Lenzing kündigt Performance-Programm an
Die Umsatzerlöse von Lenzing gingen in den ersten drei Quartalen 2023 um 5,3% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres auf 1,87 Mrd. EUR zurück. Dieser Rückgang ist primär auf niedrigere Faserumsätze zurückzuführen, während die Zellstoffumsätze stiegen. Die Ergebnisentwicklung war im Wesentlichen vom Marktumfeld beeinflusst. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) ging in der Berichtsperiode um 16,7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf EUR 219,1 Mio. zurück. Das Ergebnis nach Steuern lag bei minus EUR 96,7 Mio. (nach EUR 74,9 Mio. in den ersten drei Quartalen 2022), das Ergebnis je Aktie bei minus EUR 4,90 (nach EUR 2,16 in den ersten drei Quartalen 2022).
„Die für das zweite Halbjahr erwartete Erholung in den für uns relevanten Märkten bleibt bisher aus. Umso richtiger erweisen sich daher die frühen Maßnahmen, die wir gesetzt haben. Wir haben bereits Ende 2022 ein ambitioniertes Kostensenkungsprogramm gestartet, das früher als geplant die erwarteten Ergebnisse geliefert hat. Darauf aufbauend setzen wir derzeit ein holistisches Performance-Programm mit Fokus auf Maßnahmen zur Stärkung der Profitabilität und Cashflow-Generierung sowie zum Ausschöpfen der Wachstumspotenziale auf den Fasermärkten durch gezielte Vertriebsaktivitäten um“, sagt Stephan Sielaff, Vorstandsvorsitzender der Lenzing Gruppe.
Nico Reiner, Chief Financial Officer der Lenzing Gruppe, ergänzt: „Mit diesem Performance-Programm werden wir die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen kraftvoll bewältigen und die Resilienz der Lenzing gegen Krisen steigern.“
Effektive Maßnahmen gestartet
Lenzing führte bereits Ende 2022 ein Programm zur Reorganisation und Kostensenkung im Volumen von mehr als EUR 70 Mio. erfolgreich durch und setzte gleichzeitig weitere Maßnahmen zur Stärkung des Free Cashflow um. Im dritten Quartal 2023 erwirtschaftete Lenzing einen positiven Free Cashflow von EUR 27,3 Mio. Parallel dazu konnte die Bilanz- und Liquiditätsposition durch die erfolgreiche Kapitalerhöhung in Höhe von rund 400 Mio. EUR und die Verlängerung der Kreditlaufzeiten in der Berichtsperiode wesentlich gestärkt werden.
Darauf aufbauend setzt der Vorstand derzeit ein umfassendes Performance-Programm mit dem übergeordneten Ziel einer langfristig deutlich gesteigerten Widerstandsfähigkeit gegen Krisen und einer höheren Agilität bei Marktveränderungen um. Die Programminitiativen zielen auf die Generierung von Free-Cashflow, ein gestärktes Umsatz- und Margenwachstum sowie eine nachhaltige Kostenexzellenz ab. Über die positiven Auswirkungen auf der Umsatzebene hinaus erwartet der Vorstand jährliche Kosteneinsparungen von mehr als 100 Mio. EUR, wovon ca. 50% ab dem kommenden Geschäftsjahr wirksam sein werden.
Ein Teil der Kostensenkungen wird sich wie in vergangenen Programmen aus einer Personalkostenreduktion ergeben. Derzeit wird von einer Reduktion der globalen Personalkosten im Ausmaß von bis zu 30 Mio. EUR oder rd. 500 Vollzeitäquivalenten ausgegangen, wobei diese durch eine Nichtbesetzung der durch Pensionierungen und natürliche Fluktuation freiwerdenden Stellen sowie einen Stellenabbau bewerkstelligt werden wird. Für die österreichischen Standorte in Lenzing und Heiligenkreuz wird derzeit mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan, dessen Umsetzung im ersten Quartal 2024 beginnen soll, verhandelt.
„Better Growth“ weiter vorangetrieben
Die Umsetzung der Unternehmensstrategie „Better Growth“ wurde auch in der Berichtsperiode weiter vorangetrieben. Die Strategie zielt unter anderem darauf ab, die strukturell wachsende Nachfrage nach umweltverträglichen und hochwertigen Spezialfasern besser zu bedienen.
Nach der erfolgreichen Umwandlung einer Produktionslinie in Nanjing (China) im ersten Quartal 2023, konnte Lenzing im dritten Quartal auch ihre Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen in Purwakarta (Indonesien) mit dem Ziel, auf Spezialviscose umzurüsten und die spezifischen Emissionen deutlich zu reduzieren, abschließen. Die am Standort erzeugten Viscosefasern der Marken Lenzing Ecovero und Veocel sind mit dem EU Ecolabel1, einem international anerkannten Umweltzeichen für umweltverträgliche Produkte und Dienstleistungen, gekennzeichnet. Lenzing ist damit in der Lage, 100% des Faserumsatzes mit diesen Spezialfasern zu erzielen.
Ausblick
Eine vollständige Rückkehr der Weltwirtschaft zu Wachstumsraten wie vor der Pandemie scheint laut dem IWF für die kommenden Quartale zunehmend außer Reichweite. Das Wachstum wird neben den Folgen der Pandemie und des weiter andauernden Krieges in der Ukraine auch durch die restriktive Geldpolitik und extreme Wetterereignisse beeinflusst. Die Folgen der erneuten militärischen Konfrontation im Nahen Osten sind derzeit noch nicht absehbar. Der IWF warnt insgesamt vor erhöhten Risiken für die weltweite Finanzstabilität, und erwartet einen Rückgang des Wachstums auf 3% in diesem und 2,9% im kommenden Jahr.
Das Wechselkursumfeld bleibt in den für Lenzing wichtigen Regionen voraussichtlich volatil. Das allgemeine Marktumfeld belastet auch weiterhin das Konsumklima und die Stimmung in den für Lenzing relevanten Industrien. Im richtungsweisenden Markt für Baumwolle zeichnet sich in der laufenden Erntesaison 2023/24 ein weiterer Lageraufbau um 1,7 Mio. t ab; nach einem Lageraufbau von 1,8 Mio. t in der Vorsaison. Die Ergebnisvisibilität bleibt insgesamt stark eingeschränkt.
Lenzing ist mit der Umsetzung des Programmes zur Reorganisation und Kostensenkung voll im Plan und setzt darauf aufbauend ein umfassendes Performance-Programm mit Fokus auf positiven Free Cashflow, gestärktes Umsatz- und Margenwachstum sowie nachhaltige Kostenexzellenz um. Das übergeordnete Ziel ist es, Lenzing noch stärker zu positionieren und ihre Krisenresilienz weiter zu steigern.
Strukturell geht das Unternehmen unverändert von einem steigenden Bedarf an umweltverträglichen Fasern für die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Hygiene- und Medizinbranchen aus. Lenzing ist daher mit ihrer „Better Growth“ Strategie sehr gut positioniert und plant sowohl das Wachstum mit Spezialfasern als auch ihre Nachhaltigkeitsziele einschließlich der Transformation von einem linearen zu einem Modell der Kreislaufwirtschaft weiter voranzutreiben.
Die erfolgreiche Umsetzung der Schlüsselprojekte in Thailand und Brasilien sowie der Investitionsprojekte in China und Indonesien werden die Positionierung der Lenzing dahingehend weiter stärken.
Unter Berücksichtigung der genannten Faktoren geht die Gruppe für das Geschäftsjahr 2023 weiterhin von einem EBITDA in einer Bandbreite von 270 Mio. EUR bis 330 Mio. EUR aus.