Chemieverbände in Rheinland-Pfalz fordern Industrieinitiative
Wirtschaftliche Entwicklung der Branche alarmierend, Unternehmen gefrustet von Bürokratie und Regulierung
Der Hauptgeschäftsführer der Chemieverbände Rheinland-Pfalz, einer Gemeinschaft des Arbeitgeberverbands Chemie und des Landesverbands der Chemischen Industrie Rheinland-Pfalz, fordert daher eine Industrieinitiative der Bundesregierung für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Denn aus seiner Sicht ist die Chemieindustrie bereit und in der Lage, die Transformation zu gestalten. Jedoch lassen es die politischen Rahmenbedingungen nicht zu. „Wenn wir Klimaschutz, Wohlstand und Innovationskraft für Deutschland wollen, dann müssen wir die Chemieindustrie im Land halten“, erklärte Vogler.
Von Januar bis September ging – im Vergleich zum Vorjahr - der Umsatz der chemischen Industrie um rund 23% auf 21,9 Mrd. EUR zurück. Gleichzeitig wurden 20% weniger Waren produziert. In den Büchern stehen 30% weniger Aufträge. Die gleiche Tendenz sehen wir auch in anderen Bereichen, wie Gummiwaren, Kunststoffverarbeiter sowie Farben und Lacke oder Reinigungsmittel. In einer Mitglieder-Umfrage gaben rund 80% der befragten Unternehmen an, stark oder sehr stark von den hohen Energiepreisen betroffen zu sein. Aufgrund der schlechten Ertragslage bei jedem zweiten Unternehmen liegt der Fokus auf dem Kostenmanagement.
„Dass sich in der Transformation die Produktion und Standorte verändern, ist uns in der Branche bewusst. Wir dürfen aber nicht unternehmerisches Handeln in ein enges Korsett von Regulierungen und Bürokratie zwängen. Das schnürt die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe ab. Wir brauchen positive Botschaften für die Unternehmen und deren Beschäftigten im Land. Das sind in erster Linie wettbewerbsfähige Energiekosten und der Abbau der Regulierung. Denn ein starker deutscher Chemiestandort ist wichtig für das Erreichen unserer Klimaschutzziele“, betonte Vogler. Bereits Mitte Oktober mahnte Vogler, dass die zunehmende Regulierungswelle der EU den Unternehmen die Manövrierfähigkeit hin zu einer nachhaltigeren Entwicklung nehme: „Speziell beim Green Deal und seinen vielen hunderten neuen Regulierungsvorhaben ist eine Pause dringend notwendig, um den Unternehmen die notwendige Luft zum Atmen zu verschaffen“, betonte er während eines Besuchs des Europaabgeordneten Karsten Lucke (SPD) beim Unternehmen Zschimmer & Schwarz in Lahnstein. Das Chemieunternehmen, welches sich zu 100% in Familienbesitz befindet, ist ein „Hidden Champion“ – weltweit erfolgreich in verschiedenen Märkten wie Kosmetik, Lederherstellung und -verarbeitung, Fahrzeug- und Maschinenbau sowie Farben und Lacke.
An seinem Hauptsitz in Lahnstein beschäftigt das Unternehmen rund 500 Mitarbeitende. Die hohen Energiekosten sorgen für dauerhafte Marktverschiebungen und das wirkt sich auf den Standort aus. Auch die zunehmenden Verbote und Einschränkungen von Chemikalien, vor allem im deutschen und europäischen Wirtschaftsraum, bereiten Christoph Riemer, CEO der Zschimmer & Schwarz-Gruppe, Sorgen: „Die Chemieindustrie in Europa mit ihrem Portfolio an Materialien, Lösungen und Innovationen spielt eine Schlüsselrolle in der Nachhaltigkeitstransformation. Es ist entscheidend, dass der Chemieindustrie nicht die Mittel verboten werden, die Lösungen für die großen Transformationen wie zum Beispiel den Green Deal aktiv mitzugestalten“, fasste. Riemer zusammen.
Ein EU-Verbot von Chemikalien und auch ein dauerhaft hoher Energiepreis würden zu einer Verlagerung der Produktion ins Ausland führen. Für den globalen Klimaschutz wäre das kein Erfolg. „Den Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit können wir nur dann erfolgreich begleiten, wenn wir verlässliche Signale erhalten, dass sich Investitionen in Deutschland lohnen. Ansonsten bestimmen andere Regionen das Tempo und wir erhöhen unsere Abhängigkeit“, so Riemer.
Dass die Zeit dränge, betonte Vogler: „Während die Politik monatelang eine Lösung diskutiert, rechnen die Unternehmen bereits mit spitzem Stift, ob sich der Standort Deutschland überhaupt noch lohnt. Wenn die Entscheidung in den Betrieben für das Ausland erst gefallen ist, kommt jede politische Lösung zu spät.“ Er ergänzte: „Die Chemieindustrie hat Pläne und Möglichkeiten, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und die Transformation zu gestalten. Dazu sollten Industrie und Politik vertrauensvoll zusammenarbeiten.“
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