig und gute Mitarbeiter im Unternehmen zu halten, müssen Sie der ganzen Familie etwas bieten. Unsere Fluktuationsrate liegt glücklicherweise bei nur sechs oder sieben Prozent; wir konnten uns als attraktiver Arbeitgeber einen Namen machen. Das Management-Team von Intergraph passt sehr gut zusammen und trifft sich. Außerdem gehen viele Kundenbeziehungen über normale Geschäftsbeziehungen hinaus. Ich glaube, dass sich diese ‚Investments' letztlich auszahlen.

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